Die Innbrücke von Simbach Lebensader mit bewegter Geschichte
Tausende Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr über die Brücke vom österreichischen Braunau ins bayerische Simbach gelangt. So ist sie in den Fokus der Medien gerückt. Brücken können zusammenführen, aber auch trennen. Die Geschichte der Innbrücke ist bewegt und bewegend.
Repräsentativ gebaut, zerstört, wieder aufgebaut
Vor der Simbacher Innbrücke grüßt heute der Inn-Gott Aenus, eine moderne Bronzeplastik des Bildhauers Dominik Dengl, die Passanten - zumindest jene, die von bayerischer Seite kommen. Denn den Österreichern streckt Aenus sein Hinterteil entgegen, was dem Künstler Dengl bei der Aufstellung 2008 einige Kritik einbrachte. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Was nur noch wenige wissen: An dieser Stelle stand bis 1945 ein repräsentatives Brückenportal. Die alte Brücke war zwischen 1892 und 1894 aus Granit erbaut worden und hatte eine fünfbogige Eisenkonstruktion als Oberbau.
In den letzten Kriegstagen wurde diese Brücke gesprengt. Der Gauleiter Eigruber wollte nicht, dass die Amerikaner über die Brücke fahren, über die Adolf Hitler 1938 nach Österreich gezogen war. Außerdem war er einer jener NS-Führer, die Widerstand bis zum Letzten leisteten. Am 1. Mai wurde die alte Brücke gesprengt - gebracht hat das rein gar nichts.
Denn schon am 2. Mai wurde Braunau von den Amerikanern besetzt. Sie legten einfach eine Schwimmbrücke über den Inn. Doch für die Bevölkerung wurde es in den folgenden Jahren schwierig, vom einen Ufer ans andere zu gelangen. Über Jahre mussten die Menschen behelfsmäßig mit Zillen über den Inn gebracht werden. Erst 1950 wurde die neue Brücke fertiggestellt.
Harte und fröhliche Zeiten
1987 wollten Simbacher und Braunauer mit der längsten Wurst der Welt einen Rekord holen. Für einen Tag gab es damals keine Grenzkontrollen.
Das alles zeigen Filmaufnahmen, die von Hobbyfilmern der Film- und Videoclubs aus Braunau und Simbach gedreht und gesammelt wurden - über die Grenzen hinweg. Ihre Filme erzählen von belasteten aber auch unbeschwerten Zeiten. Der „Tanz Österreichs nach Europa“ beim EU-Beitritt Österreichs an Silvester 1994/95 wurde von den Mitgliedern der Filmvereine beiderseits des Inns dokumentiert, ebenso wie die Entfernung der Grenzhäuschen und Zollstellen auf der Brücke im Zuge des Inkrafttretens des Schengen-Abkommens 1997.
Als die Brücke letzten Herbst für einige Tage gesperrt wurde, wurde den Menschen in Simbach und Braunau einmal mehr vor Augen geführt, wie wichtig es für beide Städte ist, dass diese Lebensader ungehindert pulsieren kann - und wie selbstverständlich es inzwischen geworden ist.
Eine Sammlung von alten Ansichten Simbachs bietet folgender Link:
Und hier gibt es Informationen zur Neueren Geschichte Braunaus, etwa zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Braunau und zu den genauen Umständen der Brückensprengung.