Frauenpower Professorin für Strömungsmechanik
Mit 34 Jahren schon Professorin und das in einer Männerdomäne! Maschinenbau - ein Fach, in dem der Frauenanteil nur bei rund zehn Prozent liegt.
Eine wissenschaftliche Karriere als Ingenieurin hat sich Bettina Frohnapfel als Kind nie erträumt. Und auch ein Fach wie Chemieingenieurwesen zu studieren, lag ihr erstmal fern. Sie war auf einer Mädchenschule und da gab es wenig Berührungspunkte mit Naturwissenschaften und Technik. Weibliche Vorbilder in MINT-Fächern wären sicherlich hilfreich gewesen. Heute ist sie das "role model" für die wenigen Studentinnen, die bei ihr studieren.
"Ich bin auf eine reine Mädchenschule gegangen, und hatte jetzt erst mal wenig Berührungspunkte mit etwas Technischem, ich glaube schon dass es sinnvoll ist, wenn man es schafft, in die Abschlussjahrgänge in den Schulen einfach Leute hinein zuschicken, die gerade im Studium sind oder gerade fertig sind mit dem Studium, die altersmäßig noch recht nah dran sind, und einfach ein bisschen erzählen können, was das Studium beinhaltet, was daran Spaß macht, was vielleicht schwierig ist, so dass man einfach mit der Idee etwas vertrauter wird. Ich glaube, das hilft viel und da hilft es natürlich auch, wenn eine Studentin des Maschinenbaus einfach mal in eine Klasse kommt, und erzählt, wie es ihr im Studium so geht, dass eigentlich alles ganz nett ist, und man nicht Probleme im Alltag hat, sondern genau die gleichen Herausforderungen zu meistern hat, wie es die Männer auch haben."
Prof. Dr. Bettina Frohnapfel
Hat sich eine Studentin tatsächlich für ein MINT-Fach entschieden, sollte sie sich unbedingt trauen an ProfessorInnen heranzutreten, wenn sie etwa eine wissenschaftliche Hilfskraft-Stelle will, aber auch wenn sie Zweifel hat, ob das Studium tatsächlich das Richtige für sie ist. Ganz wichtig ist auch der Austausch mit anderen Frauen in MINT-Fächern, rät Bettina Frohnapfel. Das helfe einem besonders in Krisenzeiten.
Frau Professor
Ihr eigener Weg als Wissenschaftlerin ging steil nach oben. Nach verschiedensten Förderpreisen wie dem Shell She-Study Award und ihrer Promotion in Strömungsmechanik an der Uni Erlangen, ging Bettina Frohnapfel ein Jahr als Postdoc nach Tokio, um danach an einem ProProfessur-Programm der hessischen Universitäten teil zunehmen. Ab 2010 leitete sie eine Emmy Noether-Forschungsgruppe an der TU Darmstadt. Seit 2012 ist Bettina Frohnapfel Professorin für Strömungsmechanik an der Fakultät für Maschinenbau am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Ihr Karrieretipp für technikbegeisterte Studentinnen
"Was ich glaube, das wichtig ist, und was mir auf dem Weg wirklich geholfen hat, ist, wenn man es schafft, in irgendein Netzwerk aus Gleichgesinnten reinzurutschen, irgendeine Gruppe von Leuten, die gerade das gleiche durchmacht. In meinen fall war das Glück da, dass ich bei der Boschstiftung in das Fast-Track-Programm hineingekommen bin, die dann über zwei Jahre hinweg eine Gruppe von zwanzig Ingenieurinnen relativ kurz nach der Promotion begleitet haben, alle mit dem Berufsziel eine Professur. Diese gruppe zu haben und sich da nochmal kurz zu schließen, das ist bis heute ein ganz wichtiger Anker irgendwie, hier in der Kommunikation und so was ist natürlich Gold wert, weil man schon ab und zu an Stellen kommt, wo man nicht so richtig weiter weiß, wo man das Gefühl hat, das ist alles ein bisschen viel, und dann ist es gut, wenn man hört, dass es bei anderen mindestens genauso schlimm oder noch viel schlimmer ist und dann passt die Welt mal wieder, und man kann weitermachen im Alltag."
Prof. Dr. Bettina Frohnapfel.
Frauen an hohen Positionen in der Wissenschaft unterrepräsentiert
Bettina Frohnapfel ist eine von 40 Professorinnen am Karlsruher Institut für Technologie. Sie hat 315 männliche Kollegen, das entspricht einem Frauenanteil von elf Prozent. Laut Forschungen der Robert Bosch Stiftung sind nur rund 15 Prozent der höchstdotierten Professuren in Deutschland weiblich besetzt. Ähnliche Zahlen gelten für wichtige Gremien und Kommissionen, die über Preise, Berufungen und Fördergelder entscheiden. Das Frauen-Netzwerk "AcademiaNET" der Robert Bosch Stiftung will etwas gegen die mangelnde Präsenz und Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft tun. Auf der Homepage kann man sich unterschiedliche Lebensläufe europäischer Spitzenwissenschaftlerinnen aus allen Disziplinen anschauen. Auch Bettina Frohnapfel ist vertreten.