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Kräuter Die natürliche Heilkraft der Blutwurz

Blutwurz kennen die meisten in Form eines kräftigen Kräuterlikörs, typischerweise aus dem Bayerischen Wald. Doch der Wurzelstock dieser Heilpflanze kann weit mehr: Seine medizinische Verwendung reicht bis ins Altertum zurück. 2024 wurde die Blutwurz als "Arzneipflanze des Jahres" gekürt. Kräuterexpertin Monika Engelmann zeigt, wieviel wirksame Kraft in den unscheinbaren "Blutwurzeln" steckt und mit welchen einfachen Rezepten Sie sie für sich nutzen können.

Stand: 23.01.2024

Blutwurz-Blüten und getrocknete Wurzeln , Tee und Salbe | Bild: picture alliance / image BROKER / O. Diez

Die Blutwurz, auch Tormentill oder "Potentilla erecta" genannt, ist eine traditionelle Heilpflanze, die in der Pflanzenheilkunde eine wichtige Rolle spielt. Das lateinische Wort Potentilla heißt so viel wie "kleine Mächtige", denn schon im Mittelalter schrieb man dem Fingerkraut, insbesondere dem knolligen Wurzelstock, eine mächtige Heilwirkung zu. Der Wurzelstock färbt sich an Bruch- oder Schnittstellen schnell blutähnlich rot, daher der Name.

Arzneipflanze des Jahres 2024

In diesem Jahr erhält die Blutwurz besondere Aufmerksamkeit, nachdem sie vom "Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" zur Arzneipflanze des Jahres 2024 gewählt wurde. Ausschlaggebend war die reichhaltige medizinische Nutzung vom Altertum bis heute und das Potential für die weitere Forschung.

Heilkraft verleiht der Blutwurz ihre Vielzahl an Inhaltsstoffen, zum Beispiel Flavonoide wie Kämpferol und ätherische Öle. Hervorzuheben ist der besonders hohe Gerbstoffgehalt: Mit etwa 22 Prozent dieser therapeutisch wichtigen Substanzen (unter anderem Catechine und Ellagtannine) gilt die Blutwurz als ergiebigste Gerbstoffdroge unserer Region. Gerbstoffe reagieren mit den Eiweißstoffen der obersten Hautschichten. Das erklärt ihre zusammenziehende, blutstillende, austrocknende, juckreizlindernde, antibakterielle, antivirale, pilzfeindliche und somit entzündungshemmende Wirkung.

Genutzt werden in der Regel wässrige oder alkoholische Auszüge der Wurzel, innerlich wie äußerlich. Sie kommen in Form von Tee, Mundspülungen, Gurgellösungen, Auflagen, Waschungen, Bädern, Tinkturen, Salben, Cremes, Zäpfchen und Pulver zur Anwendung.

Blutwurz hilft bei

  • Hautentzündungen
  • kleinen Wunden und Blutungen
  • Herpesviren
  • Entzündungen im Mund- und Rachenraum
  • leichten Durchfallerkrankungen
  • Fußpilz
  • nässenden Hämorrhoiden

Tipp: Blutwurz-Tinktur sollte in keiner Reiseapotheke zur Bekämpfung von Montezumas Rache (Reisedurchfall) fehlen.

Hinweis:

Zur Schonung des Bestandes bitte keine Blutwurz-Wurzeln in der freien Natur ausgraben, sondern auf Pflanzen aus dem Kräuterfachhandel zurückgreifen. Im eigenen Garten können Sie natürlich nach Lust und Laune buddeln.

Monika Engelmanns Rezepte mit Blutwurz

"S'mag mir fehle, was mer will, so trink i halt mei Durmedill!"

(schwäbischer Volksspruch)

Blutwurz-Tee (wässriger Auszug)

Wirkung

  • stark zusammenziehend
  • hilfreich gegen Durchfall
  • hemmt das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien, Viren, Pilzen
  • entzündungshemmend

Zutaten

  • 1 TL feingeschnittene oder gepulverte Blutwurz-Wurzel
  • 1 Tasse kaltes Wasser

Zubereitung

  • Blutwurz-Wurzel gemeinsam mit dem Wasser zum Sieden bringen
  • Anschließend sofort durch ein feinmaschiges Sieb abgießen

Anwendung
Bei Durchfall höchstens zwei Tassen täglich trinken.

Haltbarkeit
Trocken, dunkel und kühl gelagert ist die Blutwurz-Wurzel etwa ein Jahr lang haltbar.

Tipp: Wenn Sie Pulver verwenden, stellen Sie dieses bitte stets frisch her, da der Gerbstoffgehalt mit der Lagerung schnell abnimmt.

Achtung:

Nicht für Kinder unter 12 Jahren, Schwangere und Stillende geeignet. Unbedingt die Dosierung beachten, ein Zuviel kann bei empfindlichen Menschen zu Magenbeschwerden oder Erbrechen führen. Sollte der Durchfall nicht binnen eines Tages abklingen, die Beschwerden mit dem Hausarzt abklären.

Blutwurz-Tinktur (alkoholischer Auszug)

Wirkung

  • stark zusammenziehend
  • hilfreich gegen Durchfall
  • blutstillend
  • hemmt das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien, Viren, Pilzen
  • entzündungshemmend

Zutaten

  • 50 g feingeschnittene oder gepulverte Blutwurz-Wurzel
  • 250 ml Ethanol 70 vol. % (= hochprozentiger Trinkalkohol), alternativ Doppelkorn 38 vol. %

Zubereitung

  • ein ausreichend großes, sauberes Schraubglas mit Blutwurz-Wurzel füllen
  • mit Alkohol aufgießen
  • mindestens drei - besser sechs - Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen, anschließend durch ein engmaschiges Sieb abgießen 

Anwendung

  • Durchfall: Bei Bedarf 10 bis 20 Tropfen in ein Glas Wasser geben und trinken.

Bitte auch hier beachten: Die Tinktur ist nicht für Kinder, Schwangere, Stillende und Alkoholiker geeignet. Sollte sich der Durchfall nicht binnen eines Tages bessern, die Beschwerden mit einem Arzt besprechen.

  • Entzündungen im Mund- und Rachenraum: 20 Tropfen mit einem Glas Wasser mischen und den Mund damit spülen oder gurgeln. Anschließend ausspucken.
  • Zahnfleischentzündung: Wattestäbchen mit der Tinktur tränken und die betroffene Stelle damit betupfen.

Haltbarkeit
Kühl und dunkel aufbewahrt hält sich die Blutwurz-Tinktur etwa ein Jahr lang.

Blutwurz-Salbe

Wirkung

  • schützend
  • pflegend bei rauer, rissiger Haut
  • stark zusammenziehend
  • blutstillend
  • hemmt das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien, Viren, Pilzen
  • entzündungshemmend
  • wundheilend

Zutaten

  • 25 g Blutwurz-Tinktur
  • 65 g Wollwachs
  • 15 g Jojobaöl
  • 15 g Wildrosenöl

Zubereitung

  • Wollwachs in einem sauberen Schraubglas im Wasserbad schmelzen
  • Jojoba- und Wildrosenöl zugeben
  • alles gut verrühren
  • Glas aus dem Wasserbad nehmen
  • sobald die Mischung leicht abgekühlt ist, die Blutwurz-Tinktur zugeben und wiederum gut verrühren
  • sobald die Salbe vollständig abgekühlt ist, das Glas verschließen

Anwendung
Die Blutwurz-Salbe bei leichten Hautverletzungen, Insektenstichen sowie bei rauer, rissiger Haut und Blutergüssen verwenden.

Haltbarkeit
Kühl und dunkel aufbewahrt ist die Salbe etwa ein Jahr lang haltbar.

Wildrosen-, Jojobaöl und Lanolin

Wildrosenöl wird aus den Kernen der Hagebutte gewonnen. Es zeichnet sich durch seine gute Hautverträglichkeit aus und hat entzündungshemmende Wirkung.  
Jojobaöl
ist gut verträglich, pflegend und feuchtigkeitsspendend.
Lanolin, auch Wollfett genannt, wird in der Naturkosmetik als Emulgator genutzt. Zusätzlich ist es heilend und durchfeuchtend. Es findet bei trockener Haut, Neurodermitis und Schuppenflechte Anwendung.

Viel Erfolg beim Nachmachen der Rezepte wünschen Monika Engelmann und "Wir in Bayern"!


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