Unter unserem Himmel | 15.05.2022 Von Bauern und ihren Kühen
Ob die Kühe auf die Weide sollen, ist mittlerweile nicht nur unter Bauern zur Glaubensfrage geworden. Seit dem Verschwinden der Kuhhirten sind die Tiere in manchen Gegenden das ganze Jahr im Stall angebunden. Das soll jetzt aufhören. Laufställe werden gefordert und gefördert und im ganzen Land gebaut. Ob aber die Tiere auf die Weide kommen, entscheidet jeder Landwirt selbst.
Ein Film von Sylvia von Miller
„Die Kühe müssen draußen sein“, sagt der Landwirt Karl Wegele und treibt seine Kühe jeden Tag durchs Dorf auf die Weide, so wie viele seiner Kollegen, auch wenn es bei dem Verkehr oft beschwerlich ist. Freilich, manche Molkereien fördern oder verlangen den Weidegang, andere nicht, aber ob die Bauern austreiben, ist meist Überzeugungssache. Manche Bauern haben mittlerweile so viele Kühe, dass sie nicht mehr austreiben können oder wollen, trotz Weideprämie.
Familie Löcherer in Lengenwang hat noch keinen Laufstall gebaut. Ihr Original Allgäuer Braunvieh ist von Frühjahr bis Herbst jeden Tag auf der Weide. Im Winter können sie in den Auslauf. Im Stall sind sie angebunden, weil sie sich so gegenseitig nicht verletzen und die schwächeren Tiere nicht den Schikanen der Ranghöheren ausgeliefert sind.
Florian und Barbara Jochner in Großweil haben einen großen hellen Laufstall errichtet. Zusätzlich dürfen die Kühe nach draußen auf die Weide, wann sie wollen.
Der Tierarzt Peter Schieber aus Ottensoos bei Nürnberg erzählt uns von Ställen, sowohl in der Anbindehaltung, als auch im Laufstall, in die er uns nicht führen möchte, weil die Bauern überfordert sind. Seiner Erfahrung nach ist nicht allein die Haltungsform entscheidend, es kommt auch immer auf das „Mitfühlen“ an, darauf, ob ein Bauer Verbindung zu seinen Kühen hat.
Sylvia von Miller hat Bauern und Bäuerinnen in verschiedenen Teilen Bayerns besucht.