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Corona Krise Lernen ohne festen Prüfungstermin – geht das?

Medizinstudierende aus ganz Deutschland wissen nicht, ob ihr Prüfungstermin Mitte April bleibt. Der Lernplan ist dahin. Die Motivation sowieso. Viele Studierende sind irritiert und verzweifelt.

Von: Anette Orth

Stand: 01.04.2020 22:54 Uhr

Prüfungstermin für Studierende verschieben? | Bild: Anette Orth

Seit über einem halben Jahr lernt Viola aus Saarbrücken für ihr 2. Staatsexamen in Medizin. Ihr Tag besteht seitdem aus einem festen Lernrhythmus. Handy aus. Pausen eingeplant. Der Stoff in Abschnitte eingeteilt. Viola lernt, wie jeder Coach es ihr raten würde. Dann kommt die Nachricht: das Staatsexamen findet möglicherweise in diesem Jahr nicht mehr statt. 

"Als ich das gehört habe, war ich geschockt. Ich dachte: das ist ein schlechter Scherz!"

Viola, 26 Jahre, 10. Semester, Universität des Saarlandes

Das selbstgewählte Handyverbot löst sie sofort auf, sie schließt sich einer facebook Gruppe an und hängt am Computer, immer auf der Suche nach neuen Informationen. Ihr Gedanke ist: das lassen wir uns nicht gefallen! Und sie lernt weiter. Sie versucht es zumindest. 

"Meine Motivation ist nicht mehr die Gleiche. Es fällt mir viel schwerer, mich zu konzentrieren. Vielleicht lerne ich völlig umsonst?"

Viola, 26 Jahre, 10. Semester, Universität des Saarlandes

Prof. Dr. Thomas Eckert, LMU, Prüfungstermin für Studierende verschieben? | Bild: LMU zum Artikel Corona Krise Was tun, wenn der Prüfungstermin nicht sicher ist?

Viele Studierende stehen gerade vor einer ungewöhnlichen Situation: Staatsexamen, in der Medizin oder für das Lehramt, sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Manche Studierende sprechen von „Psychoterror“. Wie kann die Lernmotivation erhalten bleiben? Darüber sprechen wir mit Prof. Dr. Thomas Eckert, er lehrt am Institut für Allgemeine Pädagogik – Erziehungs- und Sozialisationsforschung der LMU München. [mehr]

Staatsexamina stellen für jeden Studierenden eine enorme Belastung dar. Viola sagt, man sei ja nicht nur am Ende des Studiums, sondern auch mit den Nerven schon irgendwie am Ende. Und jetzt komme die Ungewissheit als weitere Herausforderung dazu: Findet die Prüfung statt? Wann? Und vor allem: wann erfahre ich das? Das sind die Fragen, die Viola jetzt jeden Tag beschäftigen. Und die ihr wertvolle Lernzeit stehlen. Trotz allem versucht sie aktiv mit der neuen Situation umzugehen, viel mit ihrem Freund und einer guten Freundin zu sprechen - ihren Frust, ihre Angst teilen. 

"Das ist wirklich wie ein Ventil. Der enorme Druck lässt etwas nach, wenn ich meine Sorgen erzählen kann, dann geht es mir besser."

Viola, 26 Jahre, 10. Semester, Universität des Saarlandes

Gefreut hat Viola, dass die Dekaninnen und Dekane, die Dozentinnen und Dozenten an der Seite der Studierenden stehen. Und vielleicht, so hofft sie, lehrt die neue Situation auch in der Zukunft etwas: dass auch Politikerinnen und Politiker mit den Studierenden sprechen und nicht nur über die Prüflinge gesprochen wird.


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