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Wirtshaustipp Wirtshaus "Zum Hammel" in Ortenburg

Erst interessierten Martina Holzeder die Paragrafen. Sie entschied sich jedoch um, hängte das Jurastudium an den Nagel und sich die Kochschürze um. Zum Glück. Denn inzwischen hat sich die Besitzerin mit ihrem "Hammel" einen Namen gemacht. Sicher nicht nur zur Freude ihrer Eltern, sondern auch unseres Wirtshausexperten Wolfgang Schneider, dem es dort sehr "gemundet" hat.

Stand: 11.09.2017 | Archiv

Außenansicht Wirtshaus "Zum Hammel" im niederbayerischen Ortenburg  | Bild: Wir in Bayern

Das Besondere am Wirtshaus  "Zum Hammel"

"Man kann es nicht oft genug sagen: Gute Küche heißt für mich zunächst einmal regional, saisonal und frisch. Und diese Kriterien werden im Hammel, der ganz zentral am Marktplatz von Ortenburg liegt, durchaus erfüllt. Hier sind viele Häuser, gebaut bereits im 14. Jahrhundert, dem großen Stadtbrand von 1908 zum Opfer gefallen. Der etwa 200 Jahre alte Hammel wurde verschont. In diesem Anwesen, seit jeher im Familienbesitz, wurde in erster Linie Landwirtschaft betrieben. Mit Unterbrechungen auch eine Gastwirtschaft. Die Eltern der jetzigen Besitzerin haben diese Tradition im Jahr 1994 wieder aufgenommen und selbstgemachten Most sowie Brotzeiten verkauft. Ihre Tochter Martina Holzeder ließ ihr Jurastudium sausen, schnupperte einige Jahre in die Gastronomie und fing vor fünf Jahren an, ihr Elternhaus bzw. den Hammel zu einem renommierten Wirtshaus zu machen."

Das Gasthaus von innen

"Mein Lieblingsplatz wäre hier ganz klar die Moststube. Kaum zu glauben, dass die erst gut 20 Jahre alt ist. Denn sie hat wirklich Patina und wirkt auf mich urgemütlich, nicht nur wegen des jahrhundertealten Kachelofens.

Die zweite Stube ist ein langgezogener Raum, vormals die Hofeinfahrt des bäuerlichen Anwesens, in dem man sich an einer langen Tafel jeden Freitag zum Stammtisch trifft. Die durchaus eigenwillige Möblierung, so erzählte mir die Wirtin lachend, hätten sie 'einfach so zusammengetragen'. Und schließlich gibt es noch einen sehr lauschigen Biergarten."

Die Küchenart

"Es ist eine handgemachte, ehrliche Küche, in der die Köchin gerne experimentiert und durchaus Ambitionen hat. Hier findet sich nichts Gekünsteltes auf dem Teller, jede Soße wird selbst gezogen. Der Südtiroler Einfluss - wie bei meiner Vorspeise - ist deutlich spürbar. Die große Affinität zu diesem Landesteil hat die Köchin von ihrem Vater geerbt."

Schneiders Vorspeise

"Als Vorspeise hatte ich Kalbskopf-Kürbisschlutzer. Damit sind wir wirklich in Südtirol angelangt. Die Fülle für diese Teigtaschen besteht aus dem Fleisch eines Kalbskopfes (er wird gekocht, dann in mühevoller Arbeit das Fleisch von den Knochen gelöst) sowie Kürbis-Fruchtfleisch. Der Nudelteig ist ein typischer Südtiroler Teig mit wenig Eiern sowie einer Mischung aus Roggen- und Weizenmehl. Wichtig ist, die Fülle abzukühlen, bevor sie mit dem Teig in Berührung kommt, da der Teig nicht zerfließen darf. Martina Holzeder macht übrigens jeden Teig von Hand. Einer Nudelmaschine steht sie eher skeptisch gegenüber. Serviert werden die Schlutzer mit Rosmarinbutter. Ein pikantes, schmackhaftes Essen!"

Schneiders Hauptspeise

"Ein bayerisches Gericht, das Gott sei Dank in den letzten Jahren eine Renaissance erfahren hat - ganz einfach, weil es richtig gut schmeckt: Geschmorte Ochsenbackerl. Die müssen schon mal drei bis vier Stunden im Topf vor sich hin schmoren, bis sie richtig schön durch sind. Dazu gehört natürlich eine selbst gezogene, dunkle Soße. Hier hat sich wahrlich die gute Köchin gezeigt: Abgelöscht wurde mit Portwein, Rotwein und Kalbskopffond. Farbe und Geschmack geben außerdem das obligatorische Wurzelgemüse, Tomatenmark, Schwammerl und Speck. Außerdem kommen hinzu: Rosmarin, Petersilie, Lorbeer und Wacholder. Wirklich köstlich! Die Beilagen sind Griesknödel und Spitzkraut."

Anreise

Zum Hammel
Marktplatz 15
94496 Ortenburg
Telefon: 08542-432
E-Mail: hammel-moststube@gmx.de

Von München aus fährt man schon ein Stückerl, etwa 170 km, von Nürnberg sind es circa 220 km.

Die Öffnungszeiten
Montag und Dienstag: 16-23 Uhr
Freitag und Samstag: 16-24 Uhr
Sonntag: 11-14 Uhr
Mittwoch und Donnerstag: geschlossen
Die Wirtschaft ist nicht barrierefrei.

Preise

"Die Kalbskopf-Kürbisschlutzer als Vorspeise kosten als Vorspeise 8,50 Euro, von der Portionsgröße her könnten sie durchaus eine Hauptspeise sein. Die geschmorten Ochsenbackerl liegen bei 16,50 Euro. Weitere Hauptgerichte kosten zwischen 10 und 20 Euro, die Halbe 2,80 Euro."

Freizeittipp

"Ein Klassiker beim Wirtshaustipp ist der Spaziergang und zwar dieses Mal ein besonders schöner. Es geht vom "Hammel" in Richtung Ortenburger Schloss. Hier schreitet man zunächst durch eine gewaltige Lindenallee, deren erste Bäume von Graf Joachim von Ortenburg bereits um 1550 angepflanzt wurden. Fast 500 Jahre alte Bäume, das ist schon außergewöhnlich. Genauso wie das Ortenburger Schloss mit dem einzigartigen Innenhof und der Renaissance-Decke in der Schlosskapelle. Gut erhalten ist auch noch die circa 900 Jahre alte Brunnenanlage."


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