Zwischen Chemo und Klausuren Studieren mit Krebs
Diagnose Krebs – ein Schock für Max und Lea. Beide sind aktiv, erfolgreich im Studium , Max studiert im Bachelor Technische Physik an der Hochschule Coburg, Lea steht kurz vor Ihrem Staatsexamen in Medizin an der Universität München. Nach der Diagnose Lymphom (Max) und Leukämie (Lea) haben sie ihre Krebs-Therapie erstmal erfolgreich abgeschlossen. Ihre Hoffnung: Jetzt wieder gesund und fit werden, weiter studieren. Wie klappt das im Corona-Wintersemester 2020?
Eine unerwartete Diagnose
Max und Lea gehören zu rund 15 000 jungen Erwachsenen, die in Deutschland jedes Jahr an Krebs erkranken. Besonders häufig bei jungen Erkrankten sind Lymphdrüsenkrebs, Leukämien oder Brust- und Hodenkrebs.
Bei frühzeitiger Diagnosestellung ist die Überlebensrate junger Erwachsener hoch: etwa 80% der Betroffenen überstehen ihre Krebserkrankung.
Trotzdem werfen Diagnose und Therapie Betroffene wie Max und Lea natürlich aus ihrem gewohnten Studentenleben. In einem Lebensalter, in dem sie sich selbständig die eigene Zukunft aufbauen wollen, müssen sie plötzlich darum kämpfen, zu überleben und wieder Kraft zu sammeln.
Der Kampf zurück ins eigene Leben
Eine erste Entwarnung bekommen Betroffene erst 5 Jahre nach Therapie-Ende. Solange muss Krebs als chronische Erkrankung regelmäßig überwacht werden. Chemo- und Stammzell-Therapie haben zudem Nebenwirkungen, die Patienten noch länger beeinträchtigen.
Konzentrationsschwierigkeiten, Stress-Labilität oder depressive Phasen sind häufige Spätfolgen. Ihr geschwächtes Immunsystem und das sogenannte schnell ermüdende „Chemobrain“ trainieren Lea und Max jetzt wieder. Doch die Therapie hat nicht nur die Krebszellen, sondern alle Zellen in ihrem Körper angegriffen. Körper und Seele müssen wieder ins Gleichgewicht finden.
Auch wenn sie sich beide wieder auf ihr Studium konzentrieren – ab jetzt müssen sie für sich die richtige Balance im Leben wiederfinden.
Beide studieren im Wintersemester 2020 - und profitieren dabei auch von den virtuellen Kursangeboten. Ihre Hochschulen, Familien und Freunde unterstützen sie. Und das Netzwerk und Informationen der „Deutschen Stiftung Junge Erwachsene mit Krebs“. Hier finden sie Austausch vor Ort, bundesweit existieren inzwischen lokale Treffpunkte, so wie in Coburg und München.
Zumindest online können Max und Lea deshalb auch in der Pandemie-Zeit Kontakt zu anderen Betroffenen halten, die ähnliche Fragen oder Sorgen haben, wie sie selbst.
Auch wenn sie seit der Diagnose andere Erfahrungen machen als ihre Kommilitonen und bis zum Abschluss länger brauchen werden, als geplant: Ihr Ziel ist es, in ihrem Fach weiterkommen und sich eine neue Perspektive zu schaffen.
Studieren trotz Krebserkrankung – wo gibt´s Unterstützung?
Wer an Krebs erkrankt, sollte möglichst direkt nach der Diagnose die Hochschule über die Krankschreibung informieren. Direkte Ansprechpartner sind Studiengangkoordinatoren, auch Dozenten oder Professoren.
Hochschulen, Universitäten und Studentenwerke haben außerdem eigene Beratungsstellen für Studierende mit Behinderung und chronischen Erkrankungen – wie Krebs.
Weil die Diagnose meist Ältere betrifft, und die Krankheit Studierende von Kommilitonen trennen kann, helfen auch Netzwerke junger Betroffenen vor Ort: Um sich auszutauschen oder praktische Alltagstipps zu bekommen, zu Finanzierungsfragen, Reha-Möglichkeiten oder speziellen Sportangeboten. Die bundesweiten Treffpunkte der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs haben z.B. auch Lea und Max bereits genutzt.
Tipps
1. Sofort Anträge stellen
Junge Krebspatienten bzw. ihre Eltern können Diagnose und Therapiekosten schnell in finanzielle Schwierigkeiten bringen, aber es gibt Unterstützung.
- Einmalige Soforthilfe bietet der Härtefonds der Deutschen Krebshilfe []
- Zuzahlungsbefreiung bei der Krankenkasse
- Vergünstigungen durch den Schwerbehindertenausweis
- Erwerbsminderungsrente beantragen [web pdf „Erwerbsminderungsrente das Netz für alle Fälle“ von der dt. Rentenversicherung]
2. Immatrikuliert bleiben!
Zuerst ein Kranken- oder Urlaubssemester beantragen - so riskiert ihr nicht, euren Studien- oder Wohnheimplatz zu verlieren - oder die Familienversicherung über die Eltern. Auch ein Stipendium kann so erstmal weiterlaufen. Auch die Rückmeldung nicht vergessen!
3. Wann exmatrikulieren?
Eine Finanzierungsfrage: Erst nach der Exmatrikulation zahlt der Staat eine Hilfe zur Lebensgrundsicherung, also Hartz4.
Manche Hochschulen bieten an, den Studienplatz erst einmal „ruhen zu lassen“ - so könnt ihr zumindest euren Semesterbeitrag einsparen und später direkt ins Folge-Semester starten.