Sauer macht lustig Krautanbau in Ismaning
Herbstzeit ist Erntezeit. In Ismaning blickt man auf eine besonders lange Gemüsetradition zurück. Seit über 500 Jahren werden dort nun schon Krautköpfe geerntet. Trotz der Nähe zur Großstadt München ist der Ort - dank des goldenen Bodens - noch immer landwirtschaftlich geprägt.
Die Geschichte begann, als die Ismaninger Bauern noch Leibeigene des Freisinger Fürstbischofs waren. Schon 1509 übertrug er ihnen seine Gemeindegründe als Eigentum - gegen 2.500 Krautköpfe, die sie ihm dafür alljährlich lieferten. Jede Familie erhielt nur ein paar schmale Beete, die aber höchst fruchtbar waren. So fruchtbar, dass es über Jahrhunderte möglich war, an derselben Stelle Kraut zu ziehen. Dank des besonderen Ismaninger Almbodens, der kalkreich und wasserspeichernd ist.
Die Ernte ist bis heute noch Handarbeit
Zahlreiche Sorten wurden angebaut, die beliebteste war das 'echte Ismaninger' Kraut. Im Herbst werden die großen festen bis zu bis zu zehn Kilo schweren Köpfe geernet. Stück für Stück, von Hand geschnitten, bis heute gibt es dafür noch keine Maschine. Früher hatte sich an dieser Schwerstarbeit die ganze Familie beteiligt. Es waren allesamt Kleinbauern, die sich im Jahre 1898 zur ersten Bayerischen Krautverwertungsgenossenschaft zusammentaten um unabhängig zu sein. Schon ein Jahr später gewannen die Ismaninger damit auf der Pariser Weltausstellung ihre Goldmedaille.
Etwa 15 Krautbauern gibt es heute noch
Auf dem kalkreichen und wasserspeichernden Boden rund um Ismaning gedeihen die Krautköpfe besonders gut.
Zur ersten Krautfabrik gesellte sich später noch eine zweite. Auch sie kam wegen der Milde, der Weichheit und der Süße des nach ganz Deutschland gelieferten Krauts. Auf großen Fließbändern wurden die Köpfe bis in die 80er Jahre geschnitten und anschließend traditionell mit den Füßen getreten. Dann kamen Diätwelle und Schonküche und haben den deftigen Kalorienbomben die traditionelle Beilage, das Kraut, an den Tellerrand gedrückt. Von den einst rund 100 Krautbauern sind noch rund 15 übriggeblieben. Die meisten sind Direktvermarkter, die allerdings neben dem Kraut noch anderes Gemüse produzieren. Die Ismaninger sind sich einig, dass das 'echte Ismaninger' das 'krauteste' ist und das lassen sie sich auch in der Zukunft nicht nehmen.