Unter unserem Himmel | 26.01.2025 Wintergeschichten aus dem Pfaffenwinkel
Zu Eis erstarrt sind in diesem Winter die vielen Seen und Bäche, die hier alles verbinden und einst fünf Mühlen der Augustiner Chorherren antrieben. Für die Malerin Greta Rief ist die Gegend um Habach wie eine Bühne „mit einem Wahnsinn von einem Gebirge“.
Ein Film von Sylvia von Miller
„Im Winter ist das ganz ein anderes Land“, sagt die Malerin Greta Rief über die Gegend um Habach im östlichen Pfaffenwinkel. „Es ist wie eine Bühne, und dann dieser Wahnsinn von einem Gebirge dahinter. Es macht immer was mit mir.“ Greta Rief ist verbunden mit dieser Landschaft. Die Zeichnungen, die sie bei den täglichen Spaziergängen macht, überträgt sie in Radierungen und Hinterglasbilder.
Rainer Faht führt seit 30 Jahren den „Trödler“ in Habach. Das Wirtshaus in einem historischen Augustiner Chorherrenhaus ist mit alten Schildern, Bildern, Radios, Spielzeug und Möbeln eingerichtet, weil Rainer Fath die alten Dinge schätzt. Und er kennt auch die Geschichte von Habach unter den Augustiner Chorherren.
Alt ist auch die Jaudenmühle am Rand von Habach. Vor tausend Jahren wurde sie gegründet. Ignaz Freisl stellt hier mit seinen Leuten Futter für Kühe, Pferde, Hühner, Schweine und Schafe her. Ignaz und Julia Freisl bewirtschaften auch das Land und den Wald um die Mühle, auf schonende Art. Ins Holz und auf die Wiesen fahren sie meist mit den Pferden, um den Boden nicht zu verdichten. Im Gemüsegarten düngen sie mit Pferdemist und Pflanzenkohle und bedecken die Erde auch im Winter mit Pflanzen, um sie vor der Sonne zu schützen.
Ein kurzes Stück von der Jaudenmühle entfernt, in einer Senke im Wald, steht wieder eine Mühle. Die Obermühle ist seit 27 Jahren ein Musikclub. Regionale und international bekannte Bands spielen hier regelmäßig. Die einheimischen Musiker treffen sich am Donnerstag zur Session. In verschiedenen Kombinationen von Interpreten und Instrumenten entstehen immer wieder neue Musikstücke, nur für diesen einen Abend. Es ist eine Gemeinschaft von Menschen jeden Alters, die das Village betreiben und erhalten. Viele von ihnen arbeiten ehrenamtlich.
Auch aus einer Mühle, der Herzogsägmühle, ist das größte soziale Projekt im Pfaffenwinkel entstanden. Wohnungen und Arbeit zuerst für Wanderarbeiter, später für Wohnungslose, Suchterkrankte, Behinderte und psychisch kranke Menschen. In Penzberg betreibt die Herzogsägmühle die „Schatzkiste“, wo Ehrenamtliche, Mitarbeiter und Betreuer gebrauchte Kleidung, Geschirr und Möbel verkaufen. Durch die Wiederverwertung von Dingen entsteht sinnvolle Arbeit und Zugehörigkeit für die Mitarbeiter, aber auch ein willkommener Ort der Begegnung für viele Kunden.
Eine Stiftung für in Not geratene Bürger, etwa nach einer Überschwemmung, einer Missernte oder Unfällen bei der Holzarbeit, rief in Eglfing die Familie Dichtl und andere wohlhabende Bürger vor mehr als 200 Jahren ins Leben. Die Zeugnisse dieser wohltätigen Arbeit und das „Freskenhaus“ der Familie Dichtl als Ort ihrer besonderen Geschichte, die bis an den Hof der Zarin führte, bewahrt und erforscht die Restauratorenfamilie Christian und Margot Mack.
Die Menschen, die Sylvia von Miller im Pfaffenwinkel trifft, sind mit ihrer Landschaft und deren Geschichte verbunden. Und sie sind miteinander verbunden, versuchen sich gegenseitig zu unterstützen und das zu erhalten, was ihnen wichtig ist.