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Pastor sucht Schäfchen Gunzenhausener Kirchen auf Rädern

Kirchenaustritte, leere Gotteshäuser - die Attraktivität der Kirchen sinkt. Drei Pfarrer im evangelischen Dekanat Gunzenhausen reagieren: Wenn die Gläubigen nicht mehr in die Kirche kommen, dann kommt eben die Kirche zu den Gläubigen. Und das mit einem ganz besonderen Gefährt – einem zur Kirche umgebauten Schäferwagen.

Stand: 04.06.2013 | Archiv

Ein Urlaub mit der Kirche? Im Fränkischen Seenland ist das möglich. Dort laden drei evangelische Seelsorger zur inneren Andacht in ‚Schäferwagenkirchen‘ ein. Ein Angebot, das bei den Touristen durchaus Anklang findet. Und auch bei Einheimischen. Matthias Knoch ist für den Altmühlsee zuständig.

"Ich habe Zeit" steht auf der Tür

Hinter seinem Privatauto zieht Pfarrer Knoch die kleinen Kirchen an die Seeufer oder auf Campingplätze und wartet auf Neugierige. „Ich habe Zeit“ steht auf der Holztür seines Schäferwagens. Auch wenn sich bisweilen nur eine Handvoll Interessierter einfindet, ist Pfarrer Matthias Knoch nicht enttäuscht. Für ihn zählt jedes Gespräch. Besonders rund um die Schäferwagen-Gottesdienste am Seeufer gibt es Gelegenheit zum Reden.

"Das ist nicht nur ein Event, das eben schön ist unter freiem Himmel, sondern es kommen Menschen her, die echte Sorgen und Probleme haben."

Pfarrer Matthias Knoch, Dekanat Gunzenhausen

Schäfer und Pfarrer haben Gemeinsamkeiten…

Seelsorger Knoch ist begeistert von den Möglichkeiten einer Schäferwagenkirche. Dass sich die drei Geistlichen gerade Schäferwagen ausgesucht haben liegt daran, dass in der Region traditionell Schafzucht betrieben wurde. Pfarrer Knoch hält selbst zwölf Coburger Fuchsschafe auf einer Weide neben seiner Dienstkirche und betont, dass „Pastor“ übersetzt „Hirte“ hieße. Er sieht aber noch mehr Parallelen: So wie heute die großen Schafherden rund um Gunzenhausen selten geworden sind, weil es kaum mehr geeignete Weideflächen gibt, so haben auch Pfarrer Mühe, in der hektischen Welt gehört zu werden:

"Was die Schäferei mit dem Pfarrersein zu tun hat, ist eigentlich eine ganz moderne Sache. Es gibt für die Schäfer kaum mehr Räume. Er muss versuchen, seine wenigen Schafe beieinander zu halten und in eine Zukunft zu führen."

Pfarrer Matthias Knoch, Gräfensteinberg

Der Gottesdienst unter freiem Himmel ist nicht bindend und verpflichtend. Jeder kann jederzeit aufstehen und weggehen. In einer mobilen Zeit ist eine Kirche, die zu den Gläubigen fährt vielleicht ein Stück Zukunft. Aber auch wenn Schäferwagen nicht traditionelle Kirchen ersetzen werden, die drei Pfarrer aus dem Dekanat Gunzenhausen möchten zumindest einen Denkanstoß liefern. 

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