Corona Krise Was tun, wenn der Prüfungstermin nicht sicher ist?
Viele Studierende stehen gerade vor einer ungewöhnlichen Situation: Staatsexamen, in der Medizin oder für das Lehramt, sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Manche Studierende sprechen von „Psychoterror“. Wie kann die Lernmotivation erhalten bleiben? Darüber sprechen wir mit Prof. Dr. Thomas Eckert, er lehrt am Institut für Allgemeine Pädagogik – Erziehungs- und Sozialisationsforschung der LMU München.
Warum bringt es die Studierenden so durcheinander, wenn sie keinen festen Prüfungstermin haben?
Natürlich ist es belastend, wenn man sich sehr lange und intensiv auf eine Prüfung vorbereitet und dann wird diese auf einen unbestimmten Termin verschoben. Da ist es schwer, die (An-)Spannung aufrecht zu erhalten und die erhoffte Entspannung nach der Prüfung ist ebenfalls in weiter Ferne. Aber, ich halte es für den falschen Weg, nach Schuldigen zu suchen. Ich denke, es ist besser, diesen Aufschub als Chance zu begreifen. Man hat die Möglichkeit mehr Pausen zu machen und Abwechslung in seinen Lernalltag zu bringen. Man kann immerhin noch joggen, ein Buch lesen, das mit dem Lernstoff nichts zu tun hat, man kann etwas Leckeres kochen.
Wie beruhige ich mich selbst wieder?
Wir müssen alle lernen mit Dingen umzugehen, die wir nicht beeinflussen können. Sie können nicht beeinflussen, wie die Prüfungsämter mit den gegenwärtigen Bedingungen umgehen werden. Sie müssen darauf vertrauen, dass sie sich entgegenkommend verhalten werden. Aber sie können beeinflussen, wie sie mit der Vorbereitung auf die Prüfung umgehen. Sie müssen sich auf Ihre eigenen Fähigkeiten konzentrieren und auf Ihre Möglichkeiten, Ihre Vorbereitung wirksam zu beeinflussen. Entsprechend können Sie Ihre Vorbereitung so gestalten, dass Sie Fortschritte 'sehen', dass Sie Ihren Wissensstand erkennen können. Dazu hilft es auch, mit Personen zu chatten, die in einer ähnlichen Situation sind wie man selbst.
Wie halte ich den Lernstoff abrufbar im Kopf?
Ich kenne leider keine anderen Lernstrategien als die 'üblichen'. Visualisierung, (Um-) Organisation oder Strukturierung des Lernstoffes sind in jedem Fall hilfreich. Das hilft vor allem, wenn es um sinnvoll zusammenhängendes Wissen geht. Wenn es um wenig zusammenhängende Dinge geht, helfen Wiederholungen. Pausen sind wichtig!
Haben Sie einen ultimativen Tipp?
Ich denke, etwas Ablenkung hilft. Ob das nun Musik ist, Sport, Lesen oder etwas Anderes. Wir müssen lernen, unseren Alltag - und damit auch die Vorbereitungen auf eine Prüfung - auch unter den gegebenen Bedingungen abwechslungsreich zu gestalten. Es wird ein Leben nach der Corona-Krise geben. In diesem Leben werden Sie gebraucht. Niemand kann sich leisten, Sie nicht oder sehr spät zu prüfen. Also wird es eine Lösung geben müssen, die für Sie und für die Gesellschaft tragbar ist.