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Campus Reportage Wie Kinder das Lernen lernen - Bildung in der frühen Kindheit

Mit großer Neugier erkunden schon die Kleinsten die Welt und erlernen Grundprinzipien der Naturwissenschaft - Logik, Mathematik, Biologie, Chemie und Physik. Ergebnisse der Hirn- und Entwicklungsforschung verändern das Bild vom Kleinkind. Im Mittelpunkt steht die aktive Forscherrolle.

Von: Monika Haas

Stand: 03.04.2020

Campus Reportage: Wie Kinder das Lernen lernen - Bildung in der frühen Kindheit

Kleine Forscher in der Wiege. Bereis mit der Geburt starten Kinder ihre Expedition in die Welt. Mit allen Sinnen und als aktiv Lernende. Frühförderung lautet das zeitgemäße Zauberwort der Pädagogik. Hirnforschung und Entwicklungspsychologie benennen heute Zeitfenster, in denen sich Kinder ihr Wissen über die Welt aneignen: Sie brauchen dafür das aufmerksame Angebot von Eltern und Betreuungseinrichtungen, wie Tagesmütter, Krippen und Kindergärten.

Die 30minütige Reportage begibt sich auf Spurensuche von Franken bis ins Allgäu: Wie werden moderne Forschungserkenntnisse umgesetzt? Welche Chancen haben Kinder durch neue Angebote? Der Film zeigt auf Augenhöhe der Kinder welch spannendes Abenteuer Lernen und Begreifen ist und wie Rituale, Bewegung und Experimentieren dies sinnvoll unterstützen - aus ihrer Perspektive werden beispielhafte Angebote vorgestellt. So begleiten wir Kinder in ihrer "Lern- und Entdeckerwelt", Experteninterviews erläutern den Hintergrund entwicklungspsychologischen Grundlagen. Ein Eintauchen in die altersgemäßen Etappen der Forscherwelt der Kleinsten - als Anregung für die Zuschauer.

Forscher in der frühen Kindheit


0 bis ein Jahr: Besuch im Babylabor. Die noch junge Säuglings-Forschung der Entwicklungspsychologen der Ludwig-Maximilians Universität München belegt inzwischen die soziale Kompetenz von Babys. Sie lernen durch Nachahmung und "verstehen", was an Handlungen beabsichtigt ist und was sich nur zufällig ereignet. So werden sie immer schlauer. Ihre Umwelt begreifen und erforschen Säuglinge aktiv durch Geruch, Gehör, Tasten, Sehen und Schmecken.

Was also liegt näher als angewandte Naturwissenschaft für Kleinkinder, die ihnen einen echten Wissensgewinn verschafft? Frau Barbara Pörschmann, Leiterin der naturwissenschaftlich ausgerichteten Münchner Kindertagesstätte in der Frundsbergstrasse ist von diesem Ansatz überzeugt: Ihre Jahresthemen orientieren sich am Interesse der Kinder: Heraus kommt z.B. eine Reise durch die Erdzeitalter vom Urmeer bis heute mit der passenden Tierwelt.

Mathematik im Kindergarten

Ein weiteres Beispiel: Die Modellkindertagesstätte St. Michael in Amberg hat unter anderem den Preis "Fit von Klein auf" der Bayerischen Krankenkassen gewonnen: Hier werden Kinder mit Basiswissen über Ernährung ebenso gefördert wie in musischer, sprachlicher oder sportlicher Hinsicht. Ob beim Einkauf fürs gesunde Frühstück oder im eigenen Labor: diese Kleinkinder sind kompetent und offen für Neues. Von der Lust einfach auszuprobieren schwärmten zuletzt auch die Mathematiker der Technischen Universität München. Ein Besuch ihrer Mitmach-Ausstellung ix-quadrat auf dem Campus in Garching hat sich zum echten Renner entwickelt. Mathematik pur fasziniert - ganz ohne Druck - besonders Vorschüler.

Die Szenen aus den Kindertagesstätten werden von Experten eingeordnet und unterstützt. Bei der frühen Bildung wurden Kinder bisher systematisch unterfordert, glaubt Professor Fthenakis. Der "Vater" des bayerischen Bildungsplans hat als Familienforscher und Pädagoge entscheidend an dem heutigen Konzept der Frühförderung in Bayern mitgearbeitet. In Naturwissenschaften sieht er eine Chance auch für die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Entscheidend für eine positive kognitive und emotionale Entwicklung sind verlässliche Beziehungen zu Eltern und Betreuerinnen.

Die Bindungstheorie ist ein Hauptthema der modernen Neuropädagogik und unter anderem Fachgebiet der Leiterin des Bayerischen Staatsinstituts für Frühpädagogik, Frau Dr. Fabienne Becker-Stoll. So kann Bildung gelingen, und der erste Schritt zum lebenslangen Lernen mit Freude ist getan.


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