Nebelland Donauried Herbstliches Landschaftsbild
Scheinbar hat der Nebel hier sein Zuhause: im Donauried zwischen Neu-Ulm und Donauwörth. Dort ist die neblige Zeit so etwas wie die fünfte Jahreszeit zwischen Herbst und Winter.
Er ist schon ein wenig ungerecht, der Herbst in Bayern: während die einen an den Alpen den strahlenden Sonnenschein genießen, stecken die andern an Main und Donau im Nebel.
Oft wochenlang versinken die Orte im Donauried im einförmigen grauen Dunst und die Sonne schafft es einfach nicht, sich durchzukämpfen. Der Nebel im Ried hat schon immer die Fantasie der Bewohner angeregt.
Sagen aus dem Nebel
Aus dem unscharfen Grau irrlichtert das "Riedweib" - eine arme Bauernmagd, die von einem Reitersoldat in den Tod getrieben wurde. Sie geistert, so sagt man, nun durchs Ried, und bringt Menschen von ihrem Weg ab. Wahrscheinlich sollten solche Geschichten auch den Respekt vor Nacht und Nebel lehren. Einst suchten die Menschen Schutz vor der Urgewalt dieser Erzählungen: die Kirchtürme mit speziellen Laternenaufsätzen künden heute noch vom Verirren im nebligen Ried.
Das "wilde G'jäg"
Auch der Gott „Wodan“ soll durchs Ried geistern, auf einem achtbeinigen Schimmel zieht er mit einer Horde aus kopflosen Hunden übers Land. Er steigt hinab zu den einsamen Schwaighöfen. Es klopft dann an Fenster oder Tür, weil der wilde Jäger den Hofhund in seinem Zug, dem "wilden G'jäg", mitnehmen will. Im Zwielicht des Rieds wird die Eigentümlichkeit dieser einsamen Donauschwaigen erst richtig spürbar. In der einförmigen Weite liegen sie da wie kleine Inseln der Zivilisation. Ihre Geschichten kennt Alois Sailer, ein alter Bauer, Mundartdichter und seit langem Heimatpfleger im Landkreis Dillingen.
"Der Nebel macht scho manchmal schwermütig, aber irgendwie macht der a großes Geheimnis, so a breites Riedgeheimnis entsteht durch den Nebel und des is a innere Größe."
Anton Sailer, Heimatpfleger
Arbeit auf den Gemüsefeldern
November ist der Monat der Ruhe. Nur die Gemüsebauern in Gundelfingen machen jetzt noch Überstunden. Kohl, gelbe Rüben, Sellerie werden hier noch geerntet. Ansonsten führt der nasskalte Herbst eher nach Innen, ganz besonders im Donauried, wo die Sonne jetzt seltener scheint. Es ist schon eine besondere Stimmung, die Land und Leute in dieser speziellen Jahreszeit umgibt.
"I hau dann zu meiner Frau gsagt: Mein Gott, immer der Nebel, des verhängt ja des ganze Denka; dann hat’s gsagt: ah, des stimmt nicht, man sieht viel besser die großen Zusammenhänge!"
Anton Sailer, Heimatpfleger
Ein Gedicht zum Nebel von Alois Sailer:
Zwischa de Feichta/duselt der Neabel/ schtill durch dia Öschtla/ra of da Schnea.
Zwischa de Furchta/loitan dia Schpura/iber dia Gwanda/weit en des Feld.
Zwischa de Buscha/goischtern dia Scharta/mit deana Zoicha/henter de Roi.
Zwischa de Zeita/suachan dia Menscha/nei in dia Liachter/nei en da Dag.
Anton Sailer
Zwischen den Fichten wabert der Nebel, still durch die Zweige tief auf dem Schnee.
Zwischen den Ackerfurchen leiten die Spuren, über die Gewannen weit ins Feld.
Zwischen den Büschen geistern die Schatten, mit diesen Zeichen hinter dem Saum.
Zwischen den Zeiten suchen die Menschen, hinein in das Licht und hinein in den Tag.
Im Anton H. Konrad Verlag in Weißenhorn sind die Gedichte von Alois Sailer erschienen.