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Geld Vor- und Nachteile von dynamischen Stromtarifen

Seit Anfang des Jahres 2025 müssen Energieversorger dynamische Stromtarife anbieten. Damit können Verbraucher unter Umständen Geld sparen. Finanzexperte Sebastian Hanisch erklärt, welche Vorteile, aber auch welche Risiken dynamische Stromtarife haben, für wen sie sich lohnen können und worauf Sie beim Vertragsabschluss achten sollten.

Stand: 13.01.2025

Symbolbild Stromtarif | Bild: BR/stock.adobe.com gopixa

Dynamische Stromtarife haben, anders als klassische Tarife, neben dem fixen Grundpreis keinen festen Arbeitspreis (Cent pro Kilowattstunde). Der Arbeitspreis, den Kunden für ihren Strom zahlen, ändert sich stündlich und richtet sich nach dem aktuellen Strompreis an der europäischen Strombörse "EPEX Spot Markt".

Wie wird der Strompreis bei dynamischen Stromtarifen ermittelt?

Der Börsenpreis ist von dem Stromangebot und der Stromnachfrage zum jeweiligen Zeitpunkt abhängig.

Durch den steigenden Anteil an erneuerbaren Energien, besonders Photovoltaik und Windenergie, variiert der Preis zunehmend. Scheint beispielsweise die Sonne und weht Wind, ist das Angebot an Strom größer als an regnerischen und windstillen Tagen.

Die Nachfrage ist meist unter der Woche morgens und abends, wenn die meisten von der Arbeit nach Hause kommen und beispielsweise kochen, Wäsche waschen und den Geschirrspüler laufen lassen, höher als zum Beispiel zur Mittagszeit oder am frühen Vormittag. Nachts sind die Preise grundsätzlich relativ niedrig, da am wenigsten verbraucht wird.

In der Regel sind die Strompreise an den sogenannten "Day-Ahead-Markt" an der Strombörse EPEX in Paris gekoppelt. Dort wird Strom gehandelt, der in der Regel einen Tag später geliefert wird. Das bedeutet, dass einen Tag vorher bekannt ist, wie viel der Strom zu der jeweiligen Uhrzeit am nächsten Tag kosten wird.

Diese Preise geben die Energieanbieter auf ihrer Internetseite oder ihrer App im Vorfeld (meist am Mittag des Vortags) bekannt, so dass die Kunden, sofern möglich, stromintensive Tätigkeiten auf Zeiten legen können, an denen der Strom am günstigsten ist.

Ist das Stromangebot besonders hoch, kann der Börsenpreis auch ins Negative gehen. Dann bekommen die Energieanbieter Geld für die Abnahme von Strom. Allerdings bedeutet das nicht, dass auch die Kunden dann Geld bekommen, wenn sie Strom verbrauchen oder den Strom umsonst bekommen. Sie müssen auch in diesem Fall Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelte zahlen.

Welche Technik braucht man?

Sie benötigen einen digitalen Stromzähler, oft auch Smart Meter genannt, der zeitabhängig misst, wie viel Strom Sie verbrauchen sowie ein Smart Meter Gateway, das diese Daten an den Messstellenbetreiber übermittelt. Nur so kann der Stromverbrauch exakt abgerechnet werden.

Seit diesem Jahr hat jeder Haushalt ein Recht auf den Einbau eines Smart Meters durch den zuständigen Messstellenbetreiber innerhalb von vier Monaten. Für Haushalte mit einem jährlichen Stromverbrauch von über 6000 Kilowattstunden, einer Photovoltaikanlage mit einer Nennleistung von mehr als sieben Kilowatt, einer Wärmepumpe oder einer Wallbox für Elektroautos ist der Einbau sogar Pflicht. Denn bei einer drohenden Überlastung des Stromnetzes dürfen Netzbetreiber den Strom bei steuerbaren Verbrauchseinrichtungen, wie Wallboxen oder Wärmepumpen "herunterfahren".


Die jährlichen Kosten für den Smart Meter variieren je nach Stromverbrauch:
Haushalte mit einem Verbrauch bis 10.000 Kilowattstunden zahlen maximal 20 Euro.
Haushalte mit einem höheren Verbrauch, einer Wärmepumpe oder einer Wallbox zahlen maximal 50 Euro.
Aber: Die gesetzlichen Preisgrenzen gelten nicht, wenn Sie einen anderen Messstellenbetreiber beauftragen als ihren "grundzuständigen".

Welche Vorteile bieten dynamische Stromtarife?

  • Günstige Strompreise werden direkt an die Kunden weitergegeben.
  • Verbraucher können Geld sparen, indem sie stromintensive Tätigkeiten zu Zeiten ausführen, in denen Strom günstiger ist.
  • Damit können Verbraucher auch beitragen, CO2 einzusparen.

Welche Nachteile haben dynamische Stromtarife?

  • Das größte Risiko ist, dass ein hoher Strompreis, der beispielsweise durch eine Krise ausgelöst wird, sofort 1:1 an die Kunden weitergegeben wird. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn Gas- oder Stromlieferungen aus dem Ausland ausbleiben.
  • Sie benötigen einen Smart Meter, der jährliche Kosten verursacht.

Für wen können sich dynamische Stromtarife lohnen?

Grundsätzlich können sich dynamische Strompreise für Kunden lohnen, die bereit sind und die Möglichkeit haben, ihren Energieverbrauch an den Strompreis anzupassen. Das bedeutet, dass sie stromintensive Tätigkeiten, wie beispielsweise Wäsche waschen oder das Laden des E-Autos auf die Zeiten legen, in denen der Strom am günstigsten ist.
Allerdings ist das Sparpotential bei vielen Elektrogeräten nicht besonders hoch. Nutzen Sie beispielsweise Ihre Waschmaschine nur im billigsten Stromtarif, können Sie pro Jahr lediglich um die zehn Euro sparen.
Elektroautobesitzer, die die Möglichkeit haben, das Auto dann zu laden, wenn der Strompreis am günstigsten ist, haben mehr Sparpotential. Je nach Größe des E-Autos und der gefahrenen Kilometer können das durchaus 100 bis 150 Euro pro Jahr sein.
Auch für Haushalte mit Wärmepumpen und Batteriespeichern kann sich ein dynamischer Stromtarif lohnen.

Worauf sollten Sie beim Vertragsabschluss achten?

Achten Sie darauf, dass der Vertrag eine kurze Kündigungsfrist von maximal vier Wochen hat, damit Sie im Falle explodierender Strompreise an der Börse, wie Sie beispielsweise durch eine Krise ausgelöst werden können, schnell aus dem Vertrag herauskommen.
Aber: Bedenken Sie auch, dass es in einem solchen Fall kaum möglich sein wird, einen Vertrag mit einem günstigen Stromtarif neu abzuschließen.

Fazit

Dynamische Stromtarife können sich finanziell lohnen, wenn Sie einen hohen Stromverbrauch haben und diesen flexibel auf Zeiten legen können, zu denen Strom günstig ist.


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