Extinction Rebellion Im Kampf für Klima und Umwelt
Nur noch ein paar Jahre bleiben für den Kampf gegen die Klimakrise. Die Umweltbewegung "Extinction Rebellion" will das mit starken Gesten in Erinnerung rufen. Aber nicht alle finden ihre Methoden gut.
Flyer, Banner, Kunststoffmatte. Lisa Poettinger hat alles zusammen, was sie für die heutige Aktion braucht. „Wir machen heute nur ein Die-In. Das ist einfach eine angemeldete Demonstration, bei der wir uns auf ein Stichwort alle tot auf den Boden legen“. Die Münchner Ortsgruppe von Extinction Rebellion hat ca. 20-50 Aktivist*innen, die regelmäßig dabei sind. Eine von ihnen ist Lisa.
Lisa Pöttinger, 24, studiert auf Lehramt Gymnasium mit der Fächerkombination Englisch, Schulpsychologie, Ethik, Deutsch als Zweitsprache und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sie ist seit November 2019 bei Extinction Rebellion aktiv und hat dort schon bei vielen verschiedenen Aktionen mitgemacht. Ihre Haupt-Motivation: dass ihre kleinen Geschwister in einer Welt leben können, die nicht durch die Folgen des Klimawandels geprägt ist. Das doppelte Engagement Studium und Aktivismus schafft sie zeitlich und finanziell Dank eines Stipendiums.
Oberstes Prinzip von XR: Ziviler Ungehorsam
"Fridays for Future" ist als Umweltbewegung zwar bekannter, aber auch Extinction Rebellion (kurz: XR) hat immer wieder viel Aufmerksamkeit bekommen. Gegründet wurde XR 2018 in Großbritannien, in dessen Hauptstadt London auch die bisher größten Aktionen stattfanden.
Die Gruppe beruft sich auf das Protestmittel des gewaltfreien, zivilen Ungehorsams, also bewussten Regel- oder Gesetzesbrüchen, um auf den Klimawandel hinzuweisen. Konkret heißt das: Die Aktivistinnen und Aktivisten ketten oder kleben sich fest, ziehen sich nackt aus, blockieren Straßen und veranstalten Trauerzüge oder satirische Demos, bei denen sie sich z.B. als Kohlelobbyisten verkleiden. All dies mit dem Ziel: Aufmerksamkeit zu bekommen, um am Ende das „Aussterben der Menschheit sowie anderer Lebewesen" zu verhindern.
20 Aktivist*innen wie tot auf einem Münchner Fußweg
Auch Lisa war schon bei solchen Aktionen dabei, sowohl in München als auch in Berlin. Heute protestiert sie gegen ein spezielles Projekt: den Autobahnbau durch den Dannenroeder Wald, „einer der letzten gesunden Wälder Deutschlands“, wie sie sagt. Deswegen findet die Aktion vor dem Münchner Verkehrsministerium statt. Auf Stichwort fällt sie mit 20 anderen Aktivist*innen wie tot um – und bleibt etwa zehn Minuten liegen. Das alles auf einem Fußgängerweg mitten in München. Wer eigentlich dort entlang wollte, muss einen Umweg nehmen. - Eine eher harmlose Aktion im Vergleich zu den sonstigen Straßenblockaden von XR.
Aktionen stoßen oft auf Unverständnis
Gerade die heftigeren Aktionen sorgen für Kontroversen, nicht nur bei Pendlerinnen und Pendlern, die Umwege nehmen müssen, sondern bei vielen Menschen in Deutschland. Trifft XR also den richtigen Ton, um Menschen von ihren Ideen zu überzeugen? Manche, wie der „Independent“-Journalist Sean O’Grady, werfen XR vor, sich von den Menschen zu entfremden: „Ihr Übermaß an Leidenschaft kompensiert nicht ihre Seltsamkeit, und sie scheitern dabei, ordentliche Leute zu überzeugen, die mit ihrem Anliegen sympathisieren, aber keine Mörder der Erde sind“, schrieb er in einem Artikel.
Extinction Rebellion polarisiert bewusst
XR erhält aber auch viel prominente Unterstützung, auch in Deutschland, unter anderem von Regisseur Fatih Akin, Schauspieler Bjarne Mädel, Sängerin Anna Loos und Autor Marc-Uwe Kling.
Lisa Poettinger ist mittlerweile beide Reaktionen gewohnt – Zustimmung wie Ablehnung:
Die Aktion vor dem Verkehrsministerium blieb jedenfalls ohne großes Echo: Nur wenige Passanten nahmen Flyer mit oder stellten sich dazu.
... Vielleicht hat wenigstens im Verkehrsministerium jemand durchs Fenster geblickt und sich gefragt, warum da Lisa und 20 andere Menschen wie tot auf dem Fußgängerweg liegen.