BR Fernsehen - Unter unserem Himmel


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Peter Kropf Nah am Menschen

Stand: 01.08.2019 | Archiv

Peter Kropf | Bild: BR

Geboren bin ich 1957 in München. Meine Großmutter mütterlicherseits stammt von Hopfenbauern in der Holledau ab. Die Großeltern väterlicherseits sind in Hof und Rehau aufgewachsen. Das Fernsehen habe ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen, denn der Vater war Chefkameramann beim Bayerischen Rundfunk. Mehr so auf seinen Wunsch hin habe ich nach dem Abitur angefangen, Physik zu studieren. Als mir dann aber nach ein, zwei Semestern ein Doktorand voller Stolz erzählte, dass er es nach immerhin zwei Jahren geschafft habe, einen Kristall um 2 Kelvin abzukühlen, dachte ich mir, das kann es nicht sein, das ist mir zu trocken, im Grunde wollte ich ja viel lieber mit Menschen zu tun haben als mit kalter Materie. Ich habe mich dann entschlossen, Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik an der HFF in München zu studieren.

Ich mag Menschen so, wie sie sind, mit ihren Ecken und Kanten, echt und ungeschminkt. Ihre Schicksale, ihre Sorgen, ihre kleinen und großen Freuden machen mich neugierig. Was mir stinkt, sind gestellte Szenen: Die Kamera läuft, der Regisseur brüllt "bitte" und der Bauer fährt mit seinem Traktor von links nach rechts durchs Bild. Sich mit der Kamera darauf einlassen, was wirklich passiert, das ist mir wichtig. Wenn es gelingt, ehrliche Nähe herzustellen, wenn kein Blatt mehr zwischen Autor und Protagonist passt, dann entstehen Momente, die lange nachhallen, auch beim Zuschauer.

Ein Blick hinter die Kulissen des Münchner Flughafens von fünf Uhr früh bis drei Uhr nachts, wenn Hochbetrieb herrscht im Erdinger Moos: "Ein Tag am Flughafen" (2000) war einer der ersten Filme von Peter Kropf für den "Himmel". Weniger technisch ging es dann im Film über "Wetterpropheten" (2002) zu; dafür suchte Peter Kropf Menschen auf, die sich nicht auf amtliche Wettervorhersagen verlassen, sondern ihr lokales Wettergeschehen noch mit eigenen Augen und Ohren deuten können: Senner, Fischer oder Bauern.

Für zwei Folgen der mehrteiligen Reihe über den Bayerischen Wald war Peter Kropf vom Bogenberg bis ins Künische Gebirge und von der Burg Falkenstein bis zum Teufelssee im Böhmerwald unterwegs (2004). In den folgenden Jahren porträtierte Peter Kropf verschiedene Städte, Landschaften und Flüsse in ganz Bayern: "Die Waldnaab und ihre Sagen" (2005), "Eine Reise ins Fichtelgebirge", "Die Landsberger und ihre Stadt" und "Entlang der Iller" (alle 2007), "Memmingen – ein Stadtporträt" (2009), "Im Glonntal" (2010) oder "Frühling an der Wertach" (2013). Dabei leben die Filme von den Menschen, die Peter Kropf für seine Filme suchte und fand, Menschen, die direkt sind, sich begeistern für das, was sie tun. Wie auch im Film "Die Mächler – Tüftler und Erfinder im Allgäu" oder "Die Freiwilligen von Grainet" (beide 2009) über die Feuerwehr in dem kleinen niederbayerischen Ort.

Mit dem Film "Dorfhelferinnen" begann 2006 eine lose Reihe von Filmen, in denen Peter Kropf dem „Bauernleben“ in Bayern nachspürte. Der Auftakt erzählt von drei Dorfhelferinnen, die einspringen, wenn die Bäuerin für eine Weile ausfällt. Im gleichen Jahr wurde "Hofübergabe" gesendet. Darin zeigte Peter Kropf exemplarisch, welche Fragen zwischen den Generationen auftauchen können, wenn der Austrag naht und die Jungen "alles besser machen wollen", aber auch, wie das gemeinsame Wohnen und Arbeiten auf dem Hof geregelt werden kann. "Im Austrag" (2009) knüpft an diese Thematik an.

Strukturwandel, Veränderungen und Krisen in der bäuerlichen Landwirtschaft zeigte Peter Kropf in mehreren Filmen, vor allem aber die Auswirkungen auf die Menschen. So porträtierte er einige Familien, die von der Milchwirtschaft leben bzw. gelebt haben in "Bauernleben – was bleibt?" (2010). Den tiefe Einschnitt im Leben einer Bauernfamilie, wenn sie ihren Hof aufgeben muss, beschreibt der Film "Wenn Höfe sterben" (2011). Die Kinder studieren und suchen sich eine Arbeit jenseits der Landwirtschaft. Oder es gibt einen Nachfolger, aber der findet keine Frau, die Bäuerin werden möchte. Viele Höfe sind so unrentabel, dass die Jungen keine Perspektive mehr sehen und aufhören. Damit Höfe überleben können, verschulden sich auch viele Familien; Zwangsversteigerungen drohen. Von solchen Schicksalen berichtete Peter Kropf im Film "Von Schulden und Gläubigern" (2012).

Am 11. Oktober 2018 ist Peter Kropf im Alter von 61 Jahren gestorben.


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