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Campus Europa La Sorbonne - Elite in der Stadt des Lichts

In Sichtweite des Eiffelturms, mitten im Quartier Latin, erscheint das prächtige Hauptgebäude wie eine Festung: Ein Hauch von Geschichte durchzieht die alten Mauern der Universität von Paris. Die Sorbonne blickt auf eine über 800 Jahre alte Tradition. Sie zählt zu den ältesten Universitäten der Welt.

Von: Corinna Benning

Stand: 25.06.2018

Campus Reportage: La Sorbonne - Die neuen Universitäten

Ursprünglich als Theologenschule für mittellose Studenten gegründet, erwuchs sie im Laufe der Jahrhunderte zum geistigen Zentrum Frankreichs. Im Mittelalter galt sie, neben Bologna und Oxford, als bedeutendste Bildungsstätte des Abendlandes und eines der geistigen Zentren Europas. Heute sind 26.000 Studenten aus 120 Nationen, die von tausend Hochschullehrern unterrichtet werden, hier eingeschrieben.

1968 als die Studentenproteste ganz Frankreich erschütterten, blieb für die Sorbonne nichts mehr beim Alten. Zerschlagen in 13 unabhängige Hochschulen tragen seither nur noch drei ihren traditionellen Namen: Sorbonne Nouvelle, Sorbonne de Paris und Pantheon-Sorbonne.

Campus Reportage: La Sorbonne - Elite in der Stadt des Lichts

Die Sorbonne heute

Wer an der Sorbonne studiert und hinter die ehrwürdigen Mauern will, muss jeden Tag aufs Neue die Wächter überwinden. Seit vor einigen Jahren Terroranschläge verübt wurden, wird hier jeder von den „blauen Portiers“ kontrolliert. Hat man sie erst einmal passiert, gelangt man in den Coups d`Honneur, dem Ehrenhof der 1253 von Robert de Sorbon gegründeten Universität.

Die Statue des Dichters und Denkers Victor Hugo zeugt vom akademischen Schwerpunkt der Sorbonne: Bis heute ist sie in den Geisteswissenschaften und Philologien eine der führenden Universitäten der Welt. Im Zentrum des Quartier Latin, wo Studenten und Professoren einst lateinisch sprachen, kann man noch den Geist der berühmten Lehranstalt mit ihrer Mischung aus heiterer Gelassenheit, mönchischer Gelehrsamkeit und wilder 68er Revolte spüren. Sie werden im traditionsreichen Teil der alten Gesamtuniversität an der Rue des Ecoles im 5. Arrondissement von Paris in den Fächern Sprachen, Kunst, Archäologie, Geschichte und Geographie unterrichtet.

Die Pracht der Sorbonne: Bibliothek und Grans Salons

Wer durch die traditionsreichen Hallen schreitet, glaubt sich in einem Schloss. Doch die geschwungene Treppe, ein Meisterwerk französischer Schmiedekunst, führt nicht in einen Thronsaal, sondern zu einem anderen prächtigen Ort.

Die « Bibliothèque de la Sorbonne » wird Ende des 13. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Wegen des großen Umfangs ihrer früheren Sammlungen ist sie bis heute eine bedeutende Forschungsbibliothek. Die Standardwerke eines jeden Wissenschaftsgebietes können jederzeit hier eingesehen werden. Ein Bestand von über 4 Millionen Bänden - größtenteils durch Schenkungen der einstigen Mitglieder des Kollegiums entstanden, die ihren Bücherbesitz aus Dankbarkeit der Stätte ihrer Studien übereigneten.

Ehrentreppen und Festsäle an der Sorbonne.

Vom Glanz vergangener Tage zeugen auch die pompösen Ehrentreppen und Festsäle der Sorbonne. Die zentralen historischen Ereignisse um die Gründung der Universität durch Robert de Sorbon, die Ernennungszeremonie durch Ludwig den Heiligen und die Grundsteinlegung durch Kardinal Richelieu – die prägenden Gestalten der Universität von Paris sind hier für immer auf prächtigen Wandreliefs verewigt.

Seit dem frühen Mittelalter war die Sorbonne das zentrale Lehrsaalgebäude und damit der Hauptsitz der theologischen Ausbildung in Frankreich. Aufgrund des Bildungsmonopols des Klerus galt sie als die maßgebliche Autorität in allen Fragen des Glaubens und Wissens. Berühmte Persönlichkeiten haben die Sorbonne absolviert, unter ihnen auch Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Johannes Calvin, Pierre Janet, Marie und Pierre Curie und Simone de Beauvoir.

Paris, das die Elite des Landes in sich vereinigt, nimmt dem Rest alles Interessante“, das hat Madame de Stael, französische Schriftstellerin und berühmte Goethe-Freundin einmal gesagt. Und wer möchte ihr widersprechen? Das glanzvolle Paris der Belle Epoque symbolisierte einst den Aufbruch in eine neue Zeit. Paris, die Stadt des Lichts, leuchtet mit der Sorbonne für die Bildungselite von morgen.


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