"Die Rückkehr der Namen" Zeugin der Zeit: Charlotte Knobloch Eine Kindheit im Versteck
Donnerstag, 11.04.2024
20:40
bis 21:25 Uhr
- Video bereits in der Mediathek verfügbar
ARD alpha
Deutschland
2022
Am 29. Oktober 1932 erblickt Charlotte Neuland das Licht der Welt. Sie wird in eine düstere Zeit geboren: Nur drei Monate nach der ihrer Geburt kommt Adolf Hitler an die Macht. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten beginnen Jahre maximaler Menschenverachtung gegenüber andersgläubigen, vermeintlich „andersartigen“ und als lebensunwert gebrandmarkten Menschen. Boykotte gegen jüdische Geschäfte und Berufsverbote für Juden, auch für Charlottes Vater, den etablierten Münchner Rechtsanwalt Siegfried „Fritz“ Neuland, sind nur der Anfang. Im Laufe der Zeit wird das Leben für jüdische Menschen immer bedrohlicher. Mit den „Nürnberger Gesetzen“ von 1935 werden Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden zunächst angeprangert und dann illegal.
Charlottes Mutter, Margarethe Neuland, verlässt die Familie. Sie war einst zum Judentum konvertiert und hält dem Druck der Gestapo nicht stand. Charlottes Großmutter, Albertine Neuland, wird zur wichtigsten Bezugsperson des Mädchens. In der Nacht von 9. auf den 10. November 1938 wird die Sechsjährige Zeugin der Novemberpogrome: Jüdische Geschäfte werden vor ihren Augen zerstört und geplündert, Menschen geschlagen, misshandelt und abgeführt. Als von München aus im Jahre 1941 die ersten Deportationen in die Konzentrationslager beginnen, bringt Siegfried „Fritz“ Neuland seine Tochter zur tiefreligiösen katholischen Bäuerin Kreszentia Hummel in Mittelfranken. Ihr hat Charlotte Neuland ihr Überleben zu verdanken.
In diesem Interviewfilm nimmt Charlotte Knobloch die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in ihre persönliche Vergangenheit voller Angst, Diskriminierungserfahrungen und Verluste. Charlotte Knobloch hat diese Erfahrungen wirkungsvoll verwandelt: Als eine der wichtigsten Persönlichkeiten jüdischen Lebens im deutschsprachigen Raum hat sie ihr Leben dem Kampf für Frieden, Gleichberechtigung und Demokratie gewidmet.
Autor/Autorin:
Michaela Wilhelm-Fischer
Redaktion:
Helge Freund