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KI an der Uni Professor Roboter

Studenten führen momentan zwei Leben: Das eine, das private, findet zum großen Teil am Handy und im Netz statt. Das zweite, das an der Uni, ist oft noch erstaunlich analog. Stift, Papier, Buch. Ein Professor an der Uni Marburg will das endlich ändern.

Von: Fabian Mader

Stand: 06.02.2020

Professor Roboter: KI an der Uni

Lehramtsstudentin Sophia wartet heute auf die Sprechstunde bei einem ganz besonderen Professor. An der Uni Marburg ist seit Kurzem der humanoide Roboter Yuki im Einsatz. Er gibt jedem, der fragt, ein persönliches Feedback und Tipps zum Studium. Sophia ist kurz vor der Sprechstunde nervös.

"Ich hoffe, dass wir keine Kommunikationsschwierigkeiten haben und dass ich schlauer raus gehe, als ich reingegangen bin."

Sophia, studiert Anglistik auf Lehramt

Dann geht es los. Sophia hat auf dem Handy einen QR-Code gespeichert, den hält sie dem Roboter vor die Kamera. Ein kurzes Klicken als Signal, dann hat der Roboter sie erkannt.

"Hello Sophia, I scanned your QR-Code."

Yuki, Roboter

Nach kurzem Geplänkel kommt Yuki zur Sache. Sophia habe bisher 75% der Einheiten in ihrem Kurs erledigt, das findet er einerseits beeindruckend, anderseits fehlen ja noch 25%. Woran hakt es, fragt er. Verständnisprobleme? Sophia verneint. Sie habe eher Probleme mit dem Zeitmanagement. Auch da weiß Yuki Rat. Sie soll sich mehr Zeit nehmen für besonders schwere Einheiten und vor allem:

"Don’t procrastinate (Schiebe die Dinge nicht auf)."

Yuki Roboter

Da muss Sophia sogar kurz lächeln. Es ist interessant zu beobachten, wie natürlich der Gesprächsverlauf vor sich geht. Wenn Yuki etwas nicht auf Anhieb versteht, klickt Sophia auf das Tablet, das der Roboter an der Brust trägt. Dort kann sie zwischen verschiedenen Themenbereichen wählen. Ihr Fazit ist nach dem Testlauf positiv:

"Die Hemmschwelle ist geringer, weil man sich nicht gleich so verurteilt fühlt, wie das manchen Dozenten der Fall sein kann."

Sophia, Lehramtsstudentin

Außerdem ist Yuki auch außerhalb der Bürozeiten immer erreichbar. Ausgedacht hat sich die Roboter-Sprechstunde Anglistik-Professor Jürgen Handke. Er experimentiert seit Jahren mit digitalen Lehrformen.

"Gestern hatte ich Sprechstunde. Es kamen vier Studierende, die dieselbe Frage gestellt haben, nämlich: Ob ich sie mündlich prüfe und wann. Beim ersten war ich gut drauf, beim zweiten dachte ich, na ja, wie viele kommen noch? Beim dritten ging die Laune langsam nach unten und den vierten hätte ich am liebsten rausgeworfen. Solche Dinge kann mir ein Roboter gut abnehmen."

Prof. Dr. Jürgen Handke, Anglist

Unterm Strich, hofft Handke, hat er so mehr Zeit für die wirklich wichtigen Fragen der Studenten. Auch im Hörsaal setzt er Yuki ab und an ein. Beispielsweise kann der Roboter ein Quiz veranstalten. Handke bewegt sich dann frei durch die Reihen der Studenten, beantwortet Fragen, hilft bei Schwierigkeiten. Für ihn ist die digitale Lehre keine Spielerei.

"Es geht mir darum, Zeit zu gewinnen. Der Hauptgewinn sind Freiräume für eine bessere individuelle Betreuung der Studierenden."

Prof. Dr. Jürgen Handke, Anglist


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