PULS Talente Programm 2021 Der zweite Jahrgang ist gestartet
PULS freut sich über fünf neue Teammitglieder, den zweiten Jahrgang des PULS Talente Programms, der am 1. September gestartet ist. Das einjährige Trainee-Programm will Menschen einen Zugang zum Bayerischen Rundfunk ermöglichen, die sonst nur schwer zu den Öffentlich-Rechtlichen finden. Klares Ziel: ein besseres Verständnis für die Diversität unserer Gesellschaft zu schaffen und eine größere Themenvielfalt in den BR zu bringen.
Erst Ende Juni feierte der erste Talente-Jahrgang seinen Abschluss: Lisabell Shewafera, Iman Hassan, Cory Rudder, Raphaela Heinzl und Kevin Haong - alle fünf bleiben dem Bayerischen Rundfunk als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedensten Abteilungen erhalten. Sie sind nun bei PULS unter anderem Host eines Podcasts, betätigen sich in der Formatentwicklung, arbeiten im Community-Management, organisieren und bereiten im Team das PULS-Festival vor oder beginnen demnächst ein BR-Volontariat.
Mehr als 700 Bewerberinnen und Bewerber
Kaum ist der erste Jahrgang erfolgreich zu Ende gegangen, geht es auch schon in die zweite Runde: Nach einer professionalisierten Kampagne rund um die Ausschreibung konnte PULS die Gesamtzahl der Bewerbungen gegenüber dem ersten Jahrgang mit über 700 mehr als verdoppeln.
"Ich bin begeistert, auf welch großes und gesteigertes Interesse in der Zielgruppe das PULS Talente Programm schon im zweiten Jahr gestoßen ist. Wieder konnten wir eine sehr spannende und vielfältige Gruppe zusammenstellen, die neue Impulse in unser Team und den Bayerischen Rundfunk bringen wird."
Nadine Ulrich, PULS Redaktionsleitung
Die neuen PULS Talente
Paul Utz
Paul ist 19 Jahre alt und kommt nach eigener Aussage "aus einem absolut unbekannten Dorf im tiefsten Niederbayern".
Er hat 2021 Abi gemacht, ab und zu Zeitung ausgetragen, aber sein Leben ist Social Media - besonders Instagram. Dort lässt er seiner Kreativität mit Content rund ums Thema Make-Up freien Lauf und hat Spaß daran, Menschen aus der ganzen Welt zu erreichen.
Er will auf Themen aufmerksam machen, die seiner Meinung zu sehr unter den Tisch gekehrt werden wie die Diskriminierung von queeren Personen im Alltag.
Er schätzt die Werte des Bayerischen Rundfunks und von PULS und freut sich, auf die Erfahrungen und "behind the scenes" Einblicke bei YouTube-Formaten wie PULS Reportage oder PULS Musikanalyse.
Šejla Begović
Šejla ist 19 Jahre alt, hat bosniakische Wurzeln und kommt aus Weilheim.
Sie hat 2020 Abitur gemacht und tobt sich – trotz ihrer chronischen Rheumaerkrankung, die sie auch in den Sozialen Medien thematisiert – in ihrer Freizeit beim Singen, Schauspielern, Tanzen und Musikmachen aus.
Sie liebt es, auf einer Bühne zu stehen und Menschen zu unterhalten.
Šejla will bei PULS lernen, wie ein YouTube-Video geplant, gefilmt und geschnitten wird und wie man einen Podcast aufnimmt. Sie freut sich, ihre Kreativität ausleben zu können und darauf, ins kalte Wasser geworfen zu werden.
Hasan Gürel
Hasan ist 21 Jahre alt und kommt aus Rosenheim.
Nach seinem Realschulabschluss hat er eine Ausbildung zum Verkäufer gemacht und danach noch eine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandelsmanagement angefangen, die er fürs PULS Talente Programm abgebrochen hat.
In seiner Freizeit ist Hasan vor allem auf der Plattform Twitch unterwegs und produziert dort Gaming Content.
Hasan will Menschen zum Lachen bringen und könnte sich vorstellen, bei einem Comedy-, Spaß- oder Quizformat mitzuarbeiten. Aber ihm ist es genauso wichtig, anderen zu zeigen, wie sie sich selbst wertschätzen und nicht durch Kritik von außen unterkriegen lassen.
Janet Habtemariam
Janet ist 17 Jahre alt, kommt aus Augsburg, aber ihre Wurzeln liegen in Äthiopien.
Sie hat 2021 ihr Abitur abgeschlossen und sich als Aktivistin engagiert. Zum Beispiel hat sie die Augsburger Gruppe OpenAfroAux, eine Initiative Schwarzer Menschen in Augsburg, mitgegründet.
Wenn Janet Sendezeit während der Primetime bekäme, würde sie über die deutsche Kolonialgeschichte aufklären.
Sie freut sich darauf, bei PULS und im BR neue Menschen kennenzulernen und Einblicke in ihr bisher unbekannte Bereiche zu erlangen - und hofft, mit ihrer persönlichen Perspektive Impulse setzen zu können, die im BR bisher noch keine so große Rolle spielen.
Shushan Delal
Shushan Delal ist 20 Jahre alt, Kurdin, die einzige Nicht-Bayerin im diesjährigen Talente Jahrgang und kommt aus dem wunderschönen Nordrhein-Westfalen. Für das PULS Talente Programm hat sie ihr Studium erst mal unterbrochen.
Sie bezeichnet sich als Digital Native und ist vor allem auf Instagram und TikTok unterwegs. Auf Social-Media versucht sie so gut wie es geht ein Sprachrohr für marginalisierte Gruppen zu sein und damit für mehr Sichtbarkeit zu sorgen. Ein Thema, das ihr dabei am Herz liegt, ist die Geschichte und die Kultur der kurdischen Community.
Shushan Delal schätzt die Werte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, träumt davon, Moderatorin zu werden und will als Deutsche mit Migrationsgeschichte ihre Perspektive in die Redaktionen des Bayerischen Rundfunks einbringen.
Der Ablauf des PULS Talente Programms
Die fünf Talente werden ein Jahr bei PULS verbringen und vor allem in den Bereichen Social Media, speziell Community-Management, Story-Telling und Moderation geschult – ob für Podcasts, YouTube- oder Instagram-Formate.
Los geht’s mit einem intensiven Kennenlernen des PULS-Teams und des persönlichen Mentors oder der persönlichen Mentorin, der bzw. die jedem Talent an die Seite gestellt wird. Danach liegt der Schwerpunkt der Ausbildung neben klassischen Workshops, in denen journalistische Grundkenntnisse und das Know-how moderner Medienproduktion gelehrt werden, in der Wissensvermittlung "on the Job".
In drei sogenannten Schwerpunktstationen, die jeweils durch einen Coach aus den unterschiedlichen Produkten (z. B. PULS Reportage, Die Frage, iam.justmyself etc.) betreut werden, erlangen die Talente praktische Skills durch die Mitarbeit am Produkt. Dabei sollen sie den Job der Autorin oder des Autors, des Community Managers oder der Community Managerin oder des Hosts verstehen und die dafür nötigen Kenntnisse an die Hand bekommen.
Um die Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen dabei nicht zu überfordern, beginnt jede dieser bis zu zehn Wochen langen Stationen mit einer mindestens einwöchigen Phase, in der die Coaches den Talenten in einer Eins-zu-Eins-Betreuung die Grundlagen der jeweiligen Jobs näherbringen.
Mehr als nur ein langes Praktikum
In Stationen außerhalb von PULS bei interessierten Redaktionen und Teams im Haus lernen die Talente den BR als Ganzes und andere Themen, Zielgruppen und Arbeitsweisen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks kennen. Am Ende des Ausbildungsjahres stellen die Talente mit ihrem sogenannten Meisterstück (zum Beispiel einem eigens entwickelten TikTok-Format oder einer langen YouTube-Reportage) unter Beweis, das Gelernte auch eigenständig anwenden zu können. Über seinen gesamten Verlauf stellt das Traineeprogramm Persönlichkeitsentwicklung und individuelle Talente- und Kreativitätsförderung ins Zentrum und ist somit viel mehr als einfach nur ein längeres Praktikum.
"Mit dem PULS Talente Programm kommen wir unserer Verantwortung als öffentlich-rechtliches Medienhaus nach, auch unter den Machern und Macherinnen unserer Programme langfristig den Querschnitt der Bevölkerung abzubilden. Nur so können wir authentische Inhalte aus diversen Blickwinkeln produzieren, die eine breite Bevölkerung ansprechen, und unseren gesetzlichen Grundversorgungsauftrag erfüllen."
Walter Schmich, Leiter des Programmbereichs BAYERN 1, BAYERN 3 und PULS
Ausschreibung und Auswahlprozess im PULS Talente Programm
Neu und einzigartig an dem einjährigen Trainee-Programm ist der niederschwellige Eintritt – Medienerfahrung, Studium oder Abitur sind für die Bewerbung nicht notwendig. Das PULS Talente Programm will Menschen mit interkulturellen Backgrounds und/oder Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen ohne akademische Ausbildung ansprechen. Weil echte Diversität beim Recruiting beginnt, setzt PULS beim Talente Programm in enger Zusammenarbeit mit der Personalabteilung auf ein modernes Ausschreibungsverfahren mit kurzen und knackigen Clips und Memes auf Facebook und Instagram. Sie wurden über bekannte PULS Hosts und PULS-eigene Social Media Kanäle, sowie Influencerinnen und Influencer und Programmbotaschfter und Programmbotschafterinnen gestreut.
Ziel der von Laura Bohné aus dem PULS Marketing-Team verantworteten Kampagne war es, die potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern auf eine von uns eingerichtete Webseite zu lotsen, auf der sich ein intuitiver Fragebogen inklusive der Möglichkeit eines direkten Datei-Uploads befand. Dort sollten keine Zeugnisse hochgeladen werden, denn Schulabschlüsse und Vorerfahrung sind nicht notwendig, sondern eine möglichst überzeugende Video- oder Audiodatei. Die Bewerbungsgespräche mit 19 Kandidatinnen und Kandidaten fanden auch im zweiten Jahr Corona-bedingt via Videokonferenz statt.
"Für uns war es dieses Jahr extrem spannend zu sehen, wen wir mit unserer überarbeiteten Ausschreibungskampagne erreichen und ob es uns gelingt, die eigene Bubble zu sprengen. In diesem Jahr haben wir bei der Endauswahl ganz bewusst darauf geachtet, Leute aus Communities und mit Talenten zu uns zu holen, die den BR aus einer ganz anderen Perspektive bereichern, als dies beim ersten Jahrgang der Fall war."
Katharina Kestler, Head of PULS Talente Programm
Zukunft der Talente im BR
Das erste Talente-Jahr brachte die Erkenntnis, die Talente und das gesamte Programm nicht mit zu hohen Erwartungen zu überfrachten. Das Berufsfeld Journalismus und die Arbeit in den BR-Redaktionen sind so breit und vielfältig, dass auch talentierte Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen nicht nach einem Jahr als schon in allen Bereichen perfekte ausgebildete Journalisten und Journalistinnen einsteigen können. Daher engagiert sich die PULS-Redaktion auch über das erste Jahr hinaus für den Nachwuchs, denn sonst hätte das Programm keinen langfristigen Nutzen.
"Wir sind stolz darauf, mit dem PULS Talente Programm eine Vorreiterrolle in der Ausbildung und Förderung eines diverseren journalistischen Nachwuchses einzunehmen. Doch damit ist nur ein erster Schritt getan. Erst durch die kontinuierliche Weiterförderung und Integration der Talente in die Strukturen des gesamten Bayerischen Rundfunks können wir den BR langfristig diverser aufstellen."
Hendrik Rack, Head of PULS Talente Programm