Campus Tour per App Das "Game of TUK" für Erstis an der TU Kaiserslautern
Jeder Anfang an einer neuen Uni, in einer neuen Stadt beginnt mit einer Suche. Nach dem nächsten Hörsaal, dem richtigen Seminarraum, dem besten Snack für zwischendurch ... Die TU Kaiserslautern bemüht sich, mit "Game of TUK, einem interaktiven und vielseitigen Spiel ihre Ertsemester zu unterstützen.
Den kostenlosen Drucker oder den verschwiegensten Arbeitsraum entdeckt man meist erst nach Jahren. Die TU Kaiserslautern bemüht sich, solch überlebenswichtiges Detailwissen rechtzeitig mit ihren Erstsemestern zu teilen. Und zwar nicht mit einer monotonen Info-Veranstaltung, sondern mit einem Bewegungs- und Lernspiel, dem "Game of TUK".
Der Pommes-Alarm und anderes Spezialwissen
Morgens um zehn Uhr auf dem Campus. Lea Volk und Felix Scheler steuern mit gezückten Handys zwischen den Uni-Gebäuden hindurch. Vor wenigen Tagen haben die beiden in Kaiserslautern angefangen zu studieren. Sie: Integrative Sozialwissenschaften. Er: Techno-Physik. Heute sind die beiden dabei, ganz universelle Grundkenntnisse über ihr neues Uni-Zuhause zu erwerben. Mit Hilfe des "Coin Collector". Einem Spiel, bei dem virtuelle Münzen auf dem Campus erlaufen und eingesammelt werden müssen. Die App auf dem Handy dient als Schatzkarte. Die Münzen liegen an für Ersties interessanten Orten. Dem Uni-Fit. Oder der Mensa. Beim Einsammeln der Coins gibt es nützliches Zusatzwissen. Zum Beispiel die Preis- und Menüpolitik der Mensa. Und die URL, unter der man die Verfügbarkeit von Pommes prüfen kann.
Ein Hauch von Harry Potters Zauberinternat in der Pfalz
Mit jeder Münze steigt nicht nur das Uni-Wissen von Lea und Felix. Sondern auch der Punktestand ihrer Häuser. Vier verschiedene, in denen die Fachschaften der Hochschule einigermaßen fair gruppiert sind, und ein "Mitarbeiter-Haus" treten beim "Game of TUK" gegeneinander an. Wie in Harry Potters Hogwarts. Die Häuserrivalität aus dem Zauberinternat war eine der Inspirationen für das Spiel, das seinen Ursprung im Hochschulsport der Uni genommen hat. Als Teilnahmeprojekt für eine Aktion der Techniker Krankenkasse und des Allgemeinen Deutschen Hochschul-Sportbunds.
"Lass uns mal was ganz anderes machen, 'Die Tribute von Panem', 'Harry Potter', 'Game of Thrones' ist doch cool. Und wenn man betrachtet, was wir bis jetzt hinbekommen haben, sind wir schon sehr glücklich, dass das diese Entwicklung genommen hat. Das hat sich auch vorher nicht so absehen lassen, dass es so gut funktioniert"
, so die Grundidee von Max Sprenger, dem Vize-Leiter des Uni-Sports
Corona hat das "Game of TUK" verändert
In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Serious Games und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz wurde 2018 eine App programmiert und mit Inhalten befüllt. Eigentlich war das „"Game of TUK" gedacht als digitales Spiel, um alle Studierenden an der Universität spielerisch zu mehr analoger Alltagsbewegung zu motivieren. Mit dem Münzspiel, mit Schnitzeljagden über den Campus und durch die Stadt, mit einer Variante des Brettspiels "Mr. X". Höhepunkt war dann ein großes Sommer-Sportfest inklusive Kür des Siegerhauses. Die Corona-Pandemie hat dem weitgehend einen Riegel vorgeschoben. Aber eine andere Tür geöffnet. Sie hat dem Spiel ein zweites Leben als lustiges und abwechslungsreiches Orientierungs-Tool verschafft. Und es funktioniert.
Der Running Coin ist heute davongerannt
Über 8000 Schritte haben Lea und Felix mit der App nun auf dem Campus zurückgelegt, bis sie die letzte Münze des Tages eingesammelt haben: Den Super-Coin, der erst einmal mit einem Bilderrätsel gesucht werden musste. Der Running Coin dagegen, eine Münze, die mit 6 Kilometern pro Stunde über das Uni-Gelände spurtet, ist den beiden heute entkommen. Morgen bietet sich die nächste Gelegenheit. Das Spiel kommt bei der Zielgruppe gut an.
"Es war ein schöner Morgen. Wir haben viel vom Campus gesehen und es hat Spaß gemacht. Es hat schon Potenzial für die Zukunft. Man ist ja in der heutigen Zeit ständig am Handy und wenn man dann einen Grund hat, das zu verbinden und rauszugehen, dann ist das auf jeden Fall ne coole Sache."
“, Lea, Studentin für Integrative Sozialwissenschaften
Motiviert, am nächsten Tag wieder auf Punktejagd zu gehen, sind beide Studenten. Ihre Häuser liegen im Live-Ranking, das über die App abgerufen werden kann, derzeit gnadenlos hinten.
Auszeichnung für das innovative Spiel mit der "Hochschulperle des Jahres"
Hinter der App, hinter dem täglichen Quiz mit zehn Fragen, hinter der Routenplanung und dem Bugfixing steckt viel Arbeit. Die hat sich aber ausgezahlt. Die Teilnehmerzahlen sind hoch. Und Auszeichnungen gab es auch noch. Zum Beispiel die "Hochschulperle des Jahres 2019" des Stifterverbands, der das spannende Spiel lobte und hervorhob. Spielleiterin Julia Müller erzählt, dass sie Feedbacks bekommen haben, wie: "Ach krass, cool, ein Lernraum, das wusste ich gar nicht. Oder: Ah, da gibt’s Gruppenarbeitsräume. Also die Sachen, die man sonst eigentlich eher im Lauf des Studiums lernt, haben wir diesmal so reingepackt und die Studis konnten das so lernen."
"Das Spiel 'Game of TUK' verbindet auf spannende Art die analoge Welt mit den neuen digitalen Möglichkeiten. App-basierte Spiele und alltagsgerechte Offline-Wettbewerbe motivieren die Studierenden auf spielerische Weise zu mehr Bewegung und sportlicher Aktivität – wesentliche Bedingungen für Gesundheit und Wohlbefinden."
Jury des Stifterverbandes
Hochschuleperle des Stifterverbandes
Jeden Monat zeichnet der Stifterverband innovative Projekte an Hochschulen aus. Die Aktion Hochschulperle soll diese vorbildlichen Projekte stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Im Jahr 2019 stand der Wettbewerb unter dem Oberthema Future Skills – den Zukunftskompetenzen, die Hochschulen Studierenden vermitteln sollen. Unter dem Leitbegriff Offene Wissenschaft steht die Auszeichnung 2020. Es geht dabei um neue Herangehensweisen in Forschung und Lehre, die jenseits etablierter Formen und Formate Wissenschaft mit Gesellschaft und Wirtschaft zusammenbringen. Ziel der auszuzeichnenden Initiativen und Projekte soll es sein, Innovationen zu fördern und den gesellschaftlichen Nutzen von Wissenschaft zu stärken.
Zukunft als Spiele-App für Uni-Wettbewerbe?
Für die Macher des Spiels ist indes eine Ausweitung auf andere Uni-Bereiche eher unwahrscheinlich. Das "Game of TUK" hat viel Lob bekommen. Aber der Aufwand wäre wohl für die wenigsten Lehrstühle als Mittel ernst gemeinter Wissensvermittlung zu bewältigen. Was aber passieren könnte, ist dass die Idee des Bewegungsspiels selbst zu wandern beginnt.
"Wir stellen uns das so vor, dass eine Uni sagt: Wir würden gern 'Game of …' anbieten. Und wir werden dann gemeinsam mit ihnen die Spielrunde planen und die Technik stellen, sie aber den inhaltlichen Input einbringen und dann die Spielrunde umsetzen. Vielleicht gibt’s irgendwann eine Deutschland-Liga mit Game of Universities und dann schaut man, welche Uni wen schlägt."
Spielleiterin Julia Müller