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Wasser im Garten Schritt für Schritt zum Teich

Natur hautnah erleben, Lebensräume schaffen – auf dem Gelände des Naturkindergartens St. Georg in Pöring wird beides praktiziert. Heute wird das Gelände erweitert, ein Teich soll entstehen. Als erstes geht es ans Schaufeln.

Stand: 09.08.2018 | Archiv

Teich bauen mit Kindern | Bild: BR

Schaufel für Schaufel…

…muss das Erdreich weichen, um Platz zu schaffen für die etwa 12 Quadratmeter große Teichfläche. Die Grobarbeit erledigt dabei ein Minibagger. Das Modellieren des zukünftigen Teichs erfolgt allerdings in Handarbeit. An der tiefsten Stelle soll die Wasseroase etwa 80 Zentimeter tief sein, von dieser Tiefwasserzone geht der Teich dann in Flachwasser- und Sumpfzonen über.

Damit später auch wirklich 80 Zentimeter Wassertiefe erreicht werden, muss man gut 10 Zentimeter tiefer ausschachten, denn die Schutzschicht aus Sand trägt später wieder einige Zentimeter auf. Ist der Teich fertig ausgeschachtet und sind alle Böschungen modelliert, geht es ans Planieren der Oberflächen. Steine und größere Kiesel gilt es zu entfernen, um dann alle Flächen gleichmäßig verdichten zu können. Bei der Gestaltung des Teichrandes achtet Landschaftsbau-Techniker Stefan Ludwig darauf, dass keine Verbindung zwischen dem umliegenden Erdreich und dem Teich selbst besteht. Sonst besteht die Gefahr, dass der Teich durch die Dochtwirkung später ständig Wasser verliert.

Für einen optisch ansprechenden und flexiblen Abschluss hat man im Kindergarten St. Georg ein Drainagerohr mit Kies gefüllt und dieses in gleicher Höhe um den künftigen Teichrand gelegt und schließlich mit Erdankern befestigt. Später wird die Teichfolie über das Drainagerohr gelegt und der Randbereich mit Rollkies abgedeckt.

Schützender Sand

Der zweite Schritt ist das Auskleiden der Grube mit Sand und Vlies. Die Schutzschicht aus Sand verhindert, dass die Teichfolie durch den hohen Wasserdruck, der später auf ihr lastet, beschädigt wird. 5 bis 15 Zentimeter stark ist die ausgleichende Sandschicht. Ist der Sand festgeklopft, kommen Vliesbahnen zum Einsatz. Diese helfen, den punktuellen Druck von Fremdkörpern wie Steinen oder Wurzeln zusätzlich zu dämpfen.

Als Faustformel für die Bestellung des Vlieses und auch der Folie in Quadratmetern gilt: Größte Länge bzw. Breite + 2 x Größte Tiefe + 50 cm Randzuschlag. Mindestens 15 Grad warm sollte es sein, wenn man Teichfolien verlegen will – so die Empfehlung einiger Hersteller. Je wärmer es ist, desto leichter lässt sich das 1,5 Millimeter dicke Material in saubere Falten legen. Ist die Folie verlegt und ausgemittelt, geht es ans Auffüllen mit Regenwasser oder nährstoffarmem, weichem Leitungswasser. Aufgefüllt wird nur bis zur ersten Pflanzzone, so kann die Folie noch etwas nachrutschen und man holt sich beim Bepflanzen keine nassen Füße.

Die Wasserpflanzen kommen!

Während der Teich vollläuft, macht sich Stefan Ludwig am fast verlandeten Teich im alten Bereich des Kindergartens ans Pflanzen sammeln. Mehrere große Exemplare des Blutweiderichs und einige Iris hat der Landschaftsbau-Techniker als Bewohner für den neuen Teich ausgewählt. Beide Arten sind äußerst robust und ausbreitungsfreudig. Das hat den Vorteil, dass die Pflanzen dem Teichwasser viele Nährstoffe entziehen und Algen damit die Lebensgrundlage. Bevor die großen Stauden in den Teich einziehen dürfen, legt der Landschaftsbau-Techniker die Sumpfzonen noch mit Vlies aus. Auf dieses kommen dann die Gewächse. Größere Steine beschweren die Wurzelballen, verhindern ein Aufschwimmen der Pflanzen. Gewaschener Rollkies der Körnung 16/32 dient zum Abdecken der Wurzelballen und Kunststoffkörbe. Andere Pflanzen wie Hechtkraut, Teichbinse, Seerose, Froschlöffel, Sumpfdotterblume und Sumpfvergissmeinnicht hat Erzieherin Gaby Lindinger währenddessen in Gitterkörbe gesetzt. Beim Einpflanzen wurde ein  spezielles Teichsubstrat verwendet, dieses ist nährstoffarm und beugt so ebenfalls einer Algenbildung vor.

Der letzte Schliff

Sind alle Pflanzen an Ort und Stelle, kann das restliche Wasser einlaufen.
Hat der Teich seinen höchsten Wasserstand erreicht, mit einem scharfen Teppichmesser zu weit überstehende Vlies- und Folienreste beseitigen. Einen 10-15 Zentimeter breiten Streifen lässt Gaby Lindinger umlaufend stehen. Da die Folie nicht der Sonne ausgesetzt sein darf, kommt jetzt wiederum Rollkies zum Einsatz. Der überstehende Folienbereich wird großzügig mit Kies abgedeckt, daran angrenzend werden später noch Stauden gesetzt. Eine alte Baumwurzel und einige größere Findlinge verschönern den Teichrand zusätzlich. Dienen auch als Markierung, damit später niemand auf den Randbereich tritt. In wenigen Monaten werden die üppigen Sumpfpflanzen zudem große Bereiche zugewachsen haben.

Wenige Monate später: erste Teichbewohner, erwünschte wie unerwünschte, haben sich breit gemacht. Fadenalgen bilden zwar die Nahrungsgrundlage vieler Wasserlebewesen, überhand nehmen sollten sie allerdings nicht. Einmal pro Woche fischt Gaby Lindinger deshalb mit den Kindern nach Algen. Nah am Ufer abgelegt, können Kleinstlebewesen oder auch Frosch- und Molchlarven problemlos zurück ins kühle Nass gelangen. Der neue Lebensraum Teich ist fertig. Für Kinder ein überaus faszinierender Ort, besuchen dürfen sie ihn aber nur in Begleitung Erwachsener.


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