ARD alpha - Campus


0

Zerstörte Bildungslandschaft Ukrainische Hochschulen unter Beschuss

"Der Schaden belaufe sich auf rund fünf Milliarden Euro", berichtete das britische Onlinemagazin Times Higher Education (THE) mit Verweis auf Regierungsangaben. Mittlerweile sind mehr als 1.800 Bildungseinrichtungen im Krieg in der Ukraine zerstört worden.

Stand: 09.06.2022

KIEW, UKRAINE - 25. MAI: Ein Blick auf die zerstörte Staatliche Steueruniversität, die von Zivilisten während russischer Angriffe als Unterschlupf genutzt wurde, in Irpin, Ukraine am 25. Mai 2022. | Bild: picture alliance / AA | Dogukan Keskinkilic

Hochschulen, Kindergärten und über 1.000 Schulen hat es schwer getroffen.

Konkrete Pläne zum Wiederaufbau der Hochschulen in der Ukraine gibt es laut Akademiepräsident Anatolij Sahorodnij aber noch keine, derzeit stehe die militärische Verteidigung des Landes im Fokus.

"Unsere Forscher haben jetzt natürlich vermehrt die Chance, mit europäischen Ländern Kontakte zu knüpfen, aber die Gefahr ist, dass es zu einer verstärkten Abwanderung hoch qualifizierter Forscher kommt. Natürlich hoffen wir, dass sie wieder zurückkommen."

Anatolij Sahorodnij, Präsident der ukrainischen Nationalakademie der Wissenschaften

Anatolij Sahorodnij hatte die internationale Wissenschafts-Community bereits im März in der Zeitschrift "Nature" um Unterstützung gebeten. Er wollte damit einen extremen Braindrain, eine Abwanderung vor allem junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, verhindern und den Akademiker:innen vor Ort in der Ukraine helfen. Tausende seien bereits geflohen, entweder in westliche Landesteile in der Ukraine oder ins Ausland. Etwa zehn Prozent des wissenschaftlichen Personals der Ukraine sei zurzeit in Forschungseinrichtungen in Europa tätig. Dort versuchten sie soweit möglich, virtuell weiterzuarbeiten und ihre internationalen Forschungskooperationen weiterzuführen. Laut Berichten zwischen unterschiedlichen Hochschulen und Akademien in Europa und der Ukraine laufen aktuell Gespräche um entsprechende Programme.

Charkiw, die Studentenhauptstadt der Ukraine besonders hart getroffen

Inna Sowsun, Professorin an der Kiewer Wirtschaftshochschule sowie der Nationalen Universität Kiew-Mohyla-Akademie und ehemalige stellvertretende Bildungsministerin, sprach Mitte Mai gegenüber THE von vier zerstörten Universitäten – in Luhansk, Donezk, Charkiw und Saporischschja – und 25 weiteren, die beschädigt seien. Charkiw, die Studentenhauptstadt der Ukraine, sei besonders hart getroffen worden, insbesondere die Nationale Wassyl-Karasin-Universität Charkiw.

Andauernde Umzüge der Hochschulen - Wunsch nach Wiederaufbau

Die Nationale Universität Donezk sei während des Krieges erfolgreich umgezogen, sagte Sowsun, aber andere ukrainische Hochschulen hätten nach einem ersten Umzug erneut weiterziehen müssen, da sich die Frontlinien verschoben hätten. Nach Sowsuns Ansicht müsse in Städten unter ukrainischer Kontrolle dennoch bereits mit dem Wiederaufbau begonnen werden.

Nuklearkatastrophe gerade noch vermieden - Tote und Flüchtende von ukrainischen Hochschulen

Bisher haarscharf einer Katastrophe wie einst in Tschernobyl entgangen ist laut Sahorodnij das Kharkiv Institute of Physics and Technology, deren Nuklearanlage mehrfach bombardiert worden sei. Die Energiequelle der Einrichtung sei bei einem Raketenangriff zerstört worden, nukleares Material sei aber nicht freigesetzt worden. Zumindest in diesem Fall seien die Gebäude systematisch angegriffen worden. An Universitäten und Akademien seien bislang zehn Professoren durch Artillerieangriffe oder russische Soldaten getötet worden, so Akademiepräsident Anatolij Sahorodnij.

Quelle: Britisches Onlinemagazin Times Higher Education (THE) mit Verweis auf Regierungsangaben, Kontakt durch Deutschen Hochschulverband (DHV)


0