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WG-Geschichten Tausche Bildung für Wohnen

Elektrotechnik-Student Imad zahlt für sein WG-Zimmer keine Miete. Er tauscht Bildung für Wohnen und gibt als Gegenleistung für die kostenlose Unterkunft Kindern in Duisburg-Marxloh Nachhilfe. Campus Magazin hat ihn besucht.

Von: Lukas Hellbrügge

Stand: 30.04.2019

Bildungsprojekt: Wohnen gegen Nachhilfe

In dem Viertel leben viele benachteiligte Familien, Imads Hilfe wird hier dringend gebraucht. Seine Nachhilfeschüler trifft er in der „Tauschbar“ – die ist fünf Minuten von seiner WG entfernt.

Wenn die Kinder am frühen Nachmittag ankommen, kickert Imad erstmal mit den Kids: Die Lernpaten sind nämlich mehr als nur Nachhilfe-Lehrer: Sie wollen stark machen fürs Leben, Selbstvertrauen vermitteln. Und das klappt besser, wenn Imad seine Schüler gut kennt. Insgesamt besteht das Team aus 10 Lernpaten. Einige von ihnen machen Bundesfreiwilligendienst und engagieren sich in Vollzeit für das Projekt. Imad muss 30 Stunden pro Monat ableisten. Klingt erstmal wenig, ist aber  oft auch anstrengend, auch weil Imad viele Schicksale mitbekommt. Dass er nicht jedem helfen kann, musste er auch erst lernen:

"Man selbst hat nur ein bestimmtes Maß an Energie und Kraft. Man muss schauen, wie man das aufteilt. Man kann sich nicht zerreißen, sonst geht man daran kaputt."

Imad, Lernpate im Tausche Bildung für Wohnen e.V.

Finanziert wird das Projekt aus öffentlichen Zuschüssen und Spenden. Zum Beispiel haben Familien, die auf Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld angewiesen sind, Anspruch auf Leistungen aus dem „Bildungs- und Teilhabepaket“. Der Staat bezahlt dann für die Nachhilfe der Kinder.

Mit in Imads WG wohnen Lukas und Vivianne. Die beiden sind erst vor wenigen Wochen eingezogen, Imad ist schon seit drei Jahren dabei. Dass sie sich alle drei zusammen für bessere Bildung engagieren, hat von Anfang an für ein gutes Klima in der WG gesorgt, erzählt Imad: „Uns verbindet, dass wir alle einen gewissen Idealismus haben. Und auch etwas trotzig und rebellisch sind. Dass wir sagen: Wir gehen nach Marxloh, ein Viertel, das verschrien ist, und machen die Welt besser. Auch wenn es nur ein kleines Stück ist.“

Infos zum Projekt beim Verein "Tausche Bildung für Wohnen":


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