ARD alpha - Campus


4

Prof. Dr.-Ing. Holger Ruckdäschel, Ingenieur Kunststoffe – Ein nachhaltiger Baustein für unsere Zukunft

Wie aus Kunststoffen nachhaltige neue Bausteine entstehen können, das erklärt der Materialwissenschaftler Holger Ruckdäschel von der Uni Bayreuth. Kunststoffe sind seit ihrer Entdeckung vor 100 Jahren in vielen Anwendungen unersetzlich. Sie sind schon lange fester Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden.

Von: Andrea Roth

Stand: 02.06.2022

Prof. Dr.-Ing. Holger Ruckdäschel: Kunststoffe – Ein nachhaltiger Baustein für unsere Zukunft

Kunststoffe tragen zudem als Problemlöser dazu bei, dass wir die bevorstehenden globalen Herausforderungen meistern und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen erreichen. Für die nachhaltige Nutzung von Polymeren ist an vielen Stellen aber ein Umdenken erforderlich, neue Innovationen sind gefragt. Dazu zählen die Schaffung geschlossener Stoffkreisläufe, die möglichst ressourceneffiziente Herstellung und viele andere Aspekte. Diese Punkte adressieren Prof. Holger Ruckdäschel und sein Team in ihrer Forschung.

Gerade beim Klimawandel sind neue Wege bei der Gewinnung und Speicherung von Energie wichtig. Neben erneuerbaren Energien spielt Wasserstoff in vielen Überlegungen eine zentrale Rolle. Um Wasserstoff als alternativen Treibstoff im Automobil oder in der Luftfahrt zu nutzen, forscht das Team um Holger Ruckdäschel an sicheren und leichten Tanks. Nur kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe sind in der Lage den extremen Anforderungen gerecht zu werden. Darüber hinaus beschäftigen Sie sich aber auch mit effizienten Dämmstoffen für Gebäude, um die Energieverluste so gering wie möglich zu halten.

Nicht nur bei der Entwicklung neuer Werkstoffe nimmt die Digitalisierung eine Schlüsselrolle in unserer Forschung ein. Das Team nutzt digitale Technologien auch, um Prozesse effizienter zu machen und deren CO2-Fussabbruck zu senken. Beispielsweise kann durch künstliche Intelligenz in kunststofftechnischen Fertigungsprozessen die Produktivität gesteigert werden.

Die geschaffenen Materialien prüft das Team mit analytischen Verfahren auf Herz und Nieren. Die spätere Anwendung sieht es nicht nur im Sport, der Medizintechnik oder in der Elektronik. Das Team geht einen Schritt weiter und betrachtet auch mögliche Recyclingrouten und bioabbaubare bzw. biobasierte Werkstoffe. In den nächsten Jahren ist davon auszugehen, dass Kunststoffabfälle als Wertstoff gesehen werden und eine deutlich stärkere Rückführung in den Rohstoffkreislauf stattfinden wird.

Kommt es dennoch zu einer Freisetzung von Plastik in die Umwelt, zersetzt sich der Kunststoff durch Umwelteinflüsse in kleinere Partikel, das sog. Mikroplastik. Zusammen mit vielen anderen Forschern und Forscherinnen aus der Biologie, Geologie und Chemie an der Universität Bayreuth untersuchen sie, welche Auswirkung diese Mikroplastik auf die Umwelt und auf die Menschen hat.

Um die aufgezählten Innovationen voranzutreiben, bündelt die TU München dafür Naturwissenschaftler, Ingenieure und Informatiker unter einem Dach. Sie arbeiten daran, dass Kunststoffe nicht mehr als Problem, sondern als Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Welt gesehen werden.

Prof. Dr.-Ing. Holger Ruckdäschel

Seit Anfang 2021 leitet Holger Ruckdäschel den Lehrstuhl Polymere Werkstoffe an der Universität Bayreuth. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf den Bereichen Anwendungsorientierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Basis dafür ist das grundlegende Verständnis von Verarbeitung, Struktur und Eigenschaften von polymeren Materialien.

Seit Anfang dieses Jahres leitet Holger Ruckdäschel zudem als Geschäftsführer die außeruniversitäre Forschungseinrichtung Neue Materialien Bayreuth GmbH. Hier steht die Entwicklung nachhaltiger Materialien und Prozesse für Kunststoffe, Metalle und Verbundwerkstoffen im Vordergrund. Die Themen additive Fertigung, Digitalisierung und Lebenszyklusanalyse sind drei wichtige Wachstumsfelder des Unternehmens. 

Vor seiner Berufung als Professor war Holger Ruckdäschel insgesamt 13 Jahre für die BASF tätig. In seiner letzten Position leitete er die digitale Strategie des Bereichs Performance Materials. Zu Beginn seiner Karriere in der BASF entwickelte er in der Polymerforschung neue Schaumstoffe und legte Produktionsanlagen aus. Danach baute er ein Forschungsteam im Bereich Windenergie auf und entwickelte Technologien als auch Strategien für das Geschäft Kunststoffadditive. Im Anschluss leitete er das globale Team digitale Innovationen und Geschäftsmodelle für die Kunststoffindustrie. Er war in seiner Zeit in der BASF für Menschen, Technologien und Budgets im Bereich mehrerer Millionen verantwortlich.


4