Traumhäuser wiederbesucht Ein Haus mit Einschnitten
Eigentlich hatte diese Familie aus Passau ihr Traumhaus schon gebaut. Doch im Laufe der Jahre gab es immer mehr Aspekte, die ihnen nicht mehr gefielen. Also musste ein neues Traumhaus her.
Eigentlich hatte diese Familie aus Passau ihr Traumhaus schon gebaut. So dachten sie zumindest. Doch im Laufe der Jahre gab es immer mehr Aspekte, die ihnen nicht mehr gefielen. Die unökonomische und konventionelle Raumaufteilung, beispielweise. Besonders das große Treppenhaus erschien ihnen irgendwann als Verschwendung.
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Traumhaus da capo
Sie beschlossen, es noch einmal aufs Neue mit dem Projekt „Traumhaus“ zu versuchen. Kompromisslos, nach ihren ureigenen Vorstellungen, basierend auf den Erfahrungen mit Traumhaus Nummer 1.
Wichtig war ihnen nicht unbedingt mehr Platz zu haben, sondern eher, jeden einzelnen Quadratmeter sinnvoll zu nutzen. Das leidige Problem „Erschließung“, also Flure und Treppen, löste Architekt Stefan Hiendl durch die Beschränkung auf eine Wohnebene. Was nebenbei – auch daran muss man beizeiten denken – das Haus weitgehend barrierefrei und rollstuhlgerecht macht. Der moderne Bungalow hat weder Keller noch Dachboden. Dies ist auch Ausdruck des Lebensstils der dreiköpfigen Familie, denn statt Dinge zu lagern, wollen sie alles Überflüssige sofort entäußern, wenn sie es nicht mehr brauchen.
Ein Riegel mit Durchblick
Nichts sollte die reduzierte Klarheit und Offenheit des neuen Traumhauses stören. Einem Haus, das sich durch Individualität und gestalterische Konsequenz deutlich vom baulichen Einerlei der Neubausiedlung absetzt. Durch verschiedene Einschnitte in den länglichen Baukörper entstanden nicht nur zahlreiche reizvolle Aus-, Ein- und Durchblicke, sondern auch geschützte Freisitze und Atrien.
Einige Nachbarn waren befremdet von so viel Ungewohntem. Das Flachdach. Die Eingeschossigkeit. Die längliche, reduzierte Form mit der dunklen, fast schwarzen und zur Straße hin weitgehend geschlossenen Fassade. Doch die Bauherren waren vollkommen überzeugt von ihrem Traumhaus.
Inspirationsquelle für gute Architektur
Sind sie das acht Jahre später immer noch? Und die Nachbarn? Haben die sich an das Haus gewöhnt? Immerhin hat es inzwischen Nachahmer gegeben. Ein Paar aus Deggendorf sah das Haus im BR Fernsehen und nahm schnurstracks mit Architekt Stefan Hiendl Kontakt auf. Was ist daraus geworden? BR-Autor Frieder Käsmann ist all diesen Fragen nachgegangen.
2008: Die kleine Katharina füttert die Goldfische im kleinen Wasserbecken zwischen Bad und Elternschlafzimmer.
Acht Jahre später: Die Goldfische haben überlebt, der Holzsteg nicht. Er wurde durch ein Metallgitter ersetzt. Die Fütterung übernimmt aber immer noch die Tochter.
Grundriss
Kommentieren
Steffi P., Sonntag, 25.September 2016, 16:24 Uhr
3. Mehr solche Anregungen!
Ich schaue mir die Traumhäuser regelmässig an und finde besonders die "wiederbesucht"-Reihe total klasse. Die gezeigten Häuser sind immer interessant und aussergewöhnlich und es ist faszinierend, was aus den Bauherren geworden ist. Ich verstehe nicht, warum der BR die Reihe jetzt unterbricht. Auch viele meiner Freunde und Bekannten schalten regelmässig ein. Bitte geht bald wieder auf Sendung!
Jo Gierling, Samstag, 17.September 2016, 20:55 Uhr
2. Oh wie wahr...
Lieber Architekt Hiendl, liebe Architektin Schieneis!
Oh wie sehr haben Sie mir bei diesem Beitrag doch aus der Seele gesprochen....! Hier nur ein paar gelungene Beispiele:
* "Passt die übrige Umgebung zu DEM Haus?"
Und nicht umgekehrt!
* "Gute Architektur verträgt das!"
Gemeint: schlechte Möbel
*"Der Architekt muss dann auch loslassen können, wenn das Haus fertig ist."
Auch, wenn es verständlicherweise und gut nachzuempfinden schwer ist
*"Der eine ist Profi in seinem Beruf und möchte dann halt einen Profi ranlassen, der mit ihm das Haus gemeinsam plant."
Viele Bauherren sind ja stolz, wenn sie ihr eigenes Haus selber geplant haben. Warum sollte man dazu befähigt sein?
Gratulation an die Architekten Hiendl/Schieneis zu den wunderbaren Objekten, die die Baukultur bereichern und verstanden haben, die Umgebung in die Planung miteinzubeziehen! Auch wenn dies das ungeschulte Auge nicht gleich sieht!
Bitte noch weitere so gute Vorzeige-Architekten für die Baukultur-Landschaft
Wolfgang Eisenhower, Donnerstag, 28.Juli 2016, 11:36 Uhr
1.
Das Haus sieht wirklich sehr schön und modern aus! Wir selbst planen gerade unseren Hausbau und sind uns mit dem gewollten Stil noch nicht einig. Wir werden uns demnächst auf jeden Fall nochmal beraten lassen. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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