ARD alpha - Campus


22

Prof. Dr. Colin Devey, Geologe Der Meeresboden - eine Umwelt, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat

Der Geologe Colin Devey vom GEOMAR-Helmholtz-Zentrum für Ozean-Forschung in Kiel erforscht den Meeresboden - eine Umwelt, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Mehr als 4/5 des Meeresbodens ist so schlecht kartiert, dass man seine Struktur nur skizzenhaft versteht.

Stand: 23.02.2024

Prof. Dr. Colin Devey: Der Meeresboden - eine Umwelt, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat

Wir haben viel bessere Karten und daher ein viel besseres Verständnis von der Rückseite des Mondes als von unserem eigenen Planeten. Mehr als 4/5 des Meeresbodens ist so schlecht kartiert, dass man seine Struktur nur skizzenhaft versteht. Der Meeresboden ist aber u.a. einer der weltgrößten Lebensräume, beeinflusst Ozeanzirkulation und damit langfristig das Klima, wird zunehmend bebaut oder abgebaut und beherbergt 10-fach mehr aktive Vulkane als die gesamte Landfläche. Der Hauptgrund für unseren schlechten Kenntnisstand in Sachen Meeresbodens ist natürlich das Wasser, das einen Zugang zum Ozeanboden erschwert. Dank neuer robotischer Technologien, ändert sich diese Situation aber rasant. Mittlerweile haben wir sowohl ferngesteuerte als auch völlig autonome Fahrzeuge, die uns ermöglichen langsam ein “Licht in die Dunkelheit” zu bringen. Wir entdecken einen Meeresboden, der enorm vielfältiger ist, als wir uns jemals vorgestellt haben. Anstelle der “Tiefseeebene” aus den Lehrbüchern stehen wir vor einem Meeresboden voller Berge und Täler. Statt einer inaktiven, leblosen “Wüste” finden wir eine komplexe und dynamische Umwelt vor, in der geologische Aktivität und ökologische Vielfalt ausschlaggeben sind. Wir erforschen und entdecken den letzten unbekannten Raum auf unserem Planeten, eine spannende, überraschende und zutiefst erfüllend Aufgabe.

Prof. Dr. Colin Devey - Vita

Colin Devey, Jahrgang 1961, ist geboren und aufgewachsen in Nordengland als Sohn eines Bergbau-Ingenieurs und einer Krankengymnastin. Schon mit 4 Jahren hat er zwischen den Bergbaumaschinen auf den Halden der Blei- und Zinkminen der Umgebung nach Mineralien gesucht. Obwohl während der Schulzeit er sich mehr zu Astronomie als Geologie hingezogen fühlte, reichten seine Mathefähigkeiten nicht aus, um es mit dem Weltraum während des Studiums aufzunehmen.

Er studierte Geologie 1979 - 1982 an der Royal School of Mines, University of London. Anschließend promovierte er an der University of Oxford, wo er an massiven Vulkaneruptionen in Indien, die gleichzeitig mit dem Aussterben der Dinosaurier stattfanden, arbeitete. Als Frischpromovierter ging er 1986 mit einem Stipendium der Royal Society of London für zwei Jahre nach Nancy in Frankreich, wo er seine erste Begegnung mit Unterwasservulkanen während seiner ersten Forschungsfahrt, an Bord des deutschen Forschungschiffs “Sonne”, hatte.

Am Ende der Fahrt 1988 bot ihn der Fahrtleiter eine 3-Jahres-Stelle an der Universität Kiel an. Aus diesen 3 Jahren wurden mittlerweile 30 Jahre Forschungstätigkeit in Norddeutschland!

Wichtige Meilensteine dieser Zeit waren die Berufung als Professor für die Petrologie der Ozeankruste an der Universität Bremen in 1998 und die Berufung als Professor für Ozeanvulkanismus am Forschungszentrum GEOMAR in Kiel 2004. Im Laufe der Zeit hat er über 20 Forschungsfahrten in allen Weltmeeren geleitet, unter anderem zu der Osterinsel und nach Pitcairn (wo die Nachkommen der Meuterer von der Bounty immer noch leben!) im Pazifik und auch zu St Helena-Insel (Napoleon´s Gefängnis und Sterbeort) im Atlantik.

Seit einigen Jahren ist er auch bei ZDF in der Reihe “Terra-X” tätig, wo er versucht die Zusammenhänge zwischen der Erde, ihre Geschichte und den Menschen anschaulich zu erklären.


22