Prof. Dr. Robert Arlinghaus, Fischereiwissenschaftler Was das Angeln über die Nachhaltigkeit lehrt
Angeln hat Einfluss auf Gewässer und ihre Fischbestände. Wie weit Angler:innen tatsächlich nachhaltig in die Gewässerbewirtschaftung eingreifen, das erklärt der Fischereiwissenschaftler Prof. Dr. Robert Arlinghaus von der HU Berlin.
Angler:innen fangen Fische während der Freizeit, viele Fische. Manche sehen darin Tierquälerei oder eine Gefahr für die natürlichen Gewässerökosysteme. In der Tat ist das Angeln weit mehr als ein Nischenhobby. Für viele ist es Lebensinhalt. Alleine in Deutschland angeln 3,3 Millionen Menschen, die zusammengenommen etwa zehn Mal mehr Fisch aus den Binnengewässern entnehmen als alle Berufsfischer zusammengenommen. Angler:innen sind aber nicht nur ein relevanter Entnahmefaktor von Fischen, sondern gleichzeitig sind Angelnde über Vereine und Verbände Bewirtschaftende von Gewässern. Der Vortrag zeigt am Beispiel empirischer Studien aus dem In- und Ausland auf, wie das Angeln auf Gewässer und Fischbestände einwirken, manchmal auch in negativer Weise, und wie Angler:innen gleichzeitig auch positiv auf den Erhalt der biologischen Vielfalt in und an Gewässern wirken.
Um die positiven Potenziale der Angelfischerei für den Natur- und Umweltschutz zu optimieren, bedarf es der Ko-produktion von Wissen zu den Risiken und Nebenwirkungen traditionell eingesetzter Bewirtschaftungsmaßnahmen. Am Beispiel verschiedener großangelegter Praxisprojekte wird aufgezeigt, dass die gemeinsame Planung und Durchführung von Experimenten an den von Angler:innen bewirtschafteten Gewässern erhebliche umweltpädagogische Wirksamkeit erreicht, die in dieser Form durch keine Art der rein passiv kommunizierten Umweltbildung erreicht werden kann. Angeleitetes experimentelles Lernen, das auf dem erheblich ausgeprägten Praxiswissen der Angler:innen sowie auf der stark ausgeprägten Selbstmotivation aufbaut, trägt zur Transformation der Fischereimanagementpraxis bei und hilft, Naturnutzung und -schutz an den Gewässern in Einklang zu bringen. Die Erkenntnisse sind auf andere Nachhaltigkeitsproblematiken in der Jagd oder in der Landwirtschaft übertragbar.
Vita:
Prof. Dr. Robert Arlinghaus studierte in Berlin Technischen Umweltschutz und Agrar- und Fischereiwissenschaften. Er promovierte 2003 zu der sozio-ökonomischen Bedeutung der Freizeitfischerei an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Nach Post-Doc Stationen am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der Absolvierung einer Juniorprofessor für Binnenfischereimanagement an der HU und mehreren mehrmonatigen Gastaufenthalten an unterschiedlichen Organisationen und Universitäten im Ausland, ist Robert Arlinghaus seit 2013 Professor für Integratives Fischereimanagement an HU in gemeinsamer Berufung mit dem IGB. Robert Arlinghaus (45) ist Autor von etwa 600 Aufsätzen, darunter 270 referierten Fachartikeln und etwa 20 Monographien und Büchern. Für seine interdisziplinären Forschungsarbeiten an der Schnittstelle Wissenschaft und Gesellschaft wurde er mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Cultura Award durch die Alfred-Töpfer-Stiftung. 2020 erhielt er den Communicator Preis der DFG und des Stiftungsverbands für seine herausragende Wissenschaftskommunikation. Robert Arlinghaus ist Herausgeber führender Fachzeitschriften wie Fish and Fisheries und Zeitschrift für Fischerei. Der Vater zweier Kinder ist in der Freizeit Angler – wen wunderts.
2020 erhielt Prof. Arlinghaus den Communicator Award von der DFG und dem Stifterverband für Exzellenz in der Wissenschaftskommunikation.
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