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Prof. Dr. Philipp W. Stockhammer, Archäologe Die Bronzezeit: Über mobile Frauen und soziale Ungleichheit

Der Historiker und Archäologe Prof. Dr. Philipp W. Stockhammer von der Ludwig-Maximilians-Universität München spricht bei Campus Talks über „Mobile Frauen und soziale Ungleichheit“ in der Bronzezeit.

Stand: 22.05.2022

Prof. Dr. Philipp W. Stockhammer: Die Bronzezeit: Über Mobile Frauen und soziale Ungleichheit

Durch die Kombination archäologischer und brandneuer naturwissenschaftlicher Verfahren ist es uns gelungen, völlig ungeahnte Einblicke in menschliches Leben in der Urgeschichte zu gewinnen. Wir haben die Gräberfelder einzelner Bauernhöfe im Lechfeld südlich von Augsburg untersucht und konnten feststellen, dass die Gehöfte von den Vätern an die Söhne vererbt wurden. Deren kamen jedoch aus vielen hundert Kilometer Entfernung ins Tal und alle Töchter mussten im Alter von rund 17 Jahren das Tal verlassen. Die fremden Frauen hatten ein hohes Ansehen und vermutlich brachten sie die entscheidenden technologischen Fortschritte dieser Zeit – wie etwa die Bronzetechnologie – mit ins Tal. Neben der Bauernfamilie mit den Frauen aus der Ferne lebten in den Gehöften aber auch arme, wohl aus der Umgebung stammende Individuen, die vermutlich als Knechte und Mägde in den Gehöften arbeiteten. Schon in der Prähistorie waren also insbesondere die Frauen ausgesprochen mobil und zugleich gab es zu dieser Zeit schon große soziale Unterschiede in ein und demselben Haushalt.

Prof. Dr. Phillip W. Stockhammer

Philipp W. Stockhammer ist Professor für Prähistorische Archäologie an der LMU München und Ko-Direktor des Max-Planck-Harvard-Forschungszentrums für die archäologisch-naturwissenschaftliche Erforschung des antiken Mittelmeerraums am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena.

Er studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Alte Geschichte an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Brüssel und Tübingen und wurde 2008 in Heidelberg in Ur- und Frühgeschichte promoviert.

Von 2008 bis 2016 forschte er am Heidelberger Exzellenzcluster „Asien und Europa in globalem Kontext“, 2012 bis 2016 war er zugleich Privatdozent an der Universität Basel, wo er sich 2012 habilitiert hatte. Seit 2010 ist Stockhammer Kollegiat der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, seit 2016 Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts.

Er leitet mehrere große, interdisziplinäre Forschungsprojekte, darunter ein ERC Starting Grant-Projekt zur Erforschung der Genese der ostmediterranen Küche.

Seine gegenwärtigen Forschungsprojekte widmen sich dem Übergang von der Steinzeit zur Bronzezeit in Mitteleuropa, den Trinksitten der frühen Kelten und Ernährung, Mobilität und kulturelle Interaktion im bronzezeitlichen Ostmittelmeerraum.


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