"Die Rückkehr der Namen" Zeugin der Zeit: Dr. Eva Umlauf Die Gefühlserbin
Mittwoch, 10.04.2024
20:15
bis 21:00 Uhr
- Video bereits in der Mediathek verfügbar
ARD alpha
Deutschland
2020
Als Eva am 19.12.1942 im slowakischen „Arbeitslager für Juden“ in Nováky geboren wird, herrschen 20 Grad Minus. Das Wasser, das die Hebamme während der Geburt erwärmt, friert binnen kürzester Zeit wieder ein. Dr. Eva Umlauf, geborene Hecht, ist eines der wenigen Kinder, das im Lager geboren wird und später das Vernichtungslager Auschwitz überlebt. Dass sie ihre Geschichte der Nachwelt erzählen kann, gleicht einem Wunder.
Bewusste Erinnerungen an die ersten Jahre ihres Lebens hat die in München lebende Kinderärztin und Psychoanalytikerin Dr. Eva Umlauf nicht. Aber etwas in ihr, sagt sie, wusste immer, dass sie Erlebnisse in sich trägt, die kaum zu ertragen sind. Es sind Gefühlserbschaften, die transgenerationell weitergegeben werden. Auch ihre Mutter Agnes Hecht überlebt den Holocaust, aber nach der Befreiung spricht die Familie kaum über das, was geschehen war. Man wollte nach vorne blicken. Die Schmerzen hinter sich lassen. Es sind Familiengeheimnisse, die jeder wahrt.
Erst als Dr. Eva Umlauf 2014 einen Herzinfarkt erleidet, beginnt sie, ihre Geschichte im Detail zu recherchieren. Sie reist in Archive, trifft sich mit Historikern, recherchiert bis ins Kleinste. Besonders schmerzhaft wird es, als sie herausfindet, dass sie als Zweijährige im Vernichtungslager Auschwitz im Winter 1944 monatelang von ihrer Mutter getrennt ins Krankenlager des berüchtigten Dr. Josef Mengele gebracht wurde. Dr. Eva Umlauf berichtet in diesem bewegenden Interview über den Umgang mit schwierigen Gefühlserbschaften, über die Bejahung des Lebens und weshalb die Nummer auf ihrem Unterarm ein Zeichen des Überlebens ist.
Autor/Autorin:
Michaela Wilhelm-Fischer
Redaktion:
Helge Freund
Die Reihe "Zeuge der Zeit" spürt dem Schicksal von Menschen nach, die als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene den Terror des NS-Regimes erleiden mussten.