Grabgestaltung zu Allerheiligen Von Pflanzen, die über das Jenseits wachen
Früher wurde bei der Grabgestaltung vor allem auf die Symbolik und Mythologie der Pflanzen geachtet: Denn diese sollten den Toten im Jenseits beistehen. Ein Grund mehr also, sich bei der Grabpflege wieder auf heimische Pflanzen zu besinnen.
Vielen heimischen Gewächsen wurden früher spezielle Eigenschaften zugeschrieben. Die robuste Hauswurz zum Beispiel sollte den Toten auf der Reise ins Jenseits besondere Kräfte verleihen.
"Ein Grab, das mit Symbolpflanzen bepflanzt ist, das spürt man einfach, dass es über die reine Funktionalität, die Sauberkeit und das stressige Grabputzen hinweggeht, sondern da ist einfach Herz dabei. Da ist alles so eingebunden, alles, was man verbindet mit den Ahnen."
Sabine Friesch, Blumenschule Schongau
Immergrüne Pflanzen als Grabbegleiter
Immergrüne Pflanzen symbolisieren seit jeher Kraft und ewiges Leben. Wegen ihrer Fähigkeit, dem Winter zu trotzen, galten sie auch als Schutzpflanzen gegen Dämonen. Die Eibe etwa zeigte den Ahnen den Weg ins Jenseits: Es herrschte der Glaube, dass der Weg in die Unterwelt mit Eiben gesäumt sei.
Daher säumt der klassische Totenbaum auch heute noch viele Gräber und Friedhöfe ein. Der Wacholder hingegen sollte ruhelose Geister auf ihren Platz am zugehörigen Grab bannen können. Denn der Begriff Wacholder kommt auch von dem Namen Wachhalter. Er wacht sozusagen über die Lebenden und die Toten. Darüber hinaus hat er auch noch eine ganz irdische Eigenschaft, weshalb er gern auf Friedhöfe gepflanzt wurde: er desinfiziert und hat eine reinigende Wirkung.
Die Rose - Symbol der ewigen Liebe
Rosen auf Grabgestecken sind oft aus Plastik, da sie ansonsten meist sofort verwelken. Sabine Friesch weiß sich jedoch zu helfen: Mithilfe von warmen Wachs macht sie die Rosen haltbar. Danach wird die Rose in kaltem Wasser abgekühlt, das bringt Glanz auf die Blütenblätter. Derart präpariert hält die Rose bis zum Frühjahr. Das einzige, was sich im Laufe der Zeit verfärbt, ist die Farbe.
Der Wermuth als Botschafter
Der Wermuth hält eingepflanzt sogar gleich mehrere Jahre. Seine Heilkraft und ätherischen Öle machen ihn zur klassischen Grabpflanze. Denn sein starker Duft soll Gebete und Botschaften direkt in den Himmel zu den Verstorbenen tragen.
Der Buchsbaum - Vertreiber des Teufels
Bis zum 19. Jahrhunderts spielte die gärtnerische Gestaltung von Gräbern eine eher untergeordnete Rolle. Wichtiger schien es, Tote und Friedhofsbesucher vor bösen Einflüssen zu schützen, zum Beispiel mit Hilfe des Buchsbaums. Dieser stand in dem Ruf, den Teufel zu vertreiben.
Für die Ahnen wurde seinerzeit viel getan. Vor allem an Novembertagen versuchte man den Toten besonders nah zu sein und sie sogar "einzuladen":
"Ganz besonders an Allerheiligen hat man sogar - vielleicht wird es in manchen Gegenden heute noch gemacht - vom Grab zu sich nach Hause, wenn es ging, eine Mehlspur gestreut. Zuhause hat man dann die gute Stube eingeheizt und den Tisch gedeckt für die Ahnen. Man hat eine Kerze angezündet und Mehlspuppe auf den Tisch gestellt und hat [die Verstorbenen] somit eingeladen, das sie einem auch im kommenden Jahr wieder wohl gesonnen sind."
Sabine Friesch
Heimische Blumen fürs Gesteck
Auch in der Form des Gestecks findet sich Symbolik: Der Kranz steht seit jeher für den Kreislauf des Lebens. Ein traditionelles Gesteck passt sich den Farben der Jahreszeit an und spiegelt die Natur wider. Wer es dennoch lieber bunt hat, braucht trotzdem nicht auf importierte Pflanzen zurückzugreifen: Denn auch das heimische Hornveilchen gilt als traditionelle Grabpflanze. Das Hornveilchen hat zudem den Vorteil, dass es winterhart ist und je nach Standort und Witterung sogar die ganze kalte Jahreszeit über blühen kann, bis hinein ins Frühjahr. Weitere klassische Symbolpflanzen für ein Gesteck sind die Ringelblume als Heilpflanze schlechthin sowie das Vergissmeinnicht, das im Frühjahr blüht.
Kontakt:
Sabine Friesch, Blumenschule Schongau
Augsburger Straße 62, 86956 Schongau
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