Coaching für Abiturienten Wie man herausfindet, was man wirklich will
Bis zum Abi-Zeugnis sind viele Schüler extrem zielstrebig. Doch was dann? Viele wirken nach dem G8 orientierungslos - und brauchen erst mal Zeit. Oder einen Coach. Das Campus Magazin hat zwei Abiturienten zum Coaching geschickt.
"Nach dem Abi" ist eine Lebensphase der Orientierung, sagt Karriereberaterin Gaby Regler aus München. Welchen Weg soll man wählen im Meer der Möglichkeiten? Allein in Deutschland kann man unter 17.000 Studiengängen wählen. Das macht es nicht leichter. Auch wenn für viele jetzt erst einmal die große Freiheit winkt, mit Work and Travel in Übersee, mit Jobs, in denen man endlich Geld verdient, Praktika zum Erfahrungen sammeln oder in freiwilligen sozialen Diensten - irgendwann ist auch diese Phase zu Ende. Und dann muss man sich entscheiden. Oder man befindet sich sehr schnell im großen Nichts!
Ihr Coaching für Abiturienten soll neue Wege eröffnen, es leichter machen, seine Fähigkeiten und vielleicht ganz neue Talente zu entdecken. Zusammen mit ihrer Kollegin, der Lerntrainerin Heike Wellmann, hat Gaby Regler die Abiturienten Annemarie Carl und Jonathan Paul für uns unter die Fittiche genommen. Und die Schulabgänger sahen am Ende des Drehtags sehr viel klarer, wohin sie in Zukunft starten wollen.
TIPPS VOM ABI-COACH
Campus Magazin: Nach dem Abi folgt der Start in mein neues Leben: Aber wie finde ich heraus, welches Studium, welcher Beruf zu mir passt?
Gaby Regler: Das ist gar nicht so einfach. Die Abiturienten sind 17, 18 Jahre alt, haben zwölf Jahre Schulzeit hinter sich und hören von vielen Bezugspersonen, was für sie das Beste ist. Das sind lauter gut gemeinte Ratschläge, aber zuerst muss man erkennen, was man selbst will und wo die eigenen Fähigkeiten liegen.
Wie kann ich genau das aus mir herausfiltern?
Heike Wellmann: Zuerst sollte man überlegen, welche Hobbies habe ich? Wo habe ich schon Erfolge eingefahren – zum Beispiel im Sport, bei Malwettbewerben und so weiter? Daraus ergeben sich schon erste Richtungen: vielleicht doch zuerst Reisen und zum Work and Travel nach Kanada - wie es Annemarie vorhat - oder ein Studium Generale: Jonathan hat sich ja für das Studium Naturale an der TU München entschieden.
Gaby Regler: Ganz wichtig ist, die Ratschläge der anderen hinter sich zu lassen und genau hinzusehen: Was fällt MIR am Leichtesten. Was ist so selbstverständlich, dass ich es nie thematisiere? Genau hier kann der Schatz liegen - das kann es sein! Gerne arbeite ich auch mit den sogenannten Skill-Karten: Hier wird sehr schnell klar, wo liegen die größten Fähigkeiten. Was liegt mir gar nicht? Der Strength Test ist auch ein optimales Mittel, genau in sich hineinzuhören und seine Stärken zu analysieren. Jonathan hat ihn bereits in der Schule absolviert und wusste genauer als Annemarie, wohin es für ihn gehen kann.
Heike Wellmann: Ob Fragebögen, selbst erarbeitete Stärkenplakate oder die für alle zugänglichen Tests im Internet: Wichtig ist, sich über einen längeren Zeitraum zu analysieren und nach den jeweiligen Ergebnissen immer wieder zu hinterfragen, wohin man beruflich möchte. Und wo die ganz eigenen Optionen liegen.
Und wenn ich dann meinen Traumberuf vor Augen habe - wie fange ich das Ganze dann an?
Gaby Regler: Dann überlege ich mir den ersten Schritt dahin. Jonathan wusste bereits vor Anfang des Coachings, dass er "etwas mit Naturwissenschaften" machen möchte. Er will Forscher werden. Im Laufe des Coachings bekam er immer mehr Selbstvertrauen. Um sich die Fachrichtung offen zu halten, beginnt er im Oktober mit dem Studium Naturale an der TU München. Ein Studium Generale, zwei Semester lang, in den Naturwissenschaften. Da bereits mehrere Scheine anerkannt werden, kann Jonathan sich nächstes Jahr um diese Zeit für seine ganz besondere Fachrichtung entscheiden.
Heike Wellmann: Für Annemarie ist es am besten, erst einmal mit Work and Travel in ihr Wunschland Kanada zu gehen. Dort kann sie sich weiter inspirieren lassen. Undherausfinden, ob ihre neue Idee - ein Beruf beim Film oder in den Medien - vielleicht der richtige Weg für sie ist.
Und wenn ich fünf Jahre nach dem Abi das Gefühl habe, ich habe mich total verfranzt... bin ich dann gescheitert?
Gaby Regler: Nein. Natürlich nicht. Oft führen gerade die Umwege zum Traumberuf - mit allen Erfahrungen, die man unterwegs gemacht hat. Zum anderen ist es jetzt wichtig, neu zu analysieren und auszuloten, wohin - mit dem erworbenen Wissen - der richtige Weg nun gehen kann. Schließlich verändert man sich - und manchmal passt das Alte einfach nicht mehr. Dann ist es Zeit für das Neue.
Wenn ihr Lust habt, euch selbst coachen zu lassen: Neue Termine bei Gaby Regler und Heike Wellmann gibt es am 12. Juli in München und am 12. Oktober in München, jeweils von 9.30 Uhr bis 13.00 Uhr. Mehr dazu unter https://dalangblog.wordpress.com/index.php