Wirtshaustipp "Weisses Rössl" in Wasserburg
Für seinen 100. Wirtshaustipp hat unser Experte Wolfgang Schneider ein Restaurant ausgesucht, das er schon als Jugendlicher besucht hat. Allerdings stand damals nicht die Kulinarik im Vordergrund, sondern der junge Herr Schneider interessierte sich mehr für Kicker, Flipper und Billard, die damals im Wirtshaus die Attraktion waren. Jetzt ist das "Weisse Rössl" in Wasserburg ein Restaurant mit gehobener Küche und für Wolfgang ein ganz besonderer Tipp.
Das Besondere am "Weissen Rössl"
"Zunächst einmal wird im "Weissen Rössl" richtig gut gekocht und man kann in einem stilvollen Rahmen speisen. Es ist ein kleines Restaurant mit etwa 50 Plätzen in gediegener, aber nicht steifer Atmosphäre. Man kann sich jetzt gar nicht mehr vorstellen, dass das zu meiner Jugend eine richtige Boazn war - mit durchaus zweifelhaftem Ruf. Die Wasserburger haben gesagt: "Da kannst dei Bier blos aus der Flaschn trinka." In die Wirtschaft selber sind wir als 14/15-Jährige nicht reingegangen, wir sind immer im Gang und im Hinterzimmer geblieben. Da gab es nämlich so famose Dinge wie einen Kicker, einen Billardtisch, vor allem aber einen Flipper. Ich weiß noch genau, bei 3200 Punkten hat's ein Freispiel gegeben. Ein Spiel kostete übrigens 20 Pfennig, drei a Fuchzgerl und sechs eine Mark."
Die Geschichte des "Weissen Rössls"
"Schon Anfang des 15. Jahrhunderts ist an dieser Stelle ein Haus gestanden. Man kann vor den damaligen Baumeistern nur den Hut ziehen, denn sie haben es hier geschafft, so ganz nebenbei einen kleinen Platz entstehen zu lassen. Bereits ab 1796 ist es eine Weißbier- und Braunbierschänke gewesen. Im 19. Jahrhundert hat es einer Familie Grein gehört und der "Grein-Bräu" war eine alteingesessene Wasserburger Brauerei, die es leider nicht mehr gibt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde an der Herrengasse 1 nicht viel verändert. In den oberen Stockwerken waren noch in den 70er Jahren Fremdenzimmer. Das Gebäude war ziemlich herunter gekommen und voller Gerümpel, als es in den Jahren 1989/90 grundlegend saniert wurde, wobei an der Fassade Reste von Renaissance-Malereien gefunden wurden. Deshalb hat man die jetzige Fassade einer Renaissance-Malerei nachempfunden."
Die Küchenart
"Manfred Tiller und seine Tochter Maximiliane haben das Kochhandwerk von der Pike auf gelernt und jahrelange Erfahrung in der Sternegastronomie. Frische und gute Produktqualität sind bei dieser gehobenen Küche selbstverständlich. Gekocht wird bayerisch und mediterran. Ein besonderer Fokus liegt auf Schmorgerichten. Soßen werden prinzipiell nicht mit Mehl, sondern mit rohen Kartoffeln abgebunden. Die Produkte stammen allesamt aus der unmittelbaren Umgebung. Ein dicker Pluspunkt für die übersichtliche Speisekarte, die alle vier Wochen wechselt. Hier findet der Gast jeweils zwei Vorspeisen, Suppen und Desserts sowie fünf bis acht Hauptgerichte."
Schneiders Hauptspeise
"Einen Fisch aus dem nahen Amerang, von der Fischzucht Thalhamer Mühle und zwar eine Bachforelle habe ich mir ausgesucht. Dazu Erbsenpüree und Pfifferlinge und den besonderen geschmacklichen Kick gab´s vom Kümmel-Kartoffelschaum. Sehr delikat diese Kombination."
Schneiders Nachspeise
"Ein wahrhaft perfekter süßer Traum war der pochierte Pfirsich mit Rosenblüteneis, Himbeer-Erdbeer-Sorbet, Pinienkernen, Amarant-Krokant und Vanillesauce. Selbstverständlich alles handgemacht. Sappradie, das geht schon in Richtung Stern. Und ich als Hobbykoch hab wieder was gelernt, nämlich Butterbrösel unter das Eis zu geben - wirkt quasi wie eine Isolationsschicht und verzögert das Schmelzen des Eises."
Preise
"Die Bachforelle hat 21 Euro gekostet und damit sind wir preislich auch an der oberen Grenze. Montag bis Freitag gibt's ein Mittags-Menü für 17,50 Euro, abends kostet das 3 Gänge-Menü dann 37 Euro. Meine Nachspeisen-Variation ist für 9,50 Euro zu haben und ein Schoppen Wein gibt es ab 5 Euro."
Anreise
"Weisses Rössl"
Herrengasse 1
83512 Wasserburg a. Inn
Telefon: +49 (0)8071 - 502 91
Internet: www.weisses-rössl.de
"Zirka 60 km südöstlich von München liegt Wasserburg am Inn. Aus Nürnberg sind es gut 200 km. Rentiert sich aber, weil diese Stadt gehört bestimmt zu den schönsten, süddeutschen, mittelalterlichen Ensembles."
Öffnungszeiten
Bitte telefonisch reservieren!
Mittwoch bis Samstag von 11:30 Uhr bei 13:45 Uhr und von 18:00 Uhr bis 21:30 Uhr.
Sonntag, Montag und Dienstag sind Ruhetage!
Freizeittipp
"Zunächst mal rauf auf die schöne Aussicht, denn von dort hat man einen phantastischen Blick auf die Stadt, die ja wie auf einer Halbinsel vom Inn umschlossen wird. Und dann unbedingt reinschauen in die Pfarrkirche St.Jakob, in unmittelbarer Nachbarschaft zum "Weissen Rössl". Selbstverständlich sind wir Wasserburger Schulkinder nicht nur einmal mit der Geschichte dieser Kirche vertraut gemacht worden. Und gemerkt hab ich mir definitiv, dass einer der Baumeister Hanns Purghauser gewesen ist. Dieser "Meister Hanns von Burghausen" war einer der berühmtesten Baumeister seiner Zeit. Er hat unter anderem auch St. Martin in Landshut und die Pfarrkirchen in Neuötting und Straubing gebaut. Nach fast 70 Jahren Bauzeit wurde St. Jakob 1478 fertig gestellt. Ein absoluter Blickfang ist die Barockkanzel (1638) der Gebrüder Martin und Michael Zürn."