"Es pfingstelt", sagen die Kötztinger begeistert und meinen damit, dass in allen Häusern und Gehöften der "Pfingstvirus" ausgebrochen ist. Die Papierröserl für die Pferdedecken werden von Neujahr an in Handarbeit von den Kötztinger Frauen produziert. Wochen vor dem Pfingstfest ist der Hufschmied schon ausgebucht. Und wenn Ostern heranrückt, müssen Bürgermeister und Pfarrer wieder einen jungen katholischen Burschen finden, der bereit ist, für ein Jahr in die Rolle des Pfingstbräutigams zu schlüpfen.

Mit rund 900 Teilnehmern zählt der Bad Kötztinger Pfingstritt zu den beeindruckendsten Reiterprozessionen Europas. Er geht zurück auf die Legende vom Stadtpfarrer, der im Jahr 1412 zu einem Sterbenden nach Steinbühl gerufen wurde und dort nur deshalb unbehelligt von allen Gefahren ankam, weil ihm beherzte Kötztinger Burschen das Geleit gaben. Stolz gedenkt das männliche Volk aus der Umgebung seitdem der Heldentat und reitet seit nunmehr fast 600 Jahren am Pfingstmontag den sieben Kilometer weiten Weg von der Stadtkirche zur St. Nikolaus-Kirche in Steinbühl. Auch heuer führt der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hoch zu Pferd die Prozessionsspitze an. Er hatte den Pfingstritt im Jahr 2004 wieder zur eucharistischen Prozession erhoben. 

Doch was haben Bräutigam und Ritt, Legende und Pfingsthochzeit miteinander zu tun? Beginnend mit den Vorbereitungen im Winter begleiten wir eine Handvoll an Kötztingern, die uns hinter die Kulissen der Brauchtumsveranstaltung blicken lassen. Am Pfingstmontag angekommen, dem Höhepunkt der Tage dauernden Veranstaltung, kennt der Zuschauer so die Hauptdarsteller: vom aktuellen Pfingstbräutigam und seiner Braut bis hin zur Klosterschwester in Landshut, die für ihn das Tugendkranzerl geknüpft hat.  Bislang unveröffentlichtes Filmmaterial aus den Jahren 1925 und 1947/48 kommt dabei ebenso zu Tage wie alte Fotografien und die ersten Kötztinger Archivalien zum altehrwürdigen Ritt.