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Lookismus

RESPEKT Lookismus

Stand: 11.05.2022 14:56 Uhr

  • Der Begriff "Lookismus" kommt aus dem Englischen von "look" = "Aussehen" und bezeichnet die Beurteilung eines Menschen aufgrund seines Äußeren.
  • Attraktive Menschen – so sagen es wissenschaftliche Theorien – haben es leichter im Leben, nicht Attraktive dagegen schwer.
  • "Pretty privileges" nennt man diese Privilegien, die attraktive Menschen für das Vorurteil bekommen, vermeintlich besser als andere zu sein.
  • Menschen, die dem Ideal eines attraktiven Menschen nicht entsprechen, werden schon früh benachteiligt.

Schubladendenken - mit krassen Folgen

Definition Lookismus

Video (2:10) Was ist Lookismus?

Lookismus ist ein Denken, das den Wert eines Menschen daran misst, ob dieser attraktiv auf andere wirkt - oder nicht. Lookismus geschieht unbewusst, das macht es schwierig, ihn zu erkennen, diskriminiert aber häufig andere. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn kleine Menschen nur aufgrund ihres Aussehens als schwach eingeschätzt werden, blonde Frauen als dumm oder dick mit dem Attribut faul verbunden wird. Menschen, die dem Ideal eines attraktiven Menschen nicht entsprechen, werden schon früh benachteiligt. Diese Ablehnung und Diskriminierung verinnerlichen sie, ihr Selbstwertgefühl wird geschwächt. Neben der Abwertung von außen werten sie sich somit auch selber ab. Was kann man gegen Lookismus und das eigene Schubladendenken tun? Wie gehen Menschen, die aufgrund ihres Aussehens Vorurteilen ausgesetzt sind, damit um? Und welche Lösungsstrategien haben sie (für sich) gefunden?

Dickere Frauen bekommen weniger Gehalt

Traurig aber wahr: Bei Frauen wirkt sich der Body-Mass-Index negativ auf das Gehalt aus. Das ist das Verhältnis von Körpergröße und Gewicht. Je höher er ist, desto mehr Übergewicht. Um Diskriminierungen möglichst von vornherein zu verhindern, fordern Expert:innen zum Beispiel Bewerbungsverfahren ohne Fotos, damit die Qualifikationen zählen und nicht das Aussehen. Weitere Möglichkeit: standardisierte Fragebögen oder ein "blind interview", zum Beispiel per Online-Chat. Generell wirken bei Bevorzugung oder Diskriminierung meist mehrere Faktoren zusammen, zum Beispiel Herkunft und Hautfarbe. Je mehr den Menschen dieses Zusammenspiel von Faktoren der Diskriminierung bewusst ist, umso eher lassen sich Benachteiligungen von vornherein vermeiden.

Dickere Männer haben es auch schwer

Tommy Haferkorn hatte kaum Freunde, machte sich ständig Gedanken, was die anderen von ihm halten - weil er 185 Kilo wog. Tommy trainiert nun jeden Tag im Fitnessstudio. Er hat bereits 65 Kilo abgenommen, um nicht mehr so vielen unangenehmen Blicken ausgesetzt zu sein.

"Du wirst im Fahrstuhl angeguckt, wenn da plötzlich zehn Leute drin stehen und dann kommst du noch. Ich so, okay, fahrt bitte, ich warte einfach. Bei Frauen ist es mittlerweile absolut normal, dass du sagen kannst: Hey, du bist curvy, es sieht gut aus. Bei Männern gibt es das einfach nicht."

Tommy Haferkorn

Zahlen und Fakten

Video (3:35): Pretty Privilege und Schönheitsstress

Schönheitsstress und wie er entsteht

  • Die Kosmetikbranche ist ein Riesenmarkt mit Milliarden-Umsätzen. Influencer:innen sind das Marketing-Vehikel der Kosmetikbranche.
  • Das "perfekte" Aussehen ist oft ein Ergebnis von Bildbearbeitung - es setzt jedoch viele User:innen unter Druck, auch so aussehen zu müssen.
  • Schönheitsoperationen nehmen zu - und immer öfter kommen junge Frauen mit Vergleichsbildern aus Social Media zu den Chirurg:innen.
  • Auch Männer lassen sich ihr Aussehen "nachbessern". Besonders im Kommen ist die Straffung des Unterlids.

"Da fing dann die Zeit an, dass ich mich mit elf schon am ganzen Körper rasiert habe und mir ganz komisch die Augenbrauen gezupft habe."

Canel Ataman

Ausschnitt Youtube Springstoff / FaulenzA "Schönheitsideale"

Um eine Frau zu sein, wären große Brüste erst mal Pflicht,
kaum Gewicht und erst recht keine Stoppeln im Gesicht.
Für deine kleine Welt sind schon ein paar Härchen schlimm.
Tut mir leid, wenn ich nicht die Fee aus deinem Märchen bin.
Bisschen Glamour und Musik und ich schwebe durch den Saal.
Zum Tanzen brauch ich alles, nur kein Schönheitsideal.
Scheißegal, mir fällt’s schwer, ganz so auszuseh’n wie Barbie.
Doch für mich bin ich hier die Dancing Queen auf dieser Party.

FaulenzA - fühlt sich nur als Punk frei, ihre Identität frei zu leben.

Body Positivity - mehr Vielfalt beim Aussehen

Die Body-Positivity-Bewegung kämpft gegen gängige Schönheitsideale. Inzwischen setzen viele Marken auch auf Diversität und Persönlichkeit. Auf Instagram finden neue Vorbilder ihre Plattform. So wie Canel. Sie präsentiert mit Stolz ihre Monobraue und Körperbehaarung. Doch das war nicht immer so. Als Jugendliche war Canel ständig dem Stress ausgesetzt, dass sie zu viele Haare hatte - da, wo "man" sie "nicht haben soll". Denn die Gesellschaft hat hierzulande beschlossen, dass Haare bei Frauen nur auf dem Kopf üppig wachsen dürfen.

"Ob ich transsexuell bin. Das werde ich oft von Teenager-Jungs gefragt, was ich auch total übergriffig finde. Und wenn es so wäre, wen stört’s? Dass ich unhygienisch sei, dass ich Feminismus nicht verstanden hätte."

Canel Ataman

Mach den Selbstversuch: Einfach mal die Äußerlichkeiten weglassen

Wie schon erwähnt, können Bewerbungsverfahren ohne Fotos oder "blind interviews" Diskriminierung reduzieren. Wir verzichten mal auf Äußerlichkeiten und bieten hier die beiden Interviews mit Canel Ataman aus dem Film als Audios an. Lasst die Gespräche doch mal ohne Bilder auf euch wirken.

Fazit

Toleranz lässt sich üben. Zum Beispiel, in dem du auf Menschen zugehst, gegenüber denen du Vorurteile hast. Aufmerksam zu sein gegenüber der "Stimme in deinem Kopf", die abwertende Bemerkungen über andere macht wegen ihres Aussehens. Denn oft ist diese Stimme auch dir gegenüber streng und intolerant. Wer sich zu dick fühlt, kann mitunter wütend auf Schlanke sein - weil sie etwas haben, was man selbst so sehr möchte. Und wer wirklich zufrieden ist mit sich - und das ausstrahlt - der wird sich automatisch leichter tun, auch bei anderen mehr auf die Ausstrahlung zu achten als aufs Äußere.

"Wenn eine Frau jetzt, was weiß ich, die gibt einen Talk oder ein Interview. Mal selber so drauf achten: Okay, höre ich ihr jetzt zu, oder denke ich jetzt gerade über ihre Haare nach?"

Anuschka Rees, Sozialpsychologin

Autorin: Monika von Aufschnaiter

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