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Campus Doku Volksdroge Alkohol – warum dürfen wir uns zu Tode trinken?

Montag, 20.05.2019
22:15 bis 22:45 Uhr

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2019

Volksdroge Alkohol – warum dürfen wir uns zu Tode trinken?

Alpha Campus, 20. Mai 2019, 22:15 Uhr.

Von Thomas Hauswald

Redaktion: Johanna Walter

Über 70.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich durch Krankheiten, die maßgeblich durch Alkoholkonsum verursacht werden. Den Steuereinnahmen von etwa 3,3 Milliarden Euro durch den Verkauf von Alkohol stehen etwa 40 Milliarden Euro Kosten für die Allgemeinheit gegenüber, die sich durch die Behandlung von alkoholbedingten Krankheiten jährlich summieren. Durch Steuererhöhungen, Einschränkungen der Verfügbarkeit oder ein Werbeverbot könnte der Staat gegenlenken. Doch in Deutschland hält sich der Staat bei der Reglementierung der Alkoholindustrie eher zurück. Warum?

Beim ersten Brauereienlauf in Oberfranken bei Bamberg trinken die Marathonläufer Bier statt isotonischer Getränke. Neben Bierführungen, Bierverkostungen und Bierkellern ist dieser Wettbewerb ein weiterer Mosaikstein, um durch das Traditionsgetränk Touristen anzulocken. Etwa ein Drittel aller Gäste kommen mittlerweile wegen des Bieres in die sogenannte „fränkische Toskana“. Und sie ist natürlich nicht die einzige Region in Deutschland, die mit alkoholischen Getränken für sich wirbt. Eine Praxis, die angesichts der gesundheitlichen und gesamtgesellschaftlichen Folgen übermäßigen Alkoholkonsums durchaus hinterfragt werden kann. Anders als bei der Tabakwerbung gibt es für Alkoholwerbung in Deutschland kaum Einschränkungen.

Einer der prominentesten Kritiker der deutschen Alkoholpolitik ist der langjährige Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Er kritisiert, dass sich das Gesundheitsministerium nicht gegen das Wirtschaftsministerium durchsetzen könne.

Im Arbeitskreis „Alkoholkonsum reduzieren“ haben sich Politiker mit Wissenschaftlern und Vertretern der Alkoholindustrie 2015 zusammengesetzt, um endlich ein Maßnahmenpaket zu schnüren. Einigen konnte man sich auf besser koordinierte Hilfen für Alkoholkranke und auf mehr Prävention, nicht aber auf Maßnahmen wie ein Alkoholverkaufsverbot nach 22 Uhr an öffentlichen Tankstellen oder eine niedrigere Promillegrenze im Autoverkehr.
Der Arbeitskreis existiert offiziell immer noch, tagt aber inzwischen nicht mehr. Ein Teilnehmer berichtet, warum er frustriert den Kreis verlassen hat, da wissenschaftliche Erkenntnisse von der Politik nicht aufgenommen würden.

Hat in Deutschland die Alkohollobby einen zu großen Einfluss?

Redaktion: Corinna Benning