BR Fernsehen - Unter unserem Himmel


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Unter unserem Himmel Adventsingen in Aschau

Dieses Jahr findet das Adventsingen in der Pfarrkirche in Aschau im Chiemgau statt.

Stand: 16.11.2012 | Archiv

Pfarrkirche Aschau | Bild: Herbert Reiter, Tourist Info Aschau

Wer Freude an geistlicher Volksmusik hat, sollte das Adventsingen im Bayerischen Fernsehen nicht versäumen: auch heuer findet es wieder an einem ausgesucht schönen Ort statt, in der Pfarrkirche von Aschau im Chiemgau, deren reichhaltiges Innenleben vor allem durch wunderschöne Rokokofresken und barocke Stuckornamente geprägt wird.

Sänger und Musikanten:

Hamberger Viergsang
Hohenaschauer Musikanten
Kirchleitn Soatnmusi
Tassilo Musik
Walchschmied Sänger
und die Singgemeinschaft Frasdorf

Namhafte bayerische Sänger und Musikanten gestalten das Adventsingen mit alpenländischen Liedern und Weisen; die musikalische Leitung übernimmt heuer Otto Dufter, selbst Volksmusikant und Leiter der Musikschule Unterwössen, die als Talentschmiede für Volksmusik-Nachwuchs bekannt ist.  

Der Schauspieler und BR-Sprecher Peter Weiß trägt Texte des Schriftstellers Gerd Holzheimer vor, die im wahrsten Sinne des Wortes besinnlich sind: ebenso wie das musikalische Programm verfallen sie keiner vorweihnachtlichen Sentimentalität, sondern Fragen aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel nach dem tieferen Sinn der Adventszeit und sprechen auch Zuschauer an, die sich mit religiösen Themen schwer tun.   

Texte zum Adventsingen in Aschau von Gerd Holzheimer:

1
Advent nennen wir die Zeit, in der Maria im neunten Monat schwanger ist. Da ist "was unterwegs", sagt man gern von einer solchen Frau. Und diese Frau ist auch selber unterwegs. Ein Engel erscheint ihr, ein leibhaftiger Engel: "Grüß Dich, Maria!", sagt der Erzengel Gabriel zu Maria, und freuen soll sie sich, darf sie sich, sie wird Gottes Sohn gebären! "So soll es geschehen", antwortet sie, ohne lang zu überlegen, "so soll es mir geschehen!" Da ist es gut, in solcher Situation, wenn man sich Rat holen kann. Für die Maria ist das Elisabeth, die ist schon seit sechs Monaten schwanger, sie kennt sich aus, hat Erfahrung. Elisabeth bekommt den Johannes, Maria den Jesus, Gottes Sohn – und wird darüber für uns alle zur Mutter, als hätte sie nicht schon genug zu tun mit diesem Sohn, der ihr noch große Sorgen bereiten wird. Aber ihr Herz ist groß, unendlich groß – ihr Mantel weit. Sie breitet ihn aus, über ihm, über uns, über uns alle.

Service

2
In unserer Zeit wäre wohl kaum eine Frau diesen Weg gegangen, den Maria gegangen ist. Sie würde fragen wollen, was denn das zu bedeuten habe: eine Empfängnis, die als Verkündigung stattgefunden hat? Noch mehr würde das vermutlich ihr Mann fragen. Aber er fragt nicht, sie auch nicht. Sie glaubt es einfach. Zu sich selbst sagt sie: "Sag einfach Ja!" Das ist das einzige, was hilft in dieser Situation! Sie glaubt an das Wort, das gesprochen worden ist, sie glaubt an das Versprechen, ein heiliges Versprechen. Ein Heilsversprechen.
Im Grund weiß sie alles, drum braucht sie auch nicht zu fragen. Sie weiß, dass sie auserwählt ist, eine Auserwählte. Sie weiß, dass sie Gottesmutter wird - sie ist es schon. Sie gehört dieser Welt an, ganz dieser Welt, aber sie gehört auch zu einer anderen Welt, einer himmlischen, einer Welt, welche die ganze Schöpfung, den ganzen Kosmos umfasst. Sie ist Teil dieses Ganzen und sie spürt das. Schon ihre Empfängnis ist im Grund eine Himmelfahrt.

3
In unseren Tagen hat der Schriftsteller Herbert Rosendorfer diese Bitte an Gott gerichtet: "Lieber Gott, ich bitte Dich, dass es dich gibt!" Aber wenn Gott den Menschen gemacht hat, dann lässt er ihn nicht im Stich. Er macht sich selbst zum Menschen, damit der Mensch eine Ahnung von Gott bekommt und damit auch von sich selbst.
Dennoch kann es übel zugehen mit diesem Menschen, wenn er die göttliche Seite vergisst. Er täte sich so viel leichter, wenn er sich auf diese Seite besinnen könnte: die der Liebe. Der Liebe zur Schöpfung, deren Teil er ist, der Liebe zu den anderen Menschen, die Gotteskinder sind, so gut wie er selbst, der Liebe zu einem Gegenüber, das diese Liebe erfüllt – und schließlich der Liebe zu sich selbst, dass man einverstanden ist, mit dem Platz, den man hat, mit dem Weg, den man gegangen ist – ohne überheblich oder selbstverliebt zu werden, einverstanden sein mit sich selbst: mach weiter so, aber geh auch weiter, geh voran! Das ist der Weg der Maria; und diesen Weg hat sie ihrem Sohn weitergegeben.

4
Kaum eine Marien-Darstellung prägt unsere Vorstellung von der Mutter Gottes so wie Raffaels Sixtinische Madonna. Raffael malt die Szene wie einen Auftritt im Theater: ein Vorhang wird aufgezogen, Maria betritt die Szene mit ihrem Kind - das Fenster eines Adventskalenders der besonderen Art. Es ist der größte Augenblick, den es geben kann im Leben der Menschen: eine junge Mutter kommt auf uns zu, ihr neu geborenes Kind auf dem Arm.
Die "schönste Frau der Welt", so wird manchmal die Sixtinische Madonna genannt. Über Wolken führt der Weg, aber kann man auf Wolken gehen? Hält das? Ein Leben lang? Es hält, weil diese Frau alles weiß, im Himmel und auf Erden, ihr ist nichts fremd. Aus der Weite des Himmels, aus der Gesellschaft der Engel trägt sie ihr Kind auf die Erde.

Musikalische Zäsur

Die "schönste Frau der Welt" ist auch eine sehr selbstbewusste Frau, im Wortsinne: sie ist sich ihrer selbst bewusst. Sie weiß um ihren Weg: Mutter Gottes zu sein. Sie weiß auch,  was an Leid auf sie zukommen wird. Aber wer ankommen will, muss sich auf den Weg machen, muss unterwegs bleiben. Hilft alles nichts, sonst bleibt man stehen und kommt nie an, nirgends. Wie in einer Andacht versammeln sich die Menschen vor dieser Madonna  – es i s t eine Andacht. Man muss nicht gläubig sein, man wird es in diesem Moment. Wie im Gottesdienst geschieht in diesem Augenblick eine Wandlung. Verwandelt geht der Mensch weiter. Was wünscht man einem Menschen, der unterwegs ist? Komm gut an - im Advent!

Zur Information:

Die Texte sind urheberrechtlich geschützt. Jegliche Form von Veröffentlichung (einschließlich öffentlicher Lesung) und schriftlicher Verbreitung (z.B. in Form von Fotokopien) ist nur mit Genehmigung des Autors Gerd Holzheimer und des Bayerischen Fernsehens möglich.


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