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WG-Geschichten Die vegane WG

Die Regensburger Studenten Manuel, Lena und Johanna leben in einer Wohngemeinschaft zusammen und  in ihrem Kühlschrank findet man kein Fleisch und nur sehr selten tierische Produkte. Denn hier gilt die strikte Regel "kein Fleisch in der WG". Campus Magazin war bei ihnen zu Besuch.

Von: Lukas Hellbrügge

Stand: 10.07.2020

Essen auf der Terrasse | Bild: BR

Wenn Manuel Kick für seine WG einkaufen geht, sieht das anders aus als bei den meisten seiner Kommilitonen an der Regensburger Uni. Denn der Psychologiestudent geht nicht einfach in einen Supermarkt und haut sich seinen Einkaufswagen mit Milch, Wurst und Bier voll.

Er und seine Mitbewohner verzichten komplett auf Fleisch und legen außerdem Wert darauf, nachhaltig und fair zu leben. Deshalb isst Manuel Eier und Milchprodukte nur dann, wenn er sie beim Foodsharing bekommt und sie sonst im Müll gelandet wären.  Und Obst und Gemüse holt sich die WG nicht beim Discounter, sondern beim Bauern. Für Manuel gab es eine ganze Palette von Gründen, vegan zu leben: Ökologisch, man spart sehr viel CO2. Dann auch das Politische: Eine andere Spezies auszubeuten. Das Tierleid. Aber es gibt für ihn auch spirituelle Gründe, er fragt sich: "Warum muss ich mich in einer Form ernähren, die mit dem Töten von Lebewesen zu tun hat?“

"Fair-Teiler" rettet Lebensmittel vor der Mülltonne

Die Innenstadt von Regensburg ist das erste Ziel von Manuels Einkaufstour: Auf einer hölzernen Plattform stehen drei Kühlschränke des „Fair-Teilers“. Hier bringen Leute Nahrungsmittel hin, die sie nicht mehr brauchen. Auch Supermärkte und Cafés übergeben nach Ladenschluss Übriggebliebenes an das Team des Fair-Teilers.

So landen die ungewollten Lebensmittel nicht in der Mülltonne, sondern im Magen von umweltbewussten Menschen wie Manuel. Er packt ein Glas Senf ein – das ist zwar schon angebrochen, aber noch haltbar. So einen Lebensstil alleine durchzuziehen ist viel schwieriger als im Team. Deshalb ist Manuel froh, dass er eine vegane WG gefunden hat.

"Für mich war es am Anfang auch schwierig, weil ich ein Umfeld hatte, in dem noch ganz normal Fleisch gegessen wurde. Und mir hat es sehr gut getan, in Regensburg anzukommen und in meiner WG anzukommen, wo das gemeinsam praktiziert wird. Das ist eine enorme Erleichterung."

Manuel

Müllvermeiden im speziellen Unverpacktladen

Direkt nebenan ist der Regensburger Unverpacktladen. Hier kauft Manuel Reis und Leinsamen; beides füllt er in mitgebrachte Gläser ab. Der Vorteil: Es entsteht kein Verpackungsmüll. Nächste Station von Manuels Einkaufsreise: Ein Gemüsekeller um die Ecke. Dort packt Manuel frische Kartoffeln vom Bauern aus der Region direkt in einen Jute-Beutel. Mit seiner fairen Beute geht es zurück in die WG.

Dort warten schon die Mitbewohnerinnen Johanna und Lena. Auch sie essen kein Fleisch, trinken aber schon mal ein Glas Milch. Sie geben zu: Fleisch schmeckt ihnen, aus ethischen und moralischen Gründen verzichten sie aber darauf. Und dieser Verzicht fällt leichter, wenn Freunde und Mitbewohner mitziehen.

Vegan zu leben - eine Lebenseinstellung

"Ich glaube, dass die Blase einfach hilft. Hier im Freundeskreis würde mir jetzt niemand einfallen, der Fleisch isst. Und ich glaube, das macht so vieles einfacher. Wenn es zum Beispiel Veranstaltungen im Umfeld gibt, da kann ich davon ausgehen, dass das Essen mindestens vegetarisch ist, wenn nicht sogar vegan."

Johanna

"Ich habe das umgesetzt, als ich ein Buch gelesen hatte, das heißt ‚Tiere essen‘. Da wird aufgezeigt, was die Massenproduktion von Fleisch für die Umwelt bedeutet. Deshalb ist es für mich nicht vertretbar, Fleisch zu essen. Erstmal mache ich das nur für mich, ich esse kein Fleisch. Aber wenn man merkt, dass es auch Einfluss auf andere hat, ist das toll. Meine Oma hat gesagt, sie ist auch weniger Fleisch, als ich damit aufgehört habe."

Lena

Leben ohne Mangelerscheinungen

Als Veganer muss Manuel dafür sorgen, dass sein Körper auch ohne tierische Produkte bekommt, was er braucht: Kocht er Reis, packt er Leinsamen dazu, sie liefern Eiweiß und Öle. Vitamin-B12 schluckt er als Tablette – sonst ist dieses Vitamin vor allem in tierischen Produkten vorhanden.

Dass die vegan-vegetarische Lebensweise immer mehr Verbreitung findet und auch die Mensa in Regensburg jeden Tag ein veganes Gericht anbietet, freut Manuels Mitbewohnerin Johanna. In ihrer Wahrnehmung ist es relativ normal, dass jeder jemanden kennt, der so lebt, vegan vielleicht noch nicht so, aber langsam kommt die Gesellschaft da auch noch hin.

Zum Mittagessen gibt es in der WG heute Gemüse mit Seitan und Reis. Und dazu einen frischen Salat. Johanna verfeinert ihn mit dem angebrochenen Senf, den Manuel beim Fair-Teiler besorgt hat.

Manuels spezieller Smoothy-Tipp

Wenn sich Manuel etwas besonders gesundes gönnen will, dann püriert er sich aus regionalem Gemüse, selbst gesammelten Wildkräutern und gerettetem Obst einen Smoothy. Als leckere Eiweißportion mischt er eine Handvoll geröstete Sonnenblumenkerne und bei Bedarf etwas Stevia zum Süßen dazu.


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