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Dr. rer. pol. Markus Egermann, Transformationswissenschaftler Wie schaffen wir den Wandel zur Nachhaltigkeit?

Der Transformationswissenschaftler Markus Egermann vom Leibniz-Institut für Ökologische Raumentwicklung in Dresden hinterfragt, warum wir uns so schwer tun den Wandel zu nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweisen einzuleiten.

Von: Andrea Roth

Stand: 26.03.2023

Dr. rer. pol. Markus Egermann: Wie schaffen wir den Wandel zur Nachhaltigkeit?

"Alle finden‘s Scheiße, aber alle machen sie mit“ singt Sarah Lesch in ihrem Lied "Testament"." Ungefähr so könnte man es beschreiben, wie wir als Menschheit sehenden Auges den Planeten ruinieren. Wie können wir solche tiefgreifende Wandlungsprozesse bzw. Transformationen bei den Menschen aktiv anstoßen und gestalten?

Diesen Fragen geht Dr. Markus Egermann vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden nach. Der Forschungsbereich, den er leitet, heißt „Transformative Kapazitäten“. Damit ist die Fähigkeit gemeint, uns als Gesellschaft in die Lage zu versetzen, Transformationsprozesse – wie z.B. die Energiewende und die Verkehrswende – zu initiieren und zu beschleunigen.

In seinem Vortrag wird zunächst einmal Klarheit darüber geschaffen, wo wir als Gesellschaft tatsächlich stehen auf dem Weg zu nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweisen. Diese Bilanz fällt insgesamt, aber auch speziell für Deutschland, ernüchternd aus und so geht er im Weiteren der Frage nach, wie wir bisher versucht haben das zu ändern und warum die bisherigen Ansätze weitestgehend als gescheitert betrachtet werden müssen, insbesondere warum Wissen allein nicht ausreicht und warum neue Technologien, Effizienzmaßnahmen und unser Innovationsverständnis unzureichend, zum Teil kontraproduktiv sind. Anschließend votiert er dafür, dass wir systemisch auf die Dinge schauen müssen und geht darauf ein, was es braucht, um Systeme zu transformieren, welche Art von Wissen dafür relevant ist, wie wir dieses Wissen produzieren können und welche Art von Innovationen wir dafür brauchen.

Zu diesen und anderen Aspekten forscht Dr. Markus Egermann und sein Team am IÖR in verschiedenen Projekten mit Titeln wie "Zukunftsstadt", in denen zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern Transformationswissen produziert wird. Ooder auch im Projekt "TransFOODmation", hiergeht es darum, die transformative Kraft multilateraler Verhandlungen (z.B. der UN/FAO) auszuloten.

Markus Egermann ist Transformationsforscher am IÖR und leitet dort den Forschungsbereich „Transformative Kapazitäten“. Er hat an der TU-Dresden und der Università degli Studi di Pisa Geographie studiert und an der TU-Dortmund (Raumplanung) zur Fragen der Kooperation von Kommunen promoviert. Aspekte der Planung und nachhaltigen Entwicklung von Städten hat er unter anderem im gemeinsamen Studienprogramm zur Stadt- und Regionalentwicklung der TU-Dresden und der Ohio State University vertieft. Er lehrt an der TU-Dresden.

Markus Egermann ist Gutachter für die Europäische Kommission (Horizon Europe), die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Volkswagenstiftung, die Mercator-Stiftung sowie für führende internationale Zeitschriften zur Transformationsforschung (u.a. Environmental Innovation and Societal Transitions, Urban Transformations, Journal of Environmental Policy and Planning, GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society, Ecology and Society, Technological Forecasting and Social Change).

Sein Forschungsinteresse gilt den Bedingungen, dem Ablauf und der Gestaltung von Transformationsprozessen zu nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweisen. Dabei interessieren ihn vor allem der Aufbau von Kapazitäten zur Governance systemischen Wandels und die Aktivierung lokaler und regionaler Innovationssysteme. In diesem Zusammenhang forscht er zur Rolle unterschiedlicher Akteure, insbesondere von Zivilgesellschaft und intermediären Akteuren in Transformationsprozessen sowie den Möglichkeiten und Grenzen für Politik und Verwaltung, insbesondere Planung, solche Prozesse zu gestalten. Methodisch arbeitet er überwiegend in transdisziplinären und transformativen Forschungsvorhaben (z.B. Reallaboren) und wendet dabei eine breiten Mix aus qualitativen Methoden der Sozialwissenschaften an. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf der lokalen Ebene (v.a. Städte). Er berät Politik und Verwaltung auf allen Regierungsebenen (Kommunen, Landes- und nationale Ministerien, Europäische Kommission, Vereinte Nationen).


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