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Gipsgeschichten Rund um Sulzheim

Mit Gips kann man einerseits Löcher in der Wand verschließen. Doch Gips kann auch für riesige Löcher in der Erde sorgen. Zu sehen ist das in Sulzheim bei Schweinfurt: Dort bilden sich durch unterirdische Gipsvorkommen Hohlräume, die dann plötzlich den Boden einstürzen lassen.

Stand: 21.02.2015 | Archiv

Fragiles Naturschutzgebiet

Der Boden rund um Sulzheim kann jederzeit plötzlich einstürzen.

Ein Absperrband mitten im Wald. Abseits vom Weg. Es umzäunt einen etwas unheimlichen Ort. Ein Loch, eine Art Krater, gute fünf Meter tief. Von den Rändern bröckelt das Erdreich, Wurzeln hängen in der Luft – hier ist von einem Tag auf den anderen ein Hohlraum eingebrochen.

Der unterfränkische Ort Sulzheim lebt vom Gipsabbau. Gewonnen wird er in Steinbrüchen wie diesem, der mittlerweile allerdings stillgelegt ist.

Was dahinter steckt? Kein Verbrechen sondern eine Laune der Erdgeschichte! Die hat nämlich den Ort Sulzheim zu einer Insel gemacht. Zu einer Insel aus Gips. Sulzheim in Unterfranken steht auf einer bis zu 20 Meter mächtigen Schicht aus Gipsgestein. Aber Gips ist wasserlöslich. Also waschen Regen und Grundwasser immer wieder Höhlungen aus. Und die können plötzlich einstürzen. Der Boden rutscht nach – so zu sehen im Sulzheimer Wald.

Der verborgene Reichtum liegt unter der Erde

Der Ort Sulzheim lebt vom Gipsabbau. Hergestellt werden daraus besonders hochwertige Gipse etwa für den Formenbau in der keramischen Industrie oder in Dentallaboren.

Sulzheimer Eichenholz wird besonders gern in englischen Pubs verbaut.

Sulzheim hat dem Gips aber auch eines der schönsten Geotope in Bayern zu verdanken – das Naturschutzgebiet Sulzheimer Gipshügel. Im Wald wachsen die Eichen besonders langsam auf dem trockenen Gipsboden, dafür sind sie sehr hart und werden als Pfahlholz nach Venedig verkauft. Oder nach England, wo die Wände von Pubs damit verkleidet werden. Denn das Holz der Sulzheimer Eichen ist rot-braun in der Färbung, ebenfalls eine Folge des Gipsbodens. Und diese Farbe kommt bei den Engländern gut an.

Ein versteinerter Dinosaurier im Sulzheimer Gips

Vom Sulzheimer Gipsinformationszentrum führt ein sieben Kilometer langer Rundweg vorbei an stillgelegten und noch arbeitenden Steinbrüchen. An Schlucklöchern in der Erde, die ganze Bäche verschlucken, an der Fundstelle eines kleinen Dinosauriers, der beinahe zu Gips verarbeitet worden wäre, hätte nicht ein kundiger Sammler das seltene Exemplar gerade noch erkannt.


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