Dr. habil. Juliane Bräuer, Geoanthropologin Warum Tiere klüger sind, als wir denken
„Mich hat schon immer interessiert, was im Kopf eines Tieres vorgeht, was es denkt, auch was es fühlt – das ist der Grund weshalb ich Biologie studiert habe. Mit der 'Vergleichenden Psychologie' fand ich das Fachgebiet, das solche Fragen untersucht. Es geht um die kognitiven Fähigkeiten im Tierreich, die mit Fähigkeiten des Menschen verglichen werden."
"Wir befassen uns also mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Mensch und Tier. In den letzten 20 Jahren wurden herausragende und unerwartete Fähigkeiten im Tierreich entdeckt – viele von denen man annahm, das sie einzigartig menschlich sein. So benutzen z.B. Krähenvögel und Schimpansen nicht nur Werkzeuge – sondern stellen sie auch selbst her. Ich selbst habe mit nachgewiesen, dass Menschenaffen Werkzeuge planvoll herstellen, um sie später zu benutzen. Im sozialen Bereich war eine wichtige Erkenntnis, dass nicht nur unsere nächsten Verwandten, sondern viele andere Tierarten dem Blick eines Artgenossen folgen – und eine Vorstellung davon haben, was ihr Gegenüber sieht."
Auf der Suche nach tierischen Talenten
"Unser Bezugspunkt in der Vergleichenden Psychologie ist der Mensch. Dadurch wurden bis jetzt vorwiegend Fähigkeiten untersucht, bei denen der Mensch besonders gut abschneidet. Um Tiere wirklich zu verstehen, sollten wir bei Tieren nicht ausschließlich nach solchen typisch menschlichen Talenten suchen. Denn jedes Tier ist an seine Umgebung angepasst - und hat genau die Fähigkeiten entwickelt, die es dafür braucht in seiner Nische zu überleben. Um z.B. Hunde besser zu verstehen, erforsche ich gerade, wie Kognition und Geruch zusammen hängen: also was ein Hund „denkt“, wenn er eine Spur wahrnimmt."
Seit 2016 ist Juliane Bräuer leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin Friedrich-Schiller-Universität & Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. 2013 bis 2015 war sie Koordinatorin, Dozentin und Postdoktorandin an der Friedrich-Schiller-Universität, Jena, 2012 bis 2013 Projektkoordinatorin Orang-Utans in Not e.V. in Leipzig, 2007 bis 2012 Postdoktorandin am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, 2002 bis 2006 Doktorandin am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und von 1999 bis 2002 Studentische Hilfskraft am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.
Seit 2016 ist Juliane Bräuer Leiterin für Hundestudien am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena. 2014 war sie Koordinatorin der SFB-Initiative zu Person Perception an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und 2007 bis 2012 war sie Koordinatorin für Hundestudien am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.
2007 hat sie dissertiert in Biologie mit dem Thema "Perspective taking and food competition in great apes" (Prof. Michael Tomasello, magna cum laude). 2002 ging ihre Diplomarbeit in Biologie über "Food retrieval dependent on the visual accessibility of the food in domestic dogs" (Canis familiaris).