Tutorial Nebenjob
Fast jeder braucht einen, aber der richtige ist gar nicht so leicht zu finden – der richtige Studentenjob! Geht’s um den Berufseinstieg oder nur um die Kohle? Im Hasenkostüm beim Flyer-Verteilen oder im Anzug mit Werkstudentenvertrag? Campus Magazin Coach gibt Rat.
„Campus Coach“ - Erfolg für Studium & Karriere
Folge 5: Der richtige Nebenjob!
Studium finanzieren, Miete zahlen, Geld fürs Reisen und Ausgehen haben – für viele Studenten lässt sich das alles nicht ohne Nebenjob stemmen. Aber wie finde ich heraus, welcher Job am besten für mich geeignet ist? Wo suche ich? Worauf muss ich beim Lohn und bei Versicherungen achten? Und wie wichtig ist es, dass mich mein Nebenjob auf die Zukunft vorbereitet? Campus Coach Jens Wittenberger betreibt ein Job Café an der Universität München und weiß, worauf es bei Nebenjobs für Studenten wirklich ankommt.
Unsere neue Reihe Campus Coach hilft Studenten bei der Vorbereitung ihrer Lebens- und Karriereplanung. Zum Service-Angebot gehört ein Online-Angebot rund um Coaching, Karriere und Bewerbung mit Tipps von verschiedenen Experten, dazu Videos rund um die Themenwelt Lernen und Job.
Schritt 1: Die Selbst-Analyse
Grundsätzlich sollte man sich natürlich fragen, was man selbst gut kann bzw. was einem Spaß macht. Doch vor allem gegen Ende des Studiums ist es sehr wichtig, den Nebenjob schon als Rampe für den Berufseinstieg zu nutzen. Zum einen indem ich mich selbst orientiere: ist der Beruf überhaupt was für mich? Zum anderen indem ich Berufserfahrung sammle. Die gehört zu den absoluten Schlüsselqualifikationen, wenn es darum geht nach dem Studium eine gute Stelle zu finden, gleichzeitig ist aber durch die verschulten Studiengänge fast keine Zeit mehr, diese praktische Erfahrung zu sammeln. D.h. eine berufsnahe Werkstudentenstelle ist Gold wert und wer sich bewährt, wird von den Unternehmen oft gleich weiterbeschäftigt.
Tipp: Versucht schon am Ende des Bachelorstudiums einen Werkstudentenjob bei einem potentiellen, späteren Arbeitgeber zu bekommen.
Schritt 2: Die Suche
Klassische Kanäle wie Aushänge gibt’s noch, sind aber nicht unbedingt zu empfehlen. Man weiß nicht wie lange sie schon hängen bzw. ob sie noch aktuell sind. Ein guter Einstieg sind die Onlinebörsen, wo es für verschiedene Branchen eigene Stellenmärkte gibt. Eine Hilfe sind Ansprechpartner an der Uni oder Personaldienstleister wie das Jobcafé, wo nicht nur für die Studenten Jobmöglichkeiten vorgefiltert werden, sondern auch den Unternehmen nur eine kleine Auswahl an Studenten vorgeschlagen wird. Wer es in den ausgewählten Kreis geschafft hat, für den erhöhen sich die Chancen extrem. Im Bereich Gastronomie und Einzelhandel ist es gut direkt vor Ort zu fragen, ob gerade Personal gesucht wird. Das ist sozusagen gleich ein Ad hoc-Vorstellungsgespräch. Und vielleicht das Allerwichtigste: Die Mundpropaganda unter den Studenten.
Tipp: Hört euch bei euren Mitstudenten um und notiert euch euer persönliches Ranking für gute Jobs.
Schritt 3: Die coolen Jobs
Wo sind die richtig coolen Jobs? Supermodels oder Luxuskarossen in die Schweiz chauffieren, als Messehostess Fremdsprachenkenntnisse trainieren oder als Nikolaus auf dem Weihnachtsmarkt stehen? Wir haben Studenten auch schon in jedes Kostüm gesteckt, da gibt’s wirklich lustige Geschichten. Aber ein Trend geht zu gut planbaren, nicht unbedingt körperlichen Tätigkeiten. Also der klassische Kellner-Job verliert gerade etwas an Beliebtheit, dafür stehen Angebote von Customer-Services, also die Arbeit in Callcentern, höher im Kurs. Am beliebtesten sind Jobs, die gut mit dem Studium vereinbar sind und eine recht kurze Dauer haben, z.B. Jobs bei Behörden oder im öffentlichen Dienst. Oder solche, bei denen nicht viel Gehirnschmalz gebraucht wird, dass wird ja im Studium "verbrannt".
Tipp: Wer die begehrten Traum-Jobs haben will, muss besonders schnell sein!
Schritt 4: Die Arbeitszeit
Ein Student darf von rechtlicher Seite aus 20 Wochenstunden während des Semesters arbeiten. In den Semesterferien unbegrenzt. Früher konnten Studenten nicht viel genug arbeiten, da war die Obergrenze lästig, heute schaffen viele nicht mehr als 12-16 Stunden. Durch das straffe und verschulte Studienprogramm haben viele zeitlich gar nicht mehr die Möglichkeit, sich so stark im Nebenjob zu engagieren. Besonders beliebt sind deshalb Jobs, die gut mit den Verpflichtungen an der Uni kombiniert werden können, wie Schichtdienste, Wochenendjobs oder temporäre Projekte.
Tipp: Das Studium nicht wegen des Jobs vernachlässigen! Das führt nicht selten zu einer längeren Studiendauer und ist dann am Ende auch finanziell ein „Minusgeschäft“.
Schritt 5: Die Bezahlung
Der Mindestlohn von 8,50 Euro hat viel Klarheit und Transparenz geschaffen und garantiert den Studenten gewisse Sicherheiten. Dafür ist aber unbedingt ein Arbeitsvertrag nötig (s.u.), sonst kann die Mindestlohn-Regelung unterlaufen werden. Durchschnittlich liegt der Stundenlohn deutschlandweit bei etwa 10 Euro, mit regionalen Unterschieden auch höher (z.B. in München ca. 12-13 Euro).
Tipp: Arbeitet nicht auf Provisionsbasis.
Eigentlich darf ein Student unbegrenzt viel verdienen, doch sollte man zwei Dinge beachten:
A. 8472 Euro jährlich ist die magische Grenze. Ab diesem Betrag müssen Studenten ihre Einnahmen versteuern. Ihr solltet euch ausrechnen, ob sich der Job wirklich für euch noch lohnt, wenn ihr über den Freibetrag kommt.
Tipp: Macht unbedingt eine Steuererklärung, wenn ihr mehr als 8472 Euro verdient!
B. Wer BAföG bezieht, hat „nur“ einen Freibetrag von 5400 Euro pro Jahr. Alles was er in seinem Nebenjob darüberhinaus verdient, wird ihm von der staatlichen Unterstützung abgezogen.
Schritt 6: Das Arbeitsverhältnis
Im Grunde gibt es drei Arten von Arbeitsverhältnissen:
A. Ohne Arbeitsvertrag. Davon bitte die Finger lassen. Wer schwarz arbeitet, macht sich nicht nur zum Handlanger einer kriminellen Handlung, sondern bringt sich auch selbst in Gefahr. Denn er ist während der Arbeit – gerade bei körperlichen Tätigkeiten nicht zu unterschätzen – sowie auf dem Weg zur Arbeit bzw. nach Hause nicht versichert.
B. Mit Arbeitsvertrag, auf Stundenbasis: Der Student wird also nur nach den Stunden bezahlt, die er arbeitet, was auch so im Arbeitsvertrag vermerkt ist. Diese Variante ist sehr verbreitet, dabei sind sich viele Unternehmen wahrscheinlich nicht bewusst, dass sie etwas Ungesetzliches machen. Auch Studierende fühlen sich damit gerecht behandelt, ist es aber nicht.
C. Arbeitsvertrag mit allen Arbeitnehmerrechten, also Grundgehalt, Überstundenausgleich, Urlaubsanspruch und Krankengeld. Damit verdient man nicht nur mehr, man ist besser abgesichert.
Tipp: Arbeitet immer mit Arbeitsvertrag.
Schritt 7: Das Probearbeiten
Gern gesehenes und legitimes Instrument, um die spezifische Job-Tauglichkeit eines Studenten zu prüfen – gerade in der Gastronomie. Also, es ist ok, wenn man gezeigt bekommt, um was es in dem Job gehen wird, also so was wie ein verlängertes, praxisorientiertes Vorstellungsgespräch noch ohne Bezahlung. Nicht ok ist, wenn gesagt wird: „Wir machen jetzt ein, zwei Tage Probearbeiten“ und es ist abzusehen, dass der Job schon bald zu Ende ist, z.B. Tausend Kuverts müssen eingetütet werden. Und am Ende steht man da und hat gar nix verdient. Bis zu zwei oder drei Stunden ist es ok, aber rein rechtlich gesehen ist es nicht zulässig, den Studenten am Probetag nicht zu bezahlen.
Tipp: Erkundigt euch im Vorfeld über Dauer und mögliche Bezahlung des Probearbeitens.