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Prof. Dr. Jürgen Udolph, Namenskundler Warum heißen wir, wie wir heißen?

In Deutschland gibt es ca. 850.000 verschiedene Familiennamen. Woher kommen sie und was bedeuten sie?

Stand: 19.02.2021

Prof. Dr. Jürgen Udolph: Namensforschung: Warum heißen wir, wie wir heißen?

Familiennamen sind Zeugen der Geschichte. Sie geben Hinweise auf die Herkunft der Vorfahren, ob diese im deutschen Sprachgebiet beheimatet waren oder eingewandert sind. Sie enthalten deutliche Angaben zum Wohnsitz der Namensträger (bis hin zu Straßennamen oder einem konkreten Haus). Familiennamen geben ferner Auskunft über Beruf, Neigung, Marotten, Aussehen oder Charakter des Vorfahren - kurzum: In den Namen spiegelt sich menschliches Verhalten in allen seinen Facetten wider.

Um die Namen zu klären, muss man sich in der Sprachwissenschaft auskennen, vor allem in der Sprachgeschichte. Dazu gehören auch die Dialekte, denn aus den Dialekten heraus sind viele Familiennamen entstanden. Dabei geht es nicht nur um das Deutsche (Hochdeutsche), sondern auch um Niederdeutsch, Friesisch, Sorbisch, um die Nachbarsprachen Polnisch, Tschechisch, Ungarisch, Französisch, Niederländisch, Dänisch, und auch um die Sprachen der vielen Flüchtlinge, die in Deutschland aufgenommen worden sind. In deren Namen finden wir Relikte aus dem Litauischen, Lettischen, Ukrainischen, Russischen, Rumänischen, Bulgarischen usw.

Prof. Dr. Jürgen Udolph: Diskussion zu: Warum heißen wir, wie wir heißen?

Jürgen Udolph ist Inhaber und Gründer der Firma „Zentrum für Namensforschung“ in Leipzig. Er studierte Slavistik und Finnougristik an der Universität Göttingen und promovierte mit der Arbeit „Studien zu slavischen Gewässernamen und Gewässerbezeichnungen - ein Beitrag zur Frage nach der Urheimat der Slaven“. Auch in seiner Habilitation beschäftigte er sich mit Gewässernamen: „Die Stellung der Gewässernamen Polens innerhalb der alteuropäischen Hydronymie“. Von 1998 bis 2005 war Jürgen Udolph Fachberater für Namenforschung beim Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, von 2000 bis 2008 Professor für Onomastik an der Universität Leipzig.

Buchtipps:

  • 2007 (zusammen verfasst mit Sebastian Fitzek): „Buch der Namen – woher sie kommen – was sie bedeuten“
  • 2016: Martinus Luder - Eleutherius - Martin Luther. Warum änderte Martin Luther seinen Namen? Heidelberg 2016.

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