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Wirtshaustipp Kandlerwirt in Oberbiberg

Einfache Küche muss nicht leicht sein, und schon gar nicht lieblos. Das beweist das Wirtsehepaar Kandler direkt vor den Toren der bayerischen Landeshauptstadt. Wenn zur guten Küche auch noch ein perfektes Ambiente kommt, dann passt alles.

Stand: 03.11.2016 | Archiv

Kandlerwirt | Bild: BR

Der "Kandlerwirt" ist ein richtiges Kleinod, oder?

"Schlicht und einfach! Dass es so etwas überhaupt noch gibt ...
Zweifelsohne eine sehr außergewöhnliche Wirtschaft, wo man das Gefühl hat: Da ist die Zeit stehen geblieben und es ist auch noch ein berühmtes Wirtshaus. Denn der Kandlerwirt ist der Kandlerwirt aus Markus H. Rosenmüllers Film Wer früher stirbt ist länger tot. Gedreht wurden hier außerdem Szenen für Forsthaus Falkenau und für Pumuckl. 250 Jahre ist dieses Haus alt und schon immer war es eine Wirtschaft. 1918 hat es der Großvater des jetzigen Wirts samt der dazugehörigen Landwirtschaft gekauft. Die Milchviehwirtschaft hat man mittlerweile aufgegeben, von den Tieren am Hof sind lediglich drei Schafe übrig geblieben. Geführt wird die Wirtschaft von Michael Kandler, der schon als Bub in der Küche mitgearbeitet hat und seiner Frau Leonore, die gesundheitsbedingt ihren Beruf als Cellistin bei den Münchner Symphonikern hat aufgeben müssen. Allerdings hat die Wirtin die höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe in Salzburg absolviert - hat Kochen also von der Pike auf gelernt. Gemeinsam steht das Ehepaar am Herd bzw. am Holzofen."

Ist es innen so urig wie außen?

"Dem Himmel sei Dank, dass in den 70er-Jahren bei den Kandlers entweder das Geld knapp war oder sie sich keine Renovierung der Wirtsstube leisten wollten. Denn so blieben diesem einmaligen Raum Fliesen und Resopal erspart. Hier sieht's immer noch aus wie Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Tischplatten aus Ahorn, der Boden aus Eiche, ein Kachelofen, an den Wänden Schützenscheiben.
Die Schützen haben übrigens noch bis Anfang der 70er von der Gaststube aus über den Gang ins Nebenzimmer gefeuert. Denn dort waren die Scheiben aufgestellt."

Wie wird gekocht?

"Es gibt einfache bayerische Hausmannskost, handgemacht. Die Speisekarte ist erfreulich klein. Es gibt verschiedene Braten, Tellerfleisch, Rouladen, Schnitzel und Ente. Außerdem verschiedene Suppen sowie als Nachspeise selbst gebackene Kuchen. Vegetarisches wie beispielsweise Aufläufe, Reiberdatschi oder Kässpatzn findet sich ebenfalls auf der Karte. Gekocht wird auf einem 150 Jahre alten Holzofen, ein unglaublich heißes Trum."

Welche Vorspeise hat Herr Schneider sich ausgesucht?

"Ich habe eine Pfannenkuchensuppe bekommen, selbstverständlich in einer selbst gekochten Rindsbrühe. Sehr guter Geschmack, sehr kräftigend und sehr wärmend, gerade jetzt, wo's kalt wird!"

Was gab's danach als Hauptgang?

"Den bayerischen Klassiker schlechthin und auch den Klassiker beim Kandlerwirt: Einen Schweinsbraten. Zubereitet selbstverständlich in der Reine, aufgegossen wird mit dunklem Bier. Den Schweinsbraten hat der Kandlerwirt von seiner Mutter gelernt. Seine Frau war der Meinung, dass zu Zwiebeln, Sellerie, Lauch und Gelben Rüben auch noch ein Hauch Knoblauch passt. Recht hat's g'habt, denn dieser Braten schmeckt gut: Ein schönes Sonntagsessen. Dazu gibt's einen Salat. Probieren Sie doch auch mal den selbst gemachten Semmelknödel. Es muss nicht immer der Kartoffelknödel zum Schweinsbraten sein."

Preise

Die Pfannkuchensuppe kostet 2,80 Euro, der Schweinsbraten 7,80 Euro, das preiswerteste Essen. Weitere Hauptgerichte bis 14 Euro. Die Halbe Helles 3,10 Euro.

Öffnungszeiten

Geöffnet an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr.  Bitte telefonisch reservieren. Nach Absprache wird auch für mindestens 20 Gäste geöffnet. Im Saal finden des Weiteren kulturelle Veranstaltungen statt.

Anreise

Wir sind quasi im südlichen Speckgürtel von München. Vom Münchner Marienplatz sind's 25 Kilometer, von Nürnberg aus knapp 200 Kilometer.

Freizeittipp

"Eine kleine bayerische Sensation kann ich da anbieten. Eine hölzerne Kegelbahn, etwa 18 Meter lang, aus dem Jahre 1905. Steht genauso wie der Kandlerwirt unter Denkmalschutz. Selbstverständlich geht hier nix elektrisch, werden die Kegel noch mit der Hand vom 'Keglbuam' aufgestellt. Ideal, um mit Freunden oder der Familie einen lustigen Nachmittag zu verbringen. Die Miete beträgt 10 Euro in der Stunde. Oiso, schiabts o, Leidl!"


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