alpha-thema: Wetter fühlen und messen Das Ende der Wetterfrösche - Wenn Technik den Menschen ersetzt
Montag, 27.04.2020
21:45
bis 22:15 Uhr
- Untertitel
ARD alpha
2018
"Die Regenfront ist durch, wir können fliegen." Thomas Reimer startet den roten Helikopter der Deutschen Rettungsflugwacht. In Kürze wird er mit seinem Team einen schwer verletzten Motorradfahrer ins Krankenhaus fliegen. Leben retten ist sein Job.
Thomas Reimer ist Flugkapitän am Unfallkrankenhaus Berlin-Marzahn. Für einen sicheren Einsatz benötigt er präzise Wetterdaten. Was aber, wenn diese falsch sind, fragt sich Reimer nicht selten: "Die Automaten der Wetterstationen melden uns eine schlechte Sicht oder tiefe Wolken, obwohl uns beispielsweise andere Piloten, die in der entsprechenden Region gerade in der Luft sind, gute Flugbedingungen bestätigen. Das ist ein großes Problem, denn wir müssen abwägen, ob wir starten oder nicht. Es geht schließlich um Menschenleben."
Thomas Reimer erhält die Wetterdaten vom Deutschen Wetterdienst (DWD), der in Deutschland 183 hauptamtliche Stationen betreibt und zwar zunehmend automatisch. Die Bundesbehörde hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2022 alle Wetterwarten auf vollautomatisierte Technik umzurüsten. Sämtliche wetterrelevanten Werte werden zukünftig von sensiblen Sensoren und Lasertechnik ermittelt – ganz ohne
Menschen. Flugkapitän Reimer und viele Wissenschaftler schlagen deshalb Alarm.
Zwar werden seit vielen Jahren problemlos Temperatur, Luftdruck oder Windgeschwindigkeit automatisch gemessen. Das funktioniere aber nicht in allen Bereichen. Die Schneehöhe oder die Wolkenuntergrenze könnten zum Beispiel ohne menschliche Hilfe nicht zweifelsfrei ermittelt werden. Auch, weil Automaten nicht richtig funktionieren, ausfallen oder weil Sensoren verschmutzt oder kaputt sein könnten. Falsche Messwerte oder Messausfälle haben gravierende Auswirkungen auf die Hochwasservorhersage, den Flugverkehr, die Erfassung von Klimadaten.
Hydrologen und Klimaforscher fordern deshalb, dass an ausgewählten Stationen Menschen im Einsatz bleiben, auch nach 2022. Doch der DWD hält an seinem Vorhaben fest. Autorin Linda Süß untersucht in ihrem Film das Automatisierungsprojekt des DWD und zeigt, welche Probleme damit verbunden sind.
Redaktion:
Gábor Toldy