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Zwischen Chemo und Klausuren Studieren mit Krebs

Diagnose Krebs – ein Schock für Max und Lea. Beide sind aktiv, erfolgreich im Studium , Max studiert im Bachelor Technische Physik an der Hochschule Coburg, Lea steht kurz vor Ihrem Staatsexamen in Medizin an der Universität München. Nach der Diagnose Lymphom (Max) und Leukämie (Lea) haben sie ihre Krebs-Therapie erstmal erfolgreich abgeschlossen. Ihre Hoffnung: Jetzt wieder gesund und fit werden, weiter studieren. Wie klappt das im Corona-Wintersemester 2020?

Von: Monika Haas

Stand: 04.12.2020

Zwischen Chemo und Klausuren: Studieren mit Krebs

"Ich werde nur eine Projektarbeit machen, die ich auch größtenteils zuhause machen kann."

(Max, Physik-Student)

"Es ist schwierig, den Spagat zwischen Patientin und Studentin zu meistern, besonders, bei meinem Fach, bin ich eigentlich in der anderen Rolle."

(Lea, Medizin-Studentin)

Eine unerwartete Diagnose

Max und Lea gehören zu rund 15 000 jungen Erwachsenen, die in Deutschland jedes Jahr an Krebs erkranken. Besonders häufig bei jungen Erkrankten sind Lymphdrüsenkrebs, Leukämien oder Brust- und Hodenkrebs.

Bei frühzeitiger Diagnosestellung ist die Überlebensrate junger Erwachsener hoch: etwa 80% der Betroffenen überstehen ihre Krebserkrankung.

Trotzdem werfen Diagnose und Therapie Betroffene wie Max und Lea natürlich aus ihrem gewohnten Studentenleben. In einem Lebensalter, in dem sie sich selbständig die eigene Zukunft aufbauen wollen, müssen sie plötzlich darum kämpfen, zu überleben und wieder Kraft zu sammeln.

Der Kampf zurück ins eigene Leben

"Es fühlt sich anders an und eigentlich soll ich jetzt weitermachen, so wie ich es vorher gemacht habe, aber ich bin nicht mehr wie vorher."

(Lea)

Eine erste Entwarnung bekommen Betroffene erst 5 Jahre nach Therapie-Ende. Solange muss Krebs als chronische Erkrankung regelmäßig überwacht werden. Chemo- und Stammzell-Therapie haben zudem Nebenwirkungen, die Patienten noch länger beeinträchtigen.

Konzentrationsschwierigkeiten, Stress-Labilität oder depressive Phasen sind häufige Spätfolgen. Ihr geschwächtes Immunsystem und das sogenannte schnell ermüdende „Chemobrain“ trainieren Lea und Max jetzt wieder.  Doch die Therapie hat nicht nur die Krebszellen, sondern alle Zellen in ihrem Körper angegriffen. Körper und Seele müssen wieder ins Gleichgewicht finden.

Auch wenn sie sich beide wieder auf ihr Studium konzentrieren – ab jetzt müssen sie für sich die richtige Balance im Leben wiederfinden.

"Da ist das Ziel, dass ich in der Reha fit werde, um im nächsten Jahr wieder gut durchzustarten."

(Max)

Beide studieren im Wintersemester 2020 - und profitieren dabei auch von den virtuellen Kursangeboten. Ihre Hochschulen, Familien und Freunde unterstützen sie. Und das Netzwerk und Informationen der „Deutschen Stiftung Junge Erwachsene mit Krebs“. Hier finden sie Austausch vor Ort, bundesweit existieren inzwischen lokale Treffpunkte, so wie in Coburg und München.

Zumindest online können Max und Lea deshalb auch in der Pandemie-Zeit  Kontakt zu anderen Betroffenen halten, die ähnliche Fragen oder Sorgen haben, wie sie selbst. 

Auch wenn sie seit der Diagnose  andere Erfahrungen machen als ihre Kommilitonen und bis zum Abschluss länger brauchen werden, als geplant: Ihr Ziel ist es, in ihrem Fach weiterkommen und sich eine neue Perspektive zu schaffen.

"Ich muss jetzt auch nicht gleich wieder losdüsen. Obwohl ich mir das eigentlich wünschen würde, weil ich jemand bin, der gerne anpackt und losgeht. Aber ich muss gerade neue Dinge lernen."

(Lea)

Studieren trotz Krebserkrankung – wo gibt´s Unterstützung?

Wer an Krebs erkrankt, sollte möglichst direkt nach der Diagnose die Hochschule über die Krankschreibung informieren. Direkte Ansprechpartner sind Studiengangkoordinatoren, auch Dozenten oder Professoren.

Max mit seiner Schwester.

Hochschulen, Universitäten und Studentenwerke haben außerdem eigene Beratungsstellen für Studierende mit Behinderung und chronischen Erkrankungen – wie Krebs.

Weil die Diagnose meist Ältere betrifft, und die Krankheit Studierende von Kommilitonen trennen kann, helfen auch Netzwerke junger Betroffenen vor Ort: Um sich auszutauschen oder praktische Alltagstipps zu bekommen, zu Finanzierungsfragen, Reha-Möglichkeiten oder speziellen Sportangeboten. Die bundesweiten Treffpunkte der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs haben z.B. auch Lea und Max bereits genutzt.

Tipps

1. Sofort Anträge stellen

Junge Krebspatienten bzw. ihre Eltern können Diagnose und Therapiekosten schnell in finanzielle Schwierigkeiten bringen, aber es gibt Unterstützung.

2. Immatrikuliert bleiben!
Zuerst ein Kranken- oder Urlaubssemester beantragen -  so riskiert ihr  nicht, euren Studien- oder Wohnheimplatz zu verlieren - oder die Familienversicherung über die Eltern. Auch ein Stipendium kann so erstmal weiterlaufen.  Auch die Rückmeldung nicht vergessen!

3. Wann exmatrikulieren?
Eine Finanzierungsfrage: Erst nach der Exmatrikulation zahlt der Staat eine Hilfe zur Lebensgrundsicherung, also Hartz4.
Manche Hochschulen bieten an, den Studienplatz erst einmal „ruhen zu lassen“ - so könnt ihr zumindest euren Semesterbeitrag einsparen und später direkt ins Folge-Semester starten.


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