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Dachgärten So gelangt Natur in die Stadt!

In jeder Stadt gibt es unzählige Flachdächer. So auch in Zürich. Und dort liegt viel Potenzial, meint Architektin Nadja Zürcher. Mini-Parks, Blühwiesen, Gärten - all das lässt sich auf Dächern gestalten, so ihre Vision der grünen Städte der Zukunft. Gut fürs Klima, gut für die Natur - und vor allem gut für die Menschen, die dort leben und arbeiten!

Von: Sabrina Nitsche

Stand: 08.01.2025

Dachgärten: So gelangt Natur in die Stadt!

Gärtnern mit Tücken!

Dachbegrünungen sind eigentlich nichts Neues, fast schon ein alter Hut. Denn ihre Vorteile sind gewaltig: Im Sommer kühlen sie, im Winter isolieren Dachbegrünungen. Regenwasser wird gespeichert und für Pflanzen genutzt. Doch Nadja Zürcher möcht nicht nur Grün, sie möchte möglichst viel Biodiversität in die Stadt holen. Den Menschen den Kontakt mit der Natur und ihren Kreisläufen nicht nur näherbringen, sondern sie erlebbar machen. Damit das gelingt, muss nicht nur eine Herausforderung gemeistert sein: Landschaftsplanung trifft dabei auf Tragwerksplanung, es gilt die Statik neu zu berechnen, um auch Bäume aufs Dach zu bekommen. Zudem macht sich die Architektin mit einem Team aus Gärtnern, Planern und Technikern Gedanken über das Humus-Management, über Dachabdichtungsverfahren, die Windstärke und schließlich die Pflanzenauswahl. Denn nicht jedes Gewächs gedeiht in luftiger Höhe. Auf einem Bürogebäude mit 2500 Quadratmetern Dachfläche mitten in Zürich durfte sie ihre Vision 2019 gemeinsam mit der Bauherrschaft Wirklichkeit werden lassen.

Tragswerksplan + Pflanzplan = Garten

Die Dachflächen des Bürogebäudes umgeben dreiseitig einen Innenhof. Um das Dach nicht grundlegend verstärken zu müssen, passte Nadja Zürcher ihren Pflanzplan an das bestehende Tragwerksystem an. Gehölze und Sträucher stehen so vorwiegend an den Dachrändern, denn hier können die hinter der Fassade liegenden Stützen mehr Erdvolumen tragen. Die 7 Meter hohen Amberbäume wurden genau auf die Stellen platziert, an denen die innen liegenden Pfeiler stehen. Das geringste Gewicht hat die Magerwiese, die sich wie ein Band um den Innenhof zieht. Die Bepflanzung steigt damit von innen nach außen an, Bäume und Sträucher am Rand bilden einen dichten Ring aus Grün, der die innenliegenden Flächen abschirmt und schützt.

Ein Dach, viele Räume?!

Durch die Anordnung kleiner Gebäude wie Toiletten, Abstell- und Technikräume ist die Dachfläche unterteilt, nicht auf den ersten Blick einsehbar. So entstehen einzelne grüne Räume - jeder mit einer eigenen Nutzung. Mal stehen Hochbeete mit Gemüse im Zentrum des Gartenraums, mal Obstgehölze zum Naschen, mal ein flacher Teich mit Wasserpflanzen. Überall dazwischen sind Stühle und Bänke. Hier finden Meetings und Arbeitstreffen ebenso statt, wie Gespräche und Treffen der über 300 Mitarbeitenden während der Mittagspause oder am Abend. Für die Auszubildenden ist ein Bereich besonders wichtig - das Tiergehege. Denn auf dem Dach haben sich nicht nur Wildtiere eingefunden, auch eine Herde Appenzeller Haubenhühner lebt hier dauerhaft. Wer in dieser Firma eine Lehre beginnt, unterschreibt mit seinem Arbeitsvertrag auch, sich um die Tiere zu kümmern. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, um möglichst viele Berührungspunkte mit der Natur zu ermöglichen. Direkt neben den Hühnern leben zudem einige Landschildkröten, auch sie werden von den Mitarbeitenden versorgt.

Biogärtnern auf dem Dach

Wer möglichst viel Biodiversität möchte, muss nach biologischen Grundsätzen gärtnern. Auch das ein wichtiger Baustein für Nadja Zürcher. So landen Beikräuter im hauseigenen Dachkompost. Staudenschnitt kommt gehäckselt als Mulch zurück auf die Flächen und Strauchschnitt wird gebündelt und als Totholzhaufen aufgeschichtet. So können sich viele Insekten, Mikroorganismen und Falter ansiedeln und vermehren. Auch Schnecken, Enten, Singvögel und Eidechsen haben das Dach mittlerweile erobert und sorgen dafür, dass die Natur allgegenwärtig und in all ihren Facetten erlebbar ist.

Kontakt

Nadja Zürcher
Postfach 745
6431 Schwyz
Email: mail@quantaviva.ch