Lorenz Knauer Back to the roots
Lorenz Knauer kam in der Maistrasse in München auf die Welt, hatte aber nie die Gelegenheit, das Bayerische als Muttersprache zu lernen, denn seine Eltern zogen sehr bald sehr weit weg: Aufgewachsen ist er in London, in Berlin und in den USA. Als aber seine Eltern endgültig nach Amerika auswanderten, zog es ihn irgendwie magisch wieder nach München – und ebenso magisch dämmerte es ihm nach einigen Studienjahren, dass er noch einmal ganz von vorne anfangen musste:
Vom ersten Moment, an dem ich begriff, dass ich Filme machen wollte, war mir klar, dass es Dokumentarfilme sein sollten. Filme, bei denen es vor allem um Menschen geht. Menschen, die sich öffnen, die etwas von sich erzählen, die unsere Herzen berühren. Solchen Menschen bin ich auf der ganzen Welt begegnet, aber nirgendwo ist mir so sehr die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat bewusst geworden, wie bei meiner Arbeit für den "Himmel" – ob in Dorfprozelten am Main, in Niederaltaich an der Donau, oder irgendwo am Oberlauf der Isar…
Im Zuge seiner Lehr- und Wanderjahre arbeitete Lorenz Knauer zunächst als Dramaturg in Paris, am "Théâtre du Soleil" von Ariane Mnouchkine, um bei der Bühnenfassung von Klaus Manns umstrittenen Schlüsselroman "Mephisto" zu assistieren. Parallel konnte er eine Langzeitbeobachtung des Bayerischen Fernsehens über die Entstehung des "Mephisto" mitgestalten – und dabei wurde der weitere Weg endgültig klar. Ab 1980 begann er als freier Fernsehautor für den BR zu arbeiten, vor allem für die Sendereihe "Zwischen Spessart und Karwendel".
Ich hatte das ganz große Glück, dort mit Karl Strobel einen Mentor zu finden, der meine filmische Entwicklung nach Kräften gefördert hat und irgendwann einmal sagte: "Knauer, Sie gehören eigentlich in den "Himmel". Das sollte aber noch eine Weile dauern, denn 1989 ging ich in die USA, um die Langzeitdokumentation "Guns: A Day in The Death of America" zu drehen. Die deutsche Fassung kam unter dem Titel: "Waffenwahn: Der Krieg in den Straßen Amerikas" auch ins Bayerische Fernsehen. Kaum war ich nach München zurückgekehrt, da rief dann der "Himmel" an und fragte, ob ich einen Film in der Reihe "Damals..." machen wollte, über die kleine Binnenschiffer-Gemeinde Dorfprozelten am Main.
In den folgenden Jahren entstanden etliche Dokumentationen, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Ausnahmslos setzen sich Knauers Filme auf ganz unterschiedliche Art mit dem Begriff ,Heimat‘ auseinander – vom Bayerischen Wald über die Donau bis nach Rumänien und Bulgarien, vom Nymphenburger Schlosspark bis zu den Quellen der Isar oder den schmelzenden Gletschern der Ötztaler Alpen.
Für mich als Filmemacher ist der Himmel auch eine Heimat geworden – er lässt mir Zeit und Ruhe, die Menschen zu suchen, mich ihnen zu nähern, ihr Vertrauen zu gewinnen und am Ende einen Film daraus entstehen zu lassen, der diesen Menschen gerecht wird und der obendrein den Zuschauern einfach Spaß macht.