BR Fernsehen - Traumhäuser


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Traumhäuser - 7. Staffel Ein Haus, das nach unten wächst

Die siebte Staffel der „Traumhäuser“ zeigt, wie man alten Gebäuden neues Leben einhaucht. Zum Beispiel bei der Modernisierung und Erweiterung eines Einfamilienhauses aus den 50er Jahren.

Von: Steffi Illinger / Agnes Popp

Stand: 21.09.2024

Es war vor allem die elegant geschwungene, offene Treppe mit dem filigranen Geländer – das formschöne Paradestück dieses typischen 50er-Jahre-Hauses in Schweinfurt, in das sich alle verliebt hatten: die anfangs skeptische Bauherrin, die Architekten und eigentlich jeder, der das in die Jahre gekommene Midcentury-Modern-Relikt betrat. Der Bauherr und Erbe selbst war sowieso emotional gebunden an das Haus des Großvaters, in dem er Teile seiner Kindheit verbracht hatte.

Erbe der Nachkriegszeit

Abreissen oder den Charme der Fifties retten?

Dennoch hatten die Bauherren, das Ärztepaar Johanna und Michael Ramming, zunächst auch einen Abriss des stark sanierungsbedürftigen Gebäudes erwogen. Die Architekten jedoch – große Fans der Architektur der 50er Jahre - machten den Erhalt zur Bedingung der Auftragsübernahme und konnten die Bauherren schließlich vom Wert ihrer Immobilie überzeugen. Und so wurde dieser steinerne Zeitzeuge einer vergangenen Epoche mit all seinen Qualitäten gerettet und für die Wohnansprüche der Gegenwart fit gemacht.

Unsichtbar mehr Raum schaffen

Das große Panoramafenster, der offene Grundriss, die epochentypisch asymmetrische Galerie im Obergeschoss und die schöne Treppe mit dem bogenförmigen, bündig eingebauten Regal- und Schrankelement – das alles blieb erhalten. Natürlich mussten Küche und Bäder den heutigen Standards angepasst, das gesamte Haus energetisch ertüchtigt werden. Der größte Eingriff vollzog sich aber im Untergeschoss. Da das Haus an einem Hang steht, war es möglich, den Raumbedarf der vierköpfigen Bauherrenfamilie mit einer Erweiterung nach unten zu decken: Der Keller wurde ausgebaut, zum Garten hin verlängert und mit großen Glastüren geöffnet. So sind zwei zusätzliche, großzügige Räume entstanden, ohne dass der historische Baukörper angefasst werden musste.

Nierentisch, Cocktailsessel und Tütenlampe

Das Möbel-Design der 50er Jahre war geprägt von einem ganz eigenen Stil. Aber auch die Architektur selbst entwickelte in der Aufbruchstimmung der Nachkriegsjahre eine bisher nie dagewesene Formensprache. Die radikale Einfachheit der Fassaden mit ihren rhythmisierten Fensteröffnungen, die offenen Raumfolgen, die großen Panoramafenster – das waren Qualitäten, die lange unterschätzt wurden.

Materielle und immaterielle Werte retten

Geschafft! Zeit zum Genießen.

Heute besinnt man sich wieder der Stärken dieses Baustils. Gerade in Schweinfurt, wo noch viele gute Bauten aus den 50er Jahren erhalten sind, ist das wichtig. Und so ist das Haus Ramming ein Vorbild für den Erhalt wertvoller Bausubstanz - nicht nur in Bezug auf die graue Energie, die darin gebunden ist, sondern auch für das, was man "goldene Energie" nennt: die immateriellen Werte wie persönliche Erinnerungen der Bewohner oder die Kreativität und Gestaltungskraft, die in den Bau geflossen sind.

Architekten: Schlicht Lamprecht Kern
Standort: Schweinfurt

Buch und Regie: Steffi Illinger, Agnes Popp
Redaktion: Sabine Reeh

Ein Haus, das nach unten wächst - Grundriss Hanggeschoß Format: PDF Größe: 652,97 KB

Ein Haus, das nach unten wächst - Grundriss EG Format: PDF Größe: 704,68 KB

Ein Haus, das nach unten wächst - Grundriss OG Format: PDF Größe: 571,3 KB


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