Augengesundheit Wenn die Augen abdriften: Das hilft bei Schielen
Beim Schielen ist nur ein Auge auf einen fixierten Gegenstand gerichtet, während das andere abweicht. Dadurch bildet sich eine charakteristische Augenstellung, die nicht zwangsläufig sichtbar sein muss. Unbehandelt kann Schielen zu einer ernst zu nehmenden Sehbehinderung führen oder ein Alarmzeichen für eine verborgene Erkrankung sein. Wie Sie Schielen erkennen und behandeln können, weiß Augenärztin Dr. Alexandra Király-Bösl.
Schielen, auch Strabismus genannt, ist eine Fehlstellung der Augen. Normalerweise sehen beide Augen in die gleiche Richtung und fixieren ein bestimmtes Objekt. Jedes Auge fängt dabei ein Bild ein, das sich nur geringfügig vom Bild des anderen Auges unterscheidet, im Gehirn werden beide Bilder zusammengesetzt. Schielt ein Mensch, weicht ein Auge von der Sollblickrichtung ab und schafft es nicht, das Objekt gleichzeitig mit dem anderen Auge zu fixieren. Dadurch wird dreidimensionales Sehen unmöglich.
Kinder sind in der Lage, die Sinneswahrnehmung des schielenden Auges zu unterdrücken und ein dominantes Auge zu entwickeln, welches für den Seheindruck verantwortlich ist. Dies bewirkt allerdings eine zunehmende Einschränkung der Sehschärfe. Im Erwachsenenalter ist dies nicht mehr möglich.
Welche Arten von Schielen gibt es?
- Bei der manifesten Schielform ist die Fehlstellung der Augen ständig vorhanden. Dabei schielt entweder immer nur ein Auge oder beide Augen schielen abwechselnd.
- Das intermittierende Schielen tritt periodisch auf und wechselt sich mit schielfreien Phasen ab.
- Latentes Schielen, auch verstecktes Schielen genannt, ist ohne Untersuchung unsichtbar, kann aber in bestimmten Situationen entgleiten, beispielsweise bei Überanstrengung oder nach Alkoholkonsum.
- Auch kann ein Auge nach innen oder nach außen schielen. Dementsprechend liegt dann ein Innen- oder Außenschielen vor.
- Abweichungen nach oben oder unten werden unter dem Begriff Höhenschielen zusammengefasst.
- Wenn die Sehachse eines Auges verdreht ist, sprechen die Augenärzte vom Verrollungsschielen.
Typische Formen des Schielens
- Mikrostrabismus: Beim Mikrostrabismus ist die Schielstellung nur minimal, wodurch er kaum auffällt. Das macht ihn allerdings nicht harmloser, sondern problematischer. Denn ein Mikrostrabismus kann, genauso wie ein stärker ausgeprägter Strabismus, eine Sehbehinderung nach sich ziehen, wenn er nicht rechtzeitig behandelt wird. Da ein Mikrostrabismus aber gern längere Zeit unentdeckt bleibt, kommt die Behandlung oft zu spät.
- Begleitschielen: Die Bezeichnung richtet sich danach, wie sich die Augen zueinander verhalten. Das schielende Auge begleitet das andere Auge, wenn dieses die Blickrichtung ändert, um ein Objekt zu fixieren. Der Schielwinkel, also der Winkel der Sehachsen beider Augen zueinander, bleibt annähernd gleich.
- Lähmungsschielen: Dieser Schielform liegt eine Lähmungvon mindestens einem äußeren Augenmuskel zugrunde, der für die Bewegung des Auges mitverantwortlich ist. Ein Lähmungsschielen kann schon von Geburt an bestehen. Oft ist jedoch ein plötzlich auftretendes Lähmungsschielen die Folge einer Entzündung, einer Verletzung oder einer andere Erkrankung wie beispielsweise einer Durchblutungsstörung. Diese kommt gehäuft bei Menschen mit Diabetes oder erhöhtem Blutdruck vor.
Symptome des Schielens
Macht sich ein Schielen im Erwachsenenalter bemerkbar, klagen Betroffene fast immer über Doppelbilder. Manche sagen auch, sie würden verschwommen sehen. Zudem können sich die Augen sehr angestrengt anfühlen oder ein Schmerz zur Nase ziehen. Außerdem sollten Sie auf folgende Symptome achten:
- Zukneifen der Augen
- Kopfschiefhaltung
- ungeschickte Bewegungen
- kein räumliches Sehen
- Schwindel
Achtung
Treten die Doppelbilder ganz plötzlich auf und kommen noch weitere Symptome wie herunterhängende Mundwinkel, Lähmungserscheinungen oder Sprachstörungen hinzu, kann ein Schlaganfall das Schielen verursachen. Dann handelt es sich um einen Notfall und Sie sollten unverzüglich den Rettungsdienst verständigen!
Ursachen des Schielens
Da Schielen sowohl angeboren als auch erworben sein kann, sind die Ursachen vielfältig. Es kann beispielsweise genetisch bedingt sein, auf Risikofaktoren während Schwangerschaft oder Geburt zurückgehen, auf Brechungsfehlern der Augen beruhen, durch Krankheiten ausgelöst werden oder aufgrund von Verletzungen auftreten, zum Beispiel nach einem Unfall.
Gut zu wissen
"Hör auf zu schielen, sonst bleiben deine Augen stehen!" Wer als Kind die Augen verdreht hat, wurde meist schnell zurechtgewiesen. Völlig unbegründet, denn bewusstes Schielen hat keinerlei Konsequenzen. Im Gegenteil: Wer sie gut verdrehen kann, hat besonders viel Kontrolle über die Augen.
Behandlung von Schielen
Je früher ein Augenarzt die richtige Diagnose stellt, desto erfolgreicher kann das Schielen behandelt werden. Die Art der Behandlung richtet sich nach Ursache und Stärke des Schielens.
Häufig hilft den Betroffenen bereits eine Brille, wenn etwa Weitsichtigkeit die Ursache ist oder sich die Fehlsichtigkeit beider Augen stark unterscheidet. Manchmal kommt eine spezielle Prismenbrille zum Einsatz, die Schielen bis zu einer gewissen Ausprägung ausgleichen kann.
Vor allem bei Kindern umfasst die Therapie oft auch eine sogenannte Okklusionsbehandlung. Dabei wird das "gute" Auge mit einem Pflaster zeitweise abgeklebt, um das schielende, sehschwache Auge zu fördern.
Reichen diese Behandlungsschritte nicht aus, kann eine Operation helfen. Diese gilt allerdings nicht der Sehschärfenverbesserung, sondern passt die äußeren Augenmuskeln an, um den störenden Schielwinkel zu korrigieren.
Ist eine Erkrankung der Grund für das Schielen, behandeln Ärzte zunächst diese Erkrankung und wenn weiterhin ein Schielen besteht, ist auch hier eine Operation erforderlich.
Wichtig
Schon beim ersten Verdacht auf Schielen sollten Betroffene umgehend einen Augenarzt aufsuchen. Nur wenn dieser rechtzeitig die Augenfehlstellung untersucht, kann er Krankheiten erkennen oder ausschließen und Sehbehinderungen vermeiden.
Schielende Kinder sollten möglichst früh in einer Praxis mit Orthoptik untersucht werden. Orthoptisten sind auf Menschen spezialisiert, bei denen die Zusammenarbeit der Augen gestört ist (Schielen oder Augenbewegungsstörungen).
Gute Gesundheit wünschen Dr. Alexandra Király-Bösl und "Wir in Bayern"!