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Studieren in der Pandemie Mit Apps gegen den Corona Blues

Im Corona-Lockdown bedeutet Studieren vor allem Zuhause sitzen und Online-Vorlesungen schauen. Zwei preisgekrönte Start-Ups wollen Studierende mit innovativen Apps aus der Isolation helfen.

Von: Fabian Mader

Stand: 05.01.2021

Studieren in der Pandemie: Mit Apps gegen den Corona-Blues

Alicia Neumann hat sich ihr Forschungspraktikum an der Hochschule Ruhr West eigentlich anders vorgestellt. Sie studiert Psychologie und wollte ein halbes Jahr Praxis in der Wissenschaft sammeln. Stattdessen sitzt sie nun acht Stunden daheim in ihrem Zimmer am Laptop und schaut viele Online-Vorlesungen. Am Anfang habe sie sich noch gefreut, weil sie weniger in vollen Bahnen unterwegs zur Uni sein musste - aber inzwischen fehlt ihr der Austausch mit anderen - "das ist einfach viel Zeit, die man völlig ohne Kontakte verbringt."

Logo vom #Semesterhack 2.0 | Bild: Hochschulforum Digitalisierung (HFD) zum Artikel Digitales Wintersemester "And the winner is" beim #SemesterHack 2.0

Am #SemesterHack 2.0, dem lokalen Online-Hackathon zur digitalen Hochschulbildung beteiligten sich mehr als 380 Teilnehmer*innen. Veranstalter waren das Hochschulforum Digitalisierung (HFD), der Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der KI-Campus. Jetzt stehen die besten drei Projektideen fest. [mehr]

Mit dieser Situation wollte sie sich nicht einfach abfinden, zumal es ihre kleine Schwester noch härter trifft. Diese studiert gerade im ersten Semester und hat ihre Kommiliton*innen bisher genau einmal für wenige Stunden persönlich getroffen. Alicia hat daher beim "#SemesterHack 2.0" mitgemacht, Studierende konnten dort Ideen für web-basierte Anwendungen einbringen und Prototypen entwickeln. Sie schloss sich einem Team an, das ein Tool für Online-Vorlesungen entwickeln will - Studierende sollen sie bei der Lern-Plattform Moodle gemeinsam anschauen können. Mit dieser Idee haben sie sogar den ersten Platz gewonnen!

"Wir wollen die Leute wieder zusammenbringen und der Vereinsamung entgegen wirken, weil wir sie selbst empfinden - und weil wir auch nicht wollen, dass es anderen so geht."

Alicia Neumann, Studentin für Psychologie an der Hochschule Ruhr West

Die Idee zu "Lernflix – Stopp ich habe eine Frage!"

In mehreren digitalen Hörsälen können sich Studierende mit Freunden verabreden oder einfach so dazu schalten. Die Vorlesung läuft für alle gleichzeitig in einem Fenster - Studierende können sich währenddessen über einen Chat austauschen - falls sie etwas nicht verstanden haben - und mit Fähnchen Stellen markieren, zu denen sie noch Fragen haben. So soll es wieder ein bisschen wie früher mit Präsenzunterricht und dem direkten Austausch werden.

Die Informatik-Dozentin Carolin Straßmann hatte die Idee zu "Lernflix" ursprünglich im Gespräch mit einem Kollegen entwickelt. Sie machte sich Sorgen, weil einige Studierende sehr viel Zeit alleine vor dem Rechner verbringen und kaum Austausch mit anderen haben - der Chat bei "Lernflix" soll helfen, sie aus der Vereinsamung zu holen. Denn die kann gefährlich werden.

"Es gibt erste Studienergebnisse, die sagen, dass Studenten, die vorher keine Vorerkrankungen haben, jetzt ja mehr depressive Tendenzen haben, als es vor Corona der Fall war."

Dr. Carolin Straßmann, Hochschule Ruhr West

Die Idee zu "Memory Path – Learn it (on) your way!"

Auch Fridolin Katz und Hannes Stelzer wollen etwas gegen die Corona-Müdigkeit tun. Sie entwickeln eine App, die Lernen mit Spazierengehen oder Sportaktivitäten verknüpft. „Memory Path – Learn it (on) your way!“ ist ebenfalls preisgekrönt: Beim #SemesterHack 2.0 gabs für die App den dritten Platz. Der Wettbewerb war Teil eines weltweiten Online-Hackatons in 36 Ländern - und die beiden waren dabei. Ihre Lern-App gehörte zu den 28 final eingereichten Ideen. Die besten wurden prämiert und teilen sich jetzt die Förderung in Höhe von rund 150.000 Euro.

Mit ihrer App sucht man sich zunächst eine alltägliche Strecke aus. Den Weg ins Büro beispielsweise - dann verknüpft man das, was man lernen will, in Gedanken mit zentralen Orten auf dieser Route - einem Baum, dem Supermarkt, der Telefonzelle. Die App merkt, wenn ich an diesen Orten vorbeikomme und fragt mich dann nach dem, was ich gelernt habe. Dinge lassen sich so besser behalten, weil sie Teil einer Struktur werden - nämlich einer mir bekannten Wegstrecke.

Diese sogenannte Loci-Technik haben „bereits Aristoteles und Cicero benutzt, um sich zum Beispiel lange Vorträge zu merken,“ sagt Hannes. Mit ihrem preisgekrönten Konzept dürfen sie die App nun im Wintersemester produzieren. Aktuell suchen sie Schulen, die mit ihnen kooperieren wollen - die Technik wollen sie möglichst jedem verfügbar machen.

"Ich denke, dass das Lernen - gerade jetzt zur Corona-Zeit - vielen Menschen sehr schwer fällt - weil alles ist online. Wir wollen einfach mal den Menschen die Möglichkeit zu geben, ein anderes Format des Lernens zu wählen. Ich bin überzeugt davon, dass das für viele was Gutes sein kann."

Fridolin Katz, Student, Fachhochschule Hamburg

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Memory Path-Learn it (on) your way! The new Memory Place/ Loci Method. DigiEduHack Semesterhack 2.0 | Bild: Memory Path (via YouTube)

Memory Path-Learn it (on) your way! The new Memory Place/ Loci Method. DigiEduHack Semesterhack 2.0


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